Blauer Himmel und Sonnenschein, Hasen und Eier an allen Ecken und Enden – sogar hier auf der Insel. Den österlichen Zoo und die diversen Eier gibt es in Form von Schokolade, Marzipan oder eines Gebäckstückes. Ganz egal, Hauptsache es ist oval oder hat zwei lange Ohren. It’s eastertime! Der Osterhase ist in Startposition, en permiso de salida.
Osterhasen überall. Gefühlt tauchen sie ja schon knapp nach Weihnachten in den Regalen der Supermärkte auf. Goldhasen, lila Hasen, Hasen mit Latzhosen, Häschen mit langen Ohren, mit Glöckchen am roten Band – und, und, und … In der Natur kommen Hasen kaum mehr vor. Zumindest habe ich das in einer Reportage des deutschen Fernsehens mitbekommen.
Der Star dieses Wochenendes ist für viele Kinder der Osterhase. Nur hier auf den Kanarischen Insel spielt Meister Lampe gar keine Rolle, denn Spanier kennen keinen Osterhasen! Mit Ostern haben hier weder bunte Eier noch goldene Osterhasen etwas zu tun. Dafür steht er das ganze Jahr auf
fast jeder Speisekarte! Auf Teneriffa gibt es noch genügend frei lebende Häschen – aber hier auf der Insel im Atlantik haben sie auch Freizeit ohne Ende und überhaupt keine Verpflichtung mit bunten Eiern auf dem Buckel durch die Gegend zu hoppeln. Deshalb müssen wir uns auch auf den Helfer aus der Heimat verlassen um bunte Ostereier im Nest zu haben. Zum Glück funktioniert das auch, denn Ostern ohne bunte Eier sind irgendwie farblos, oder?
Die Hühner haben in den vergangenen Wochen fleißig ein Ei nach dem anderen gelegt und durch die Fastenzeit der Katholiken hat sich ein ziemlich großer Vorrat der ovalen Eiweißspender angesammelt. So wird es erzählt.
In der heutigen Zeit haben wir damit sicher kein Problem mehr – und wenn es doch so sein sollte, dann ist sowieso das Verbrauchsdatum abgelaufen und die Dinger sind reif für die Müllverbrennungsanlage. Aber lassen wir das, darüber wird das ganze Jahr über klug geredet, geschrieben oder debattiert, ich bleibe mit meinen Gedanken lieber im Land der Märchen. Also, wo bin ich stehen geblieben? Die Menschen hatten in vergangenen Zeiten einen Eierberg angehäuft und nun standen sie vor einem Problem. Was um Gottes Willen sollte man mit den vielen Eiern tun? Wie konnte man sie am besten unter die Leute bringen? Es entstanden viele, fantasievolle Geschichten und Legenden über das Osterei. Ich erzähle euch jetzt nur eine davon, aber diese Variante klingt recht nett und logisch – zumindest für mich.
Der Eier bringende Osterhase ist eine rein protestantische Erfindung und in diesem Fall ist die Katholische Kirche wirklich unschuldig, denn bei dem Frühlingsmärchen haben die Katholiken ausnahmsweise tatsächlich keinen Finger im Spiel gehabt. In katholischen Gegenden hatte sich, wie schon gesagt, durch die Fastenzeit zu Ostern ein riesiger Eierberg angehäuft und weil die Protestanten ihre Kinder nicht mit dem katholischen Brauch des Fastens vertraut machen wollten, haben sie zur Erklärung für die vielen Eier den Osterhasen erfunden. Das Langohr brauchte natürlich einen bestimmten Vorrat an Eiern, damit er alle Kinder beschenken konnte und schwups war der Eierberg erklärt. Warum sie ausgerechnet auf den Hasen gekommen sind? Keine Ahnung, aber Osterhasen sind sicher niedlicher als gackernde Hühner mit einem Korb voll bunter Eier …

Zeichnung von Peter Gaymann
Das Ei war und ist ein Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. In alten Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara geopfert. Später berichten Historiker in ihren Schriften vom Zehent, der Steuerabgabe der Bauern an ihren Grundherren. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert galt der Gründonnerstag als Zahlungs- und Zinstermin für Schulden. Viele Gläubiger zahlten in Naturalien, also auch mit Eiern, die auch Zinseier genannt wurden. Eier waren sehr wertvoll und als in der Fastenzeit das Essen von Fleisch und Eiern streng verboten wurde und damit die in der Zwischenzeit angehäuften Eier, die niemand essen durfte, nicht schlecht wurden, mussten sie haltbar gemacht werden. In Essig einlegen war eine Variante, die Eier im Wasser hart kochen, eine andere. Es ist überliefert, dass Pflanzenteile zum Färben der Eier mit in das Kochwasser getan wurden. So wurden später die gekochten von den rohen Eiern unterschieden.
