Icod de los Vinos, 8. Juli 2016
An der Küste von Los Silos wurde vor vielen Jahren das Skelett eines gestrandeten Wales aufgestellt und wenn man von der Stelle weiter geht – oder fährt – landet man in einer ganz eigenartigen Landschaft. Es fühlt sich fast so an, als ob irgendjemand die Sahelzone in einen Teil von Teneriffa, der Insel des ewigen Frühlings, getragen hätte. Aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal, heute ist der Walfisch an der Reihe.
Treffen sich ein Walfisch und ein Thunfisch. Sagt der Walfisch zum Thunfisch:“Was wollen wir tun Fisch?“ Sagt der Thunfisch zum Walfisch:“Du hast die Wahl Fisch!“
Vielleicht hat sich dieser Walfisch dafür entschieden, einmal im Leben selbst Land zu betreten weil er sich als Säugetier im Wasser nicht wohl gefühlt hat? Ich werde es nie erfahren, aber egal warum, das Riesentier ist auf dem trockenen Land gestrandet und hat sich nicht mehr ins überlebenswichtige Wasser retten können. Neugier schützt eben vor Strafe nicht und jetzt steht das imposante Skelett an der Küste von Los Silos.
Wenn man in Los Silos zum öffentlichen Schwimmbad fährt, kommt man zuerst an einem alten Brennofen vorbei und einige Meter weiter kann man in der Ferne, direkt an der Playa Charco de las Arañas seit dem Jahr 2008 ein ungewöhnliches Gebilde in der Luft schweben sehen. Es ist das vollständige Skelett eines Seiwales.
Es ist der Zusammenarbeit der Stiftung Global Nature, der Stiftung für Tierschutz Canarias Conservación und der Stadt Los Silos zu verdanken, dass wir dieses Skelett jederzeit sehen können. Einfach so, ohne in ein Museum gehen zu müssen, mitten in der Natur. Das Projekt ist unter dem Namen „Skulpturen der Natur“ bekannt und das Skelett des Seiwals in Los Silos ist eines von mehreren, die an verschiedenen Orten auf einigen Kanarischen Inseln als eine Art Hommage an die rund um die Kanarischen Inseln heimischen Meeressäugetiere aufgebaut wurden.
Im September 2011 wurde in der Nähe des Schwimmbads von Los Silos tatsächlich ein fünfzehn Meter langer, toter Pottwal angeschwemmt. Der schwere Kadaver wurde von der Seenotrettung damals in den neuen, noch im Bau befindlichen, Hafen von Garachico gebracht. Dort wurde der Fisch am nächsten Tag mit Hilfe eines Baukrans aus dem Wasser gehoben, auf einen LKW verladen und in die PIRS-Anlage in Arico gebracht. Nach vielen Untersuchungen war für die Fachleute sicher, das der Wal nicht durch menschliches Verschulden, sondern durch eine Infektion um sein Leben betrogen wurde. Es wurden weder Spuren einer Kollision mit einem Boot oder gar einer Vergiftung gefunden. Er war gut genährt und in seinem Magen fanden die Tierärzte sogar noch Überreste von Tintenfischen und Riesenkraken.
Zwei riesige Skelette an der Küste wären doch noch spektakulärer als eines, oder? Der Bürgermeister von Los Silos wollte den Zufall nutzen und hatte den Plan, auch die Überreste dieses Walfisches an der Küste aufstellen zu lassen. „Die Natur hat diesen gigantischen Meeressäuger vor unsere Küste gespült. Nun möchten wir, dass er dorthin zurückkehrt und dort seine letzte Ruhe findet.“ war seine Begründung dafür. Eine ganz neue Erkenntnis, denn der Walfisch, dessen Skelett in der Bucht von Los Silos in der Luft schwebt, wurde nicht auf Teneriffa sondern 2005 an eine Küste von Gran Canaria gespült. Also weit, weit weg. Angeblich hat der Riesenfisch wegen innerer Parasiten nicht überlebt. Dieser Wal war ungefähr zwanzig Meter lang und wog zu Lebzeiten 45 Tonnen. Er war tatsächlich ein richtiges Schwergewicht!
Übrigens – in der griechischen Mythologie wurde das Meerungeheuer, wie der Walfisch damals genannt wurde, von einem Helden getötet. Der mutige Perseus rettete die schöne Andromeda, die an einen Fels gekettet dem Meeresungeheuer Ketos geopfert werden sollte, und bekam sie als Lohn zur Frau. Heute sind sowohl der Walfisch als auch die anderen Darsteller der Legende als Sternbilder am Himmel verewigt.
•*¨*•❥ Loriot meinte in einem seiner Sketche „dass der Walfisch das kleinste lebende Säugetier sein könnte, wenn er nur nicht so groß wäre.“ Der gute Mann hatte vollkommen recht, so könnte es sein, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre …