Die Sommersonnenwende ist vorbei und trotzdem, oder gerade deshalb, wird in vielen Ländern in der Nacht vom 23. Auf den 24. Juni ausgiebig gefeiert. Diese Nacht ist etwas ganz besonderes, sie ist magisch. Die Johannisnacht ist voller geheimnisvoller Geschichten. Da tummeln sich Dämonen und Hexen, das Wasser bekommt eine wundersame Kraft, für Eingeweihte öffnen sich Fenster in die Zukunft und das Feuer hat eine reinigende Wirkung. Es ist also kein Wunder, dass die Menschen in dieser Nacht gern an Wunder glauben.
Die Nacht von heute auf morgen nennt man hier auf der Insel la Noche de San Juan und sie wird traditionell sehr feurig gefeiert. Wasser und Strand, lodernde Feuer, der Geruch von verbranntem Holz und viele Wünsche sind die Zutaten der magischen Nacht. Je nach Gemeinde sind die Feiern unterschiedlich aber überall stehen das große Feuer und die Riten im Mittelpunkt, die durch das Verbrennen von alten Gegenständen das Böse vertreiben und das Gute anziehen sollen. Heute Nacht bringen Feuer und Wasser das Glück für das ganze Jahr, Sorgen und Sünden werden verbrannt und die Wünsche und Träume werden dem Wasser übergeben. Viel Glück für alle, die daran glauben!
In Icod de los Vinos haben die Vorbereitungen für das große Fest schon vor einigen Tagen begonnen. Der Mittelpunkt der Veranstaltung liegt an diesem Tag allerdings nicht in der Stadtmitte oder auf der Plaza um die Kirche sondern am Strand unserer kleinen Stadt, la Playa San Marcos. Icod de los Vinos feiert übrigens auch nicht den erwachsenen Johannes sondern das Wickelkind – el Juanito.
Vor der kleinen Kapelle an der Promenade wartet der kleine Mann bereits schön aufgeputzt auf seinen großen Auftritt. Ein paar Stunden muss er sich allerdings schon noch gedulden, denn er wird erst um zehn Uhr abends von starken Männern die Strasse Richtung Icod hinauf getragen werden. In einer Kurve oberhalb von San Marcos ist bereits ein Kreuz aufgestellt worden. Dort trifft der kleine Heilige dann auf die Pilger, die mit ihren Fackeln vom Berg herunter ziehen.
Noch ist es aber nicht so weit, auch wenn sich immer mehr Menschen am Strand ihr Plätzchen für die nächsten Stunden sichern. Sie kommen ausgestattet mit Badetüchern Kühltaschen, Kerzen und Fackeln. Die Lokale und Bars sind schon längst zum Bersten voll, einen Sitzplatz zu ergattern ist Glücksache.
Ungefähr um zehn Uhr ist es dann soweit. Klein Juanito macht sich mit Hilfe von sechs kräftigen Männern auf den Weg zu seinem Treffpunkt mit den normal Sterblichen etwas oberhalb der Bucht. Dort brennt schon ein großer Holzhaufen, die Musiker warten auf ihren Einsatz und die Polizei kontrolliert zum aller letzten Mal ob die Straße frei von Autos ist.
Am Strand wird mit lauter Musik im Vordergrund gefeiert, getrunken und gelacht – und dann kommen sie wirklich! An der Spitze natürlich San Juanito, wie er in Icod genannt wird, im Gefolge erschöpfte, aber fröhliche Feuerträger. Sie tragen ganz spezielle Fackeln, so genannte Hachitos mit sich. Die schönsten Hachitos de San Juan werden in El Amparo durch die Nacht getragen und die großen und schweren Exemplare bleiben natürlich am Berg, aber mit der kleineren Ausführung der Fackeln strömen unzählige Menschen an den Strand. Die Prozession nimmt und nimmt kein Ende. Die Lichterkette wandert in Kurvenform den Hügel abwärts. Das ersehnte Ziel – la Playa de San Marcos.
Die Musik dröhnt, die Diskolichter gleiten durch die Nacht und alle Menschen ergreifen die Möglichkeit, sich einmal im Jahr mit viel Spaß und Gelächter von allen Sünden rein zu waschen. Wie das geht? Man muss sich nur um Punkt Mitternacht rückwärts in die Fluten des Atlantik stürzen und siebenmal untertauchen. Ob dabei die Technik wirklich wichtig ist? Ich glaube nicht, Spaß und Lebensfreude sind die Hauptsache!
Auf die heiße Nacht folgt dann noch ein besonderer Tag, Dia San Juan und wenn es in der Woche der Sonnenwende regnen sollte, werden diese himmlischen Tropfen lágrimas de San Juan, die Tränen von Johannes dem Täufer, genannt. Aber das nur nebenbei.
•*¨*•❥ Magische Momente verändern dein Leben, aber in welche Richtung das entscheidest du allein …
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Ich liebe deine Beschreibungen und Geschichten über unsere 2. Heimat. Wie schaffst du das alles? Ich bewundere deine Art zu schreiben und habe viel Freude beim Lesen . LG Gisela
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es wird auch Zeit, dass du wieder einmal auf der Insel landest 🙂 Liebe Grüße und weiterhin viel Spass beim Lesen – und – ich freue mich über jeden Kommentar 🙂
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