Bei den Katholiken gab es seit dem 4. Jahrhundert die Eierweihe. Funde aus der Gegend von Worms weisen darauf hin, dass bereits in dieser Zeit die Eier rot bemalt wurden. Rot für die Farbe des Lebens. Rot wie das Osterfeuer, das die neu am Himmel erwachenden Sonne symbolisiert, rot wie der Mund junger Mädchen, in die sich die Burschen verliebten. Rot wie das ewige Licht und rot wie das Blut des auferstandenen Jesus. Ich vermute, dass wahrscheinlich wieder einmal ein heidnischer Brauch in das übliche Missionsprogramm der Kirche aufgenommen wurde. Das ist ja nichts Neues in der Geschichte der römischen Amtskirche, oder?
Aber wieder zurück zu den hart gekochten, bunten Eiern, den Ostereiern. In der Osterhasenwerkstatt entstehen viele bunte Eier und jede Farbe hat eine andere Bedeutung. In Russland erzählt man, dass Maria Magdalena dem römischen Kaiser Tiberius am Tag der Auferstehung ein Ei geschenkt hat. „Christus ist auferstanden!“ soll sie dabei gesagt haben, doch Tiberius, der das nicht glaubte, antwortete: „So wenig wie ein weißes Ei rot werden kann, so wenig kann ein Toter wieder auferstehen.“ Doch kaum hatte er die Worte gesprochen, soll sich das weiße Ei in ein rotes Ei verwandelt haben.
Blaue Ostereier sollen Pech, Unglück und Kälte symbolisieren, dabei wird der Farbe Blau eigentlich Zufriedenheit und Freundlichkeit zugeordnet. Grün ist die Farbe der Hoffnung, des Frühlings und der Jugend. Grüne Eier sollen Glück bringen. Gelb steht für Sonne, Licht und Weisheit und bunte Eier verbreiten gute Laune und sollen glücklich machen.
Heute verwenden wir die unterschiedlichsten Eierfarben und kommen zu einem farbenprächtigen Ergebnis. Es geht natürlich auch viel ursprünglicher, wenn auch ein bisschen aufwendiger. Mit Zwiebelschalen, Rotkraut, Tee und anderen Kräutern kann man Eier natürlich färben und damit auch noch wunderschöne Effekte erzielen. Aber das macht jeder Osterhase, wie er will und so wird mindestens einmal im Jahr in den Küchen kunterbunt gewerkelt. Die Welt sieht dann gleich viel schöner und bunter aus. Außer man hat das Pech, dass ein Großteil der Eierschalen beim Kochen der empfindlichen, österlichen Symbole einen Schrick bekommt. Dann ist der Ärger der Hausfrau – Verzeihung des Osterhasen – vorprogrammiert.
Osternestersuchen ist eigentlich etwas für kleine Kinder – möchte man meinen. Bei mir, oder besser gesagt in unserer Familie, gehört es zu Ostern dazu. Wie die Butter aufs Butterbrot. So einfach kann das Leben sein – und aus diesem Grund muss der Osterhase auch auf der Insel im Atlantik arbeiten. Auch wenn es nicht üblich ist!
Bei uns sind die Ostereier bunt gefärbt, der Reindling ist gebacken, Schinken und Würstchen warten im Kühlschrank. Der Himmel ist nur leicht bewölkt, die Sonne scheint und es ist frühlingshaft warm. Die perfekten Voraussetzungen für Ostern. Ich werde jetzt den Tisch decken und dann werden wir uns die Osterjause schmecken lassen. Georg freut sich schon den ganzen Tag darauf, dass er endlich den Reindling anschneiden darf. Aber vorher muss er noch eine frische Krenwurzel aus der Erde stechen – und aufreiben! Da werden noch ein paar Tränen kullern. Schinken, Kren, frischer Emmentaler, ein paar knackige Essiggurken, Ostereier und dazu essen wir einen gut gefüllten Osterreindling. Diese Zutaten gehören zu einer perfekte Kärntner Osterjause – und die schmeckt einmal im Jahr auch auf einer kleinen Insel im Atlantik! Der einzige Nachteil für uns – wir müssen mit unserem Festmahl noch bis zum Abend warten, aber dafür lassen wir es uns dann richtig schmecken!
Euch wünsche ich erholsame Osterfeiertage, wunderschönes Wetter und eine gute Osterjause! Viel Glück beim „Eier pecken“ und einen Osterspaziergang bei Sonnenschein. iFeliz Pascuas! Mit ganz lieben Grüßen von unserer kleinen Insel im Atlantik! Genießt die Feiertage – wir müssen leider arbeiten …
•*¨*•❥ übrigens – der Karsamstag wird auf der Insel auch ab und zu Sabado de Gloria genannt. Klingt schön, oder?
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„Blauer Himmel und Sonnenschein“ bei Euch – ich dachte es mir 😉
Frohe Ostern und herzliche Grüße,
Gesine
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danke Gesine, dir noch schöne Feiertage! In Spanien ist der Ostermontag ein ganz normaler Tag, aber wir haben ja zum Glück am Montag unseren freien Tag und können deshalb auch „Feiertag“ machen 🙂
Liebe Grüße von der Insel
Ingrid
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