Das alte Jahr liegt schon in den letzten Zügen und das Neue Jahr winkt um die Ecke. In der letzten Nacht des Jahres wird überall auf der Welt gefeiert. Ein Teil der Erdbewohner feiert wahrscheinlich vor Freude, weil das alte Jahr endlich verschwindet und der andere Teil freut sich auf ein neues Jahr, das bestimmt viel besser werden wird. Egal warum, es wird gefeiert, wenn auch überall ein bisschen anders.
Auf den Kanaren endet das alte Jahr mit knallroter Silvestererotik. Das behaupten zumindest die diversen Reiseführer und andere Experten für Sitten und Bräuche der Inseln im Atlantik. Zum Jahreswechsel ist also nicht nur das festliche Outfit sondern auch das Darunter sehr wichtig. Man sollte sich Amors Gunst schon sichern – und das tut Frau mit knallroter Unterwäsche. Die rote Unterwäsche muss übrigens auch neu sein, egal ob man im neuen Jahr mit dem alten oder einen neuen Mann glücklich sein möchte. Jetzt weiß ich endlich, warum in den Tagen vor Silvester Körbeweise rote Unterwäsche für Weiblein und Männlein in den Geschäften herumstehen. Die Liebe ist schuld! Aber einen Versuch wäre es ja wert, oder?
Wer die Liebe im nächsten Jahr so richtig genießen möchte, sollte sich also rechtzeitig ein rotes, heißes Höschen für die letzte Nacht im Jahr besorgen!
Was gehört noch zu einer kanarischen Silvesternacht? Natürlich, die unvermeidlichen zwölf Weintrauben – auf die ich allerdings verzichte! An Tagen wie diesen kann man sie in allen Variationen, fein säuberlich abgezählt, zu erhöhten Preisen erstehen. Verpackt in bunten Pappschachteln, Dosen oder Gläsern – wie es jedem gefällt. Bei den tagesaktuellen Preisen für die süßen Trauben wünscht sich wahrscheinlich so mancher Weinbauer, dass er einen Teil seiner Ernte als Reserve zurück behalten hätte.
Zurück zu den Trauben, las uvas de la suerte. In den letzten Sekunden vor Mitternacht wandert dann eine Traube pro Glockenschlag in die Münder der Spanier. Wer es schafft, alle zwölf Trauben erfolgreich zu verschlucken, dem soll Fortuna im nächsten Jahr verlässlich zur Seite stehen. Pro Traube
muss darf man sich etwas wünschen, doch jetzt kommt der Clou an der Sache: verschluckt oder verzählt man sich, wird man im neuen Jahr vom Pech verfolgt! Das Glück muss man sich also hart erkämpfen, aber probiert es selbst einmal aus! Ich glaube, die Spanier bekommen die Gabe, Trauben im Sekundentakt zu schlucken, schon in die Wiege gelegt, für unsereinen ist es mehr oder weniger unmöglich. Wir haben es einmal versucht und beschlossen, dass sich diese gefährliche Aktion nicht mit dem Walzer tanzen zu den Glockenschlägen der Pummerin vereinbaren lässt. Die Erstickungsgefahr beim rekordverdächtig schnellen Schlucken der Trauben ist einfach zu hoch! Also Vorsicht, verschluckt euch nicht! Das neue Jahr soll euch ja nicht gleich im Hals stecken bleiben!
Ach ja, der goldene Ring darf auch nicht fehlen. Er soll, so habe ich gehört, vor dem ersten Schluck Sekt im Neuen Jahr ins Sektglas geworfen werden. Na, dann – Prosit Neujahr! Wenn man alle Bestechungsversuche fürs Glück im neuen Jahr ohne husten und prusten überlebt und nicht aus Versehen auch noch einen Ring verschluckt, kann ja nichts mehr schief gehen! Im traditionellen, spanischen Leben sind also nicht nur die letzten Sekunden im Jahr lebensgefährlich – die ersten Minuten sollte man, wenn möglich ohne Trauben oder Ring im Hals überleben. Und dann behaupten einige besonders Schlaue, ein Feuerwerk sei gesundheitsschädlich!
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Ich hab ja nun schon einige Male Silvester in Teneriffa gefeiert, aber das, was du geschrieben hast, wusste ich bisher noch nicht. DANKE, liebe Ingrid. Wieder was dazu gelernt!
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Man lernt eben nie aus 🙂
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