WeihnachtsSterne ohne Zimt und Zucker

Es weihnachtet sehr – auch auf Teneriffa. stern5  Keine Ahnung, wie viele Weihnachtssterne dieses Jahr in allen Städten verteilt und gepflanzt worden sind. Es müssen Unmengen sein. Sind sie nicht traumhaft schön?

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Auf der Insel nennt man den Weihnachtsstern la flor de pascuas und auch bei fast sommerlichen Temperaturen gehören die roten Sterne zum Weihnachtsfest und zur Weihnachtsstimmung – wie bei uns daheim der Christbaum und das Tannengrün.

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In den Gärtnereien wird aufgerüstet, denn alle Jahre wieder hat der Weihnachtsstern seinen großen Auftritt in kleinen Orten und großen Städten auf der ganzen Insel. Damit das so ist, rücken jedes Jahr im November hunderte Gärtner an. Sie schwärmen aus und verwandeln Plätze und Parkanlagen in ein richtiges Weihnachtssternmeer. Um die Weihnachtszeit werden sämtliche Blumenkübel, Verkehrsinseln und sogar sonst unbeachtete Strassenränder blumig dekoriert.

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In Puerto de la Cruz leuchten die Sterne nicht nur auf dieser Plaza vor der Kirche, in der ganzen Stadt wurden ungefähr 10.000 Pflanzen in die Erde gesteckt. In Santa Cruz sorgen sogar über 50.000 Pflanzen für einen stimmungsvollen Advent in der Stadt!

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Auch wir, also die Finca ARTlandya, sind momentan von einer roten Blütenpracht umgeben und bis unsere Besucher den Weg vom Parkplatz durchs Eingangstor schaffen, vergeht immer mehr Zeit. Die Weihnachtssterne waren schon seit Jahren nicht mehr so herrlich anzusehen.  Nachdem in den letzten Wochen kein starker Wind oder gar Sturm aufgetaucht ist, zeigen die Sträucher, wie üppig sie blühen können – wenn man sie lässt!

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Unsere Weihnachtssterne haben sich schon vor ein paar Wochen für das Fest im Dezember gerüstet und die Farbe ihrer Blätter verändert! Auf dem Foto könnt ihr den Unterschied zwischen einfachen und gefüllten Blüten erkennen. Die linke Blüte gehört zum einfachen Weihnachtsstern, das rechte Exemplar wird eine wunderschöne, gefüllte Blüte werden.

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Was vor ein paar Wochen noch ziemlich unscheinbar ausgesehen hat, ist nun zur wahren Schönheit erblüht. Wobei blühen wohl der falsche Ausdruck ist, denn der Weihnachtsstern gehört zur Familie der Hochstapler. Die roten Blätter, die wir als Blüte ansehen sind nur dafür da um Insekten und kleine Vögel anzulocken und nichts anderes, als verfärbte grüne Blätter. Die unscheinbaren Blüten würden uns mit Sicherheit nicht begeistern. Sie sind relativ klein, gelb-grünlich und unscheinbar. Ohne den prunkvollen Aufputz würden wir die Pflanze in der Natur wahrscheinlich als Unkraut bezeichnen.

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Der Weihnachtsstern ist heute fast auf der ganzen Welt bekannt und überall hat die Blume einen anderen Namen bekommen. Die Azteken nannten die Blume Cuitlaxochitl und der Legende nach war sie die Lieblingsblume des letzten Herrschers der Azteken. Montezuma, so war sein Name, glaubte, dass die roten Blätter durch die Blutstropfen des gebrochenen Herzens einer unglücklich verliebten aztekischen Göttin entstanden seien. Die Sage verbreitete sich mit den Spaniern bis nach Europa und vielleicht wurde die Pflanze an den französischen Fürstenhöfen deshalb „Stern der Liebe“, Etoile d’amour genannt.

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Es gibt aber auch noch eine andere alte, fast vergessene Weihnachtsgeschichte, die von einem kleinen, mexikanischen Mädchen erzählt. Ihr Name war Pepita und das Mädchen war so arm, dass es am Weihnachtsabend kein Geschenk für das Jesuskind hatte. Es gab nichts, was sie ihm am Heiligen Abend als Geschenk in die Krippe der Kapelle legen konnte. Trotzdem ging das Mädchen zur Kirche und blieb traurig vor der Kirchentür stehen. Es konnte nur zusehen, wie die anderen Dorfbewohner ihre Geschenke in die Kirche hinein trugen.

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In der Nähe der Kirche stand eine steinerne Engelsfigur, die fast ganz von Unkraut überwuchert war. Plötzlich sprach eine leise Stimme aus der Dunkelheit. „Bringe dieses Unkraut in die Kirche, und das Christkind wird dich und die Pflanzen segnen.“  Ziemlich ratlos kniete sie sich in die Wiese, sammelte ein paar Gräser und pflückte noch ein paar andere unscheinbare Pflanzen. Dann band sie ein kleines Sträußchen und brachte ihr Geschenk ganz verschämt in die Dorfkapelle. Als sie den farblosen Strauß in die Krippe legte, verwandelten sich die Gräser in Blumen. Plötzlich wurden die Blätter an der Spitze jedes Stängels leuchtend rot, als würden sie brennen. Alle glaubten an ein Wunder und von diesem Tag an hießen die roten Blumen Flores de Noche Buena, Blumen der Heiligen Nacht. Wir nennen sie meistens liebevoll Weihnachtsstern.

Aber wie kam der Weihnachtsstern wirklich in unsere europäischen Wohnzimmer? Seine Heimat ist Mexiko und schon lange vor dem Erscheinen der spanischen Eroberer in Amerika war die Pflanze den Indianern heilig. Aus den roten Blättern gewannen die Azteken eine Medizin die gegen Fieber half, außerdem erzeugten sie daraus eine Farbe, mit der sie ihr Tempel und Paläste bemalten. Der Name Cuitlaxochitl bedeutete bei den Azteken dahinwelken und  Blume. Sie war  ein Symbol für ein neues Leben, denn man glaubte, dass Krieger, die im Kampf gefallen waren, wieder auf die Erde zurückkehren würden, wenn sie den Nektar der Blume trinken würden. Der Weihnachtsstern war für sie ein Symbol der Reinheit und Unschuld, eine Kultpflanze. stern5 Ob sich diese Sichtweise auf die spanischen Eroberern übertragen hat weiß ich nicht, aber im 17. Jahrhundert schmückten spanische Franziskanermönche den Altar ihrer Missionsstation im mexikanischen Taxco del Alarcon für die Christmesse mit den roten Blättern der Pflanze. Eine Art von Schmuck, der innerhalb weniger Jahrzehnte zur weihnachtlichen Tradition der Kirche wurde.

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In ihrer Heimat wächst die Pflanze hauptsächlich in den tropischen Laubwäldern Mittel- und Südamerikas. Erst im Jahr 1804 brachte – wie könnte es anders sein – der Naturforscher Alexander von Humboldt einige Pflanzen von seiner Amerikareise mit nach Europa. Hier erhielt sie 1833 den botanischen Namen Euphorbia pulcherrima. Das bedeutet soviel wie die Allerschönste der Wolfsmilchgewächse.

Ihre steile Karriere in Europa begann die Pflanze mit den feurigen Scheinblüten als Zierpflanze für reiche Leute, doch schon nach kurzer Zeit wanderte sie in andere tropische und subtropische Regionen weiter – und verwilderte. Das ist auch der Grund, warum der Weihnachtsstern heute an vielen Orten der Erde als sogenannte Wildpflanze sogar an Strassenrändern als immer wieder blühender Strauch wächst. Teneriffa ist der beste Beweis dafür, oder?

Den Siegeszug trat der Weihnachtsstern in Amerika an – ein roter Stern, der aus dem Westen kam und die ganze Welt eroberte. Seine weltweite Beliebtheit verdankt der Weihnachtsstern Joel Roberts Poinsett, dem ersten Botschafter der USA in Mexiko. Der gute Mann war nicht nur Politiker und sogar Kriegsminister sondern auch Arzt und Botaniker. Als er von 1810 bis 1814 auch noch Sonderbevollmächtigter für alle Länder Südamerikas war, schickte er einige Pflanzen in den Botanischen Garten seiner Heimat, nach Philadelphia und später wurde ihm zu Ehren die schöne Mexikanerin Poinsettie getauft. Dem Pflanzenfreund zu Ehren führte der amerikanische Kongress Mitte des 19. Jahrhunderts sogar den Tag des Weihnachtssternes, Poinsettia Day, ein. Seitdem verschenken die Amerikaner am 12. Dezember Weihnachtssterne an Freunde und Bekannte. Es ist der Tag, an dem Joel Poinsett 1851 starb.

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Wenn man den Angaben der Floristen glaubt, werden jedes Jahr ungefähr 100 Millionen dieser roten Sterne allein in Europa verkauft.  Gefühle werden eben oft über die Blume verkauft, aber eines könnt ihr mir glauben – die Topfpflanzen sind nicht für ein langes Leben geschaffen. stern5 Wenn es euch gelingt,  dass dieses Pflänzchen wenigstens bis Weihnachten überlebt seid ihr sowieso schon mit dem grünen Daumen unterwegs.

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Ich kaufe mir kein Exemplar mehr, denn spätestens nach zwei Wochen verabschieden sich diese Topfpflanzen aus unserem Wohnzimmer. Doch wir haben das Glück, dass sie hier auf der Insel wie Unkraut wachsen und das  nicht nur in Miniformat sondern üppig und groß, oft sogar als meterhohe Sträucher.  stern5  Wenn wir Glück haben und kein Sturm die Blüten in alle Himmelsrichtungen  verweht verschönern sie bis Ende Jänner die Landschaft auf Teneriffa. Zumindest im Norden der Insel.

★* *★ 。übrigens – Euphorbis pulcherrima heißt auf deutsch übersetzt sehr schöne Wolfsmilch. Diesen Namen bekam sie 1833 vom Botaniker Carl Ludwig Willdenow, dem Direktor des Botanischen Gartens Berlin.

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Über ARTlandya - der Blog

Teneriffa ist eine ganz besondere Insel im Atlantik und auf ARTlandya, einer wunderschönen Finca in Icod de los Vinos erwartet euch eine verzauberte Welt mit KünstlerPUPPEN, TEDDYbären und viel Natur :-) Lasst euch überraschen und stöbert einfach in meinen Beiträgen!
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4 Antworten zu WeihnachtsSterne ohne Zimt und Zucker

  1. Pingback: Legenden rund um den Weihnachtsstern | Teneriffa – InselLEBEN einmal anders …

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  3. … vielen Dank für deine immer sehr informativen Artikel. Beste Grüße umme Ecke, Michael

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