Icod de los Vinos, Samstag 26. August 2017
Die Woche ist verflogen und heute ist für Santa Bárbara der Tag der Tage, die Fiesta steuert auf ihren Höhepunkt zu. Gestern Abend wurden noch die Königinnen für die nächsten Tage gewählt und natürlich auch gekrönt, aber heute stehen weder sie noch die Heilige Barbara im Mittelpunkt. Die Hauptakteure des Nachmittags sind Obst, Gemüse und zwölf Jungfrauen.
Um drei Uhr setzt sich der lange Zug in Bewegung und erreicht nach Stunden am Abend die Kirche im Ort. La Subida de los Cestos y Bollos wird diese Prozession genannt. La subida wird übersetzt mit Aufstieg, Steigung oder Anstieg und das ist es im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Weg führt wirklich nur bergauf.
Blumen, Früchte und Zucker für die Heilige Bárbara, so will es eine alte Tradition. Es ist der Dank der Bauern für eine gute Ernte und gleichzeitig die Bitte um weiteren Schutz der Schutzheiligen des Ortsteils Santa Bárbara. Schwere, aufwendig geschmückte Körbe für die Männer und wunderschön aufgeputzte Brote für die Mädchen. Bollos für die Frauen und Cestos für die Männer.
Der süße und bunte Kopfschmuck wird von jungen Frauen auf dem Kopf bis zur Kirche tragen. Ursprünglich wurden dafür zwölf Jungfrauen ausgewählt, aber heutzutage wird das nicht mehr so eng gesehen – abgesehen davon, dass vielleicht mit ein wenig Pech zu wenige brauchbare Trägerinnen zur Verfügung stehen könnten. Es müssen nämlich genau zwölf Jungfrauen sein, zwölf bollos und zwölf señoritas. Und warum zwölf Stück? Ganz einfach, weil der Name Santa Bárbara aus zwölf Buchstaben besteht!
Cestos sind eigentlich Körbe. Ganz einfache Körbe. Für das Erntedankfest werden sie kunstvoll mit Früchten und Gemüse geschmückt. Äpfel, Orangen, Zitronen, Kartoffeln, Karotten, Weintrauben, Paprika und viele andere Früchte finden ihren Platz auf diesen handwerklichen Kunstwerken. Unter den fertigen Gestecken vermutet kein Mensch mehr einen Korb. Wenn das Werk vollbracht ist, ist der Korb unsichtbar, er ist sozusagen einfach verschwunden. Die farbenfrohe Pracht ist das was zählt, der Schmuck ist wichtig. Die Körbe kann man nicht mehr erkennen. Sie sind unwichtig geworden und haben ihre Bedeutung verloren.
Bei den Figuren des Kopfschmuckes der zwölf Jungfrauen handelt es sich um kunstvoll geformte Figuren, die früher aus Zucker gemacht worden sind. Dass die Opfergaben, also die Brote, heute so im Untergrund verschwunden sind und nur mehr die hübschen Mädchen mit ihrem prachtvollen Kopfschmuck bewundert werden, hat eine lange Tradition. Entstanden ist der fantasievolle Aufputz aber eher durch einen Zufall, aber diese Geschichte habe ich euch schon im vergangenen Jahr erzählt …
Erfunden wurde Art Körbe zu schmücken vor ungefähr hundert Jahren von Don Antonio Díaz und sie werden heute noch jedes Jahr wunderschön und mit viel Fantasie angefertigt! Die Cestos, also die Fruchtkörbe, werden mit Hilfe von Tragestangen auf die Schulter geladen. Keine leichte Last, denn die Körbe wiegen immerhin zwischen 40 und 80 Kilo. In einem Umzug mit Trachten und Musik werden sie von den Männern zur Kirche der Heiligen Bárbara getragen.
Seit 1979 werden bei diesem Umzug die farbenprächtigen, kanarischen Trachten getragen. Ein buntes, lebendiges Bild. Vorher trug man einfach die schönsten Kleider, die man hatte. Es gab auch keine Folkloregruppen zur Musikbegleitung. Ein junges Mädchen mit einem Akkordeon führte in früheren Zeiten den Umzug an. Heute werden zwischendurch immer wieder Lieder angestimmt und dazu getanzt. Egal ob Jung oder Alt – jeder ist mit Spaß dabei.
Ein fester Bestandteil sind heute auch die Stöcke, die mit Zweigen und bunten Bändern verziert werden. Sie werden während des Umzugs wie Fahnen geschwungen. Dazu knallen natürlich ständig die unvermeidlichen kanarischen Böller, die früher eher selten waren. Aber nur aus einem Grund – man hatte kein Geld dafür!
Nach einigen Stunden erreicht der lange Zug den Platz vor der Kirche. Hier werden die Bollos unter Cestos am Laubbogen ober dem Kirchentor aufgehängt. Eine feierliche Messe wird gelesen und dann folgt das Fest. Endlich! Tanz auf der Straße, viel und laute Musik, Gesang, Gofio, Fleisch und Wein!
•*¨*•❥ wer mehr über die Geschichte der Cestos y Bollos wissen möchte, kann im Beitrag vom vergangenen Jahr gerne nachlesen … und hier noch einige Fotos von diesem Jahr
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toller Bericht liebe Ingrid ❤
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danke – schade, dass ihr euch das nicht in natura ansehen könnt … Liebe Grüße in den Süden!
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liebe Ingrid, danke für die tollen Bilder und die Informationen und Eindrücke dieses tollen Festes in Icod de los Vinos. Leider sind wir immer erst ab November dort daher herzlichen Dank, dass wir dies aus der Ferne so toll bebildert und beschrieben bekommen.
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gerne – und in den nächsten Tagen gibt es auch wieder neue Fotos 🙂 Herzliche Grüße von der Insel!
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liebe Ingrid, das sind wieder wunderschöne Fotos und ein interessanter Bericht. Schade, dass wir zu dieser Zeit nicht auf Teneriffa sind. Es sind wirklich traditionelle Volksfeste und nicht extra für die Touristen. Fasching im Februar ist uns zu anstrengend, zu viele Menschen , undwenn man nicht in erster Reihe ist, sieht man nicht so viel. Überhaupt stundenlanges Stehen geht nicht mehr. Aber so ein traditionelles Fest ist sicher anders, glaube ich. Wir sind ab1. Februar wieder in Moraditas, also nur noch 5 Monate warten. Der Sommer hier war sehr unterschiedlich, Tage mit extremenTempersturen, und gleich danach 15 oder 20 Grad weniger und naß. Vor ein paar Tagen hatten wir hier in unserer Gegend ein Unwetter wie seit 20 Jahren nicht. Die Bäume schwankten, die Birke im 45 Grad Winkel.Wir persönlich sind gut weggekommen, aber andere hatten kaputte Dächer, Bäume umgefallen und vieles aus dem Garten flog durch die Gegend. Liebe Grüße auch an Georg,
Marianne und Fritz Heid
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