Mit den Augen sprechen – geht das? Ich denke schon, denn ein Blick kann oft mehr als tausend Worte sagen. Unsere Stimme können wir verstellen, unsere Gefühle im Zaum halten, aber unsere Augen lügen selten. Puppen und Teddybären können ja nicht wirklich sprechen und deshalb ist es gerade bei ihnen so wichtig, was uns ihre Augen sagen können.
Augen sind etwas ganz spezielles und die mundgeblasenen, gläsernen Augen haben eine lange Geschichte, die uns in ein kleines Städtchen in Deutschland, genau gesagt, in den Thüringer Wald, führt.
Am 10. Jänner 1597 erhielten die beiden Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller von Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg die Konzession für eine Glashütte – und weil in einer Glashütte viele Menschen Arbeit hatten, wurde mit dem Bau der Glashütte, Lauscha gegründet. Christoph Müller aus Böhmen und Hans Greiner aus Schwaben hatten also das fürstliche Privileg, Gegenstände aus Glas blasen zu dürfen. Die ersten Produkte waren Tafelglas und Trinkgefäße, erst viel später kamen Glaskugeln und Spielzeug dazu.
Noch vor der Erfindung der deutschen Augenprothesen 1835 durch Ludwig Müller-Uri, einem Glasbläser aus dem Städtchen, wurden in Lauscha schon künstliche Tieraugen hergestellt. Die Qualität und die Vielfalt der Augen, besonders für Puppen und Teddybären, aber auch für Tierpräparate, hat sich in den darauffolgenden Jahren so erhöht, dass Glasaugen aus dem kleinen Städtchen Lauscha in der ganzen Welt bekannt und verkauft wurden.
Für die vielen deutschen Puppenmanufakturen wurden die Augen aus Glas fast ausschließlich in Lauscha hergestellt. 1838 konnte man in einem Spielzeugkatalog folgendes Angebot lesen: „Puppenaugen, feine, schwarze 100 Stück 0,65 Mark, feine Pariser blaue 100 Stück 2,30 Mark“
Doch Auge ist nicht gleich Auge. Auf den Köpfen aus glasiertem Porzellan wurden die Augen in der Regel aufgemalt und nur in ganz seltenen Fällen eingesetzt. Man könnte sagen, am Anfang stand das gemalte Auge.
Feststehende Augen wurden schon vor 1800 in die Puppenköpfe eingebaut. Meistens war das Glas schwarz oder dunkelbraun. Diese Augen konnten nicht bewegt werden, sie waren fest mit dem Kopfmaterial verbunden.
Zu den ersten Schlafaugen werden auch die sogenannten Klappaugen gezählt. Sie wurden durch Ziehen an dünnen Fäden geöffnet oder geschlossen. Die Firma Simon & Halbig entwickelte später Augenlider, die sich über die Augen senkten – also so ähnlich wie bei uns Menschen.
Die Schelmenaugen oder „flirting eyes“ sind etwas ganz besonderes. Ein ziemlich komplizierter Mechanismus macht eine sehr lebendig wirkende Bewegung der Augen nach allen Seiten möglich. So bewegen sie sich nicht nur wie Schlafaugen auf und zu, sie können auch noch nach rechts und links schauen. Je nachdem, wie die Puppe gehalten wird. Erfunden wurde dieser Augentyp von Otto Gans im Jahr 1901.
Kewpies und Googlies sind Puppen mit Kulleraugen und schelmischen Gesichtern. Ihre Augen sind extrem groß und rund und werden auch Groteskaugen genannt.
Der Name Googlies leitet sich vom englischen Wort „goggle“, was auf Deutsch staunen, starren oder Stielaugen machen bedeutet. Deshalb werden die Augen dieser Puppen ab und zu auch Glotzaugen aber auch Schielaugen genannt.
Hohlaugen kamen mit den Charakterpuppen auf. Es waren gemalte, vertiefte Augen, die im Porzellankopf schon bei der Modellierung berücksichtigt wurden. Die besonderen aber seltenen Uhrwerksaugen wurden zum ersten Mal 1909 von Gottlieb Schubart aus Sonneberg geschützt. Es handelte sich dabei um die Augen einer Puppe mit Uhrwerk, das die Augen mechanisch hin und her bewegte.
Augeneinsetzer waren in der guten alten Zeit meistens Heimarbeiter. Sie montierten in ihren eigenen kleinen Wohnungen Werkstätten die Puppenaugen in die fertig bemalten Puppenköpfe. Dabei wurden die Augen zuerst vorgewärmt, dann in Wachs getaucht, in die Puppenköpfe eingepasst und anschließend fest eingegipst. Jeder Puppenkopf musste also auch bei dieser Arbeit von Hand und individuell bearbeitet werden – und so ist es auch bis heute geblieben …