Icod de los Vinos, Samstag 23. September 2017
Grau wohin man blickt. Am Himmel hängen die Wolken gelangweilt in der Gegend herum und das Meer sieht auch nicht viel besser aus. Man hat fast das Gefühl, dass irgendwo wirklich der Herbst um die Ecke schaut. Na ja, es kann ja nicht jeden Tag die Sonne scheinen und ab und zu ist es ja ganz angenehm, wenn sie einmal nicht vom Himmel brennt. Trotzdem – Sonnenschein wird auf jeden Fall bevorzugt!
Könnt ihr euch noch an die Sofortbildkameras erinnern? Knipsen, ein bisschen warten und schon kam das Foto aus dem schwarzen Kästchen. Ein Blatt Papier, noch ein wenig feucht und man hat es noch ein paar Mal in der Luft hin und her gewedelt und fertig war das gute Erinnerungsstück. Warum ich darauf komme? Ab und zu hätte ich gerne so ein antiquiertes Stück in der Hand.
Vor einigen Wochen sind wir durch Puerto de la Cruz spaziert und ich habe wieder einmal die Fassaden der kleinen Fischerhäuschen mit ihren bunten Türen und schiefen Fenstern fotografiert, als plötzlich eine knarrige Stimme „hola“ rief. Ein altes Pärchen saß ganz gemütlich auf der Fensterbank und hat wohl gemeinsam das Leben auf der Gasse beobachtet. Ob wir sie fotografieren wollen? Das habe ich von Herzen gerne gemacht, denn so oft wird mir diese Gelegenheit nicht geboten. Versteht ihr jetzt, warum ich in diesem Moment an eine Sofortbildkamera gedacht habe?
Ich hätte den beiden alten Leutchen so gerne ein Foto in die Hand gedrückt. Mit meiner Kamera habe ich ja nicht einmal für mich selbst entwickelte Fotos in der Hand. Es gibt keine Fotos mehr, mit der ich eine Schachtel voller