An der östlichen Ortseinfahrt von Garachico, also direkt am neuen Hafen, steht die kleine Kapelle la Ermita de San Roque aus dem 17. Jahrhundert und sie ist jedes Jahr am 16. August Ziel der Wallfahrt, la Romeria de San Roque.
Gegenüber, auf der anderen Straßenseite ist ein ehemaliges Kloster, el Convento Santo Domingo de Guzmann, das ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt. Heute befindet sich in dem Gebäude ein Altersheim und in der Klosterkirche wurde vor Jahren ein Museum für zeitgenössische Kunst, das aber nie geöffnet hat, eingerichtet.
Begonnen hat die Geschichte mit der Pest, dem schwarzen Tod. Einer Pestepidemie, die durch den regen Handel im Hafen von Garachico eingeschleppt wurde und sich dann auf viele umliegende Gemeinde ausgebreitet hatte.
Seit dem Jahr 1606 findet in Garachico la Romería de San Roque statt und in diesem Fall ist die Ursache oder der Namensgeber der Veranstaltung nicht der bekannte Felsen, der vor Garachico aus dem Meer ragt und auch kein Schutzheiliger der Fischer. San Roque ist vor allem als Schutzpatron gegen die Pest bekannt und als die Seuche von der Insel verschwand, dankten die Bewohner von Garachico ihrem himmlischen Helfer mit diesem Fest und ihrer Verehrung, ein Volksfest wurde aus der Taufe gehoben.
Ganze fünf Jahre lang hatte die Beulenpest Garachico in Schach gehalten und als die schlimmsten Jahre vorüber waren, bauten die dankbaren Einwohner zu Beginn des 17. Jahrhunderts am östlichen Ortseingang eine kleine Kapelle, la Ermita de San Roque.
An die Pest denkt schon lange keiner mehr, trotzdem ist die kleine Kapelle am Ortsrand jedes Jahr am 16. August das Ziel der endlosen Prozession mit aufwendig geschmückten Ochsenkarren. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht an diesem Tag zwar auch heute noch der hölzerne San Roque, gefeiert wird aber mit allen irdischen Vergnügen. Es wird gegessen, getrunken, gesungen und getanzt – bis in die frühen Morgenstunden. ¡Viva San Roquito!
Es wird gefeiert, als ob es einer der letzten Tage des Lebens wäre. Die Bewohner von ganz Garachico und Umgebung sind auf den Beinen, Parkplätze sind schon am Vormittag Mangelware und Busse legen Sonderfahrten ein um die Besucher aus den Nachbarorten her zu bringen. Garachico befindet sich im Ausnahmezustand und der normale Verkehr auf der Strasse findet so gut wie nicht mehr statt. Bunte, kanarische Trachten wohin man schaut, Touristen haben wir vor einigen Jahren kaum gesehen, aber im Laufe der Jahre haben auch einige Urlauber dieses Fest für sich entdeckt.
Um ein Uhr mittags kommt Schwung in die Menge, denn jetzt geht die Romería von San Roque richtig los. Der hölzerne Heilige wird mit Blumen geschmückt hoch über den Köpfen der Menschenmenge durch die Gassen der Stadt zur Ermita San Roque am Meer getragen. Angeführt wird der lange Zug der Festwägen offiziell vom Pfarrer und den Musikanten, aber durch die vielen Menschen, die schon seit Stunden die Gassen füllen, verschwimmt die Ordnung ein bisschen. Immer wieder bleibt der Zug stehen, es wird getanzt, gesungen, getratscht und gelacht …
Während sich der traditionelle Umzug der aufwendig aufgeputzten Fuhrwerke durch die Strassen von Garachico schlängelt, findet parallel dazu eine Romeria auf dem Meer statt. Festlich herausgeputzte Fischerboote legen die gleiche Wegstrecke auf dem Wasser zurück – vier Stunden für zweitausend Meter.
In der Innenstadt ist kein Auto zu sehen, an diesem Tag bestimmen ausschließlich prächtige Ochsenkarren statt langweiliger Autos das Stadtbild. Bewegt werden die Festtagswagen von gutmütigen und vor allem schusssicheren Rindviechern, die mit stoischer Ruhe und viel Kraft die Wägen mit ihrer äußerst lebendigen Fracht durch die Strassen und Gassen bis zum Ziel am neuen Hafen ziehen.
Tausende von Besuchern stehen rechts und links der Strasse und werden großzügig mit Getränken und Speisen versorgt. Es riecht köstlich nach Gebratenem, es raucht aus jedem Wagen! Von Wein, Sangria und Bier über Limonade für die durstigen Kehlen, bis zu Kartoffeln und hart gekochten Eiern, jede Art von gegrilltem Fleisch über Melonen, Birnen und Äpfel darf natürlich auch die Spezialität Gofio nicht fehlen.
Die Fassaden der Häuser sind mit bunten Girlanden, Tüchern, Fahnen und Zweigen geschmückt. Die Menschen tragen ihre farbenfrohen, traditionellen Trachten und singen volkstümliche Lieder und tanzen typische Tänze. Die Musik rauscht in den Ohren wie der Alkohol im Blut. Die perfekte Mischung von Sonne und einer zarten Brise vom Meer macht das Fest perfekt.
Diese Bilder der Romeria de San Roque habe ich in den vergangenen Jahren gemacht, aber gar so viel anders würden die Fotos auch heute nicht aussehen …
Ein paar Fotos könnt ihr euch noch hier in der Galerie ansehen – ich habe wieder einmal mehr Bilder als Buchstaben. Klickt einfach auf ein Foto, dann seht ihr es in voller Größe, viel Spass dabei
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Danke für den Beitrag. Leider ist dir bei der Überschrift ein kleiner Fehler unterlaufen: „Romería de San Roque in Garahico“. Noch ein „c“ hinzugefügt und es ist perfekt.
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