Icod de los Vinos, 30. August 2017
Alltag – auch heute ist nichts Besonderes passiert, nicht einmal übers Wetter kann ich mich beklagen, es ist einfach normal. Nicht kalt, nicht heiß, die Sonne scheint, ab und zu ziehen ein paar Wolken von La Guancha Richtung Los Silos und es bewegt sich kaum ein Blättchen, denn sogar der Wind streikt. Ich bin gerade beim Aufräumen meiner Ordner in meinem umfangreichen Archiv und da ist mir diese Geschichte unter gekommen. Vielleicht gefällt sie euch ja ebenfalls?
Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. „Der arme Junge“, sagte da ein Vorübergehender. „seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft.“
Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Es dauerte nicht lange, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben herläuft.“
Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzten. „Hat man so was schon gesehen?“ keifte eine Frau, „Solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan. Die arme Kreatur!“
Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: „So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“
Da schob der Vater dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter des Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen“, sagte er, „es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“
Ich habe die Erzählung vor langer Zeit einmal im Internet gefunden, den Autor der Geschichte kenne ich leider nicht, aber er hat das Problem unserer Zeit perfekt auf den Punkt gebracht, oder? Es ist einfach unmöglich, es allen recht zu machen und sogar wenn wir es könnten wäre einer unzufrieden – wir selbst!
Bill Cosby hat dazu einmal ein treffende Bemerkung gemacht: „Der Schlüssel zum Scheitern ist der Versuch, es allen recht zu machen.“ oder ganz einfach gesagt – wenn du versuchst es allen recht zu machen, dann hast du mit Sicherheit einen vergessen – dich selbst! Das will ich nicht, deshalb müsst ihr mich nehmen, wie ich bin …
mit dem größten Vergnügen 😉
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