Einen Tag vor dem österreichischen Nationalfeiertag steht ein kulinarisch viel wertvollerer Festtag im Kalender. Am 25. Oktober ist Weltnudeltag! Dünn, dick, gedreht, gewalzt – grün, gelb, schwarz oder rot! Heute ist mein Tag – und die Welt feiert den Tag der Nudel!
Kärntnernudel oder Kasnudel wie wir sagen, sind keine Nudeln wie Spaghetti, sondern Teigtaschen, die mit einer Mischung aus Kartoffeln, Topfen und verschiedenen Kräutern gefüllt werden – und die gibt es heute bei uns. „Wer net krendeln kann, der kriagt kan Mann.“ So oder so ähnlich lautet ein Spruch in Kärnten. Nachdem ich nachweislich schon ein paar Jahrzehnte verheiratet bin, könnt ihr also davon ausgehen, dass ich mein Handwerk beherrsche! Falls sich irgendwer von euch auch an die Arbeit machen möchte, schreibe ich euch hier mein Rezept auf. Je nachdem wie groß ihr die Nudeln macht, bekommt ihr ungefähr vierzehn bis sechzehn Stück in den Topf.
Also hier einmal die Zutaten für den Nudelteig:
250 g glattes Mehl,
1TL Salz,
1 Ei,
8 EL Wasser
Für die Fülle koche ich ein halbes Kilo Kartoffeln und zerdrücke sie anschließend in einer Schüssel. Dann kommt ein halbes Kilo Bröseltopfen, Salz, etwas Pfeffer und viele frische Kräuter wie Petersil, Schnittlauch, Minze, etwas Estragon und Oregano dazu. Fein gehackte Zwiebel lasse ich in etwas Butter glasig werden und auch das kommt in die Schüssel. Alles richtig gut durchmischen und fertig ist eine köstliche Fülle.
Den gekneteten Nudelteig lasse ich mindestens eine Stunde rasten, damm rolle ich ihn mit dem Nudelholz ziemlich dünn aus,und platziere in regelmäßigen Abständen die Füllekugeln darauf – und dann geht es ans Nudel machen. Versucht es einfach, es ist wirklich nicht schwer! So viel Teig drüberschlagen, dass noch rundherum ein schmaler Rand bleibt. Den Teig gut an die Fülle andrücken und die Nudeln mit einem Glas ausstechen. Man kann die Teigränder auch mit Daumen und Zeigefinger so zusammendrücken, dass ein zackenartiger Rand entsteht. Wenn alle Nudeln fertig sind, in kochendes Salzwasser einlegen und zehn Minuten ziehen lassen. Ich gebe sie dann noch in eine Pfanne mit heißer Butter, denn so bekommen die Nudeln einen leicht knusprigen Boden. Fertig! Dazu gibt es eine Schüssel grünen Salat – guten Appetit!
Wenn bei mir noch Teig übrig bleibt, rolle ich ihn ganz, ganz dünn aus und schneide Bandnudel draus. In ein bis zwei Tagen trocknen die Nudeln und entweder gibt es dann hausgemachte Bandnudeln mit Steinpilzsauce oder ich verwende sie einfach als Beilage. Das gelingt ganz ohne Nudelmaschine – auch wenn es ziemlich mühsam ist, den Teig so dünn auszurollen. Doch die Mühe zahlt sich aus, sie schmecken nämlich sagenhaft gut!
Übrigens, die Kärntner Nudel war schon im Mittelalter bekannt. Ein gewisser Paolo Santonino, ein Sekretär des Patriarchen von Aquilea berichtete anlässlich einer Reisen durch das Drautal darüber. Er schrieb im Jahr 1487 in seinen Reiseaufzeichnungen über jene von „fleißzigen Frawen gefertigten Teigwerke mit schmackhaften Inhalte“
Sieben Jahre, bevor Christoph Kolumbus die Neue Welt entdeckte, reiste Santonino von Caorle nach Kärnten und beschrieb in seinen Aufzeichnungen nicht nur den Zustand der Pfarren, sondern vor allem auch die Pfarr- und Schlossküchen. Auf Burg Kühnegg im Gailtal sah sein Speisezettel beispielsweise so aus: „Erstens Brathühner, Rebhühner und Lammstücke, zweitens gesottene Hühner in Suppe, drittens Fische aus dem Presseggersee ohne Suppe, viertens ausgezeichnetes Kraut mit Speck, fünftens Gepfeffertes, heiß und suppig mit Hühnerhälsen, -lebern und –füßen, sechstens Pfannkuchen mit sauren Äpfeln, siebentens Fleisch vom jungen Schöps in der Suppe, achtens Gerste in fetter Fleischsuppe, neuntens Äpfel, Birnen, Käse und grüne Nüsse, dazu schneeweißes Brot und Wein so klar, dass er nur durch den Geschmack von Wasser zu unterscheiden war.“
Berichte wie dieser finden sich in Santoninos Reisebeschreibungen aus den Jahren 1485 bis 1487 ungezählte, und zwar gleichgültig, ob der Herr Sekretär gerade an deutsch- oder slowenischsprachigen Tafeln zu Gast war. Die Liebe der Kärntner Bevölkerung zu Schmaus und Trank, zu Opulenz und Fülle, vor allem aber auch zu einer großzügigen Gastfreundschaft ist also schon sehr früh dokumentiert. Die Kärntner Küche ist eine Mischung aus italienischer, slawischer und der typisch österreichischen Alpenküche. Ein klassisches Beispiel dafür sind die Kärntner Nudeln, unsere Kasnudeln, die eine auffallende Ähnlichkeit mit den italienischen Ravioli haben.
Wir lassen es uns schmecken …
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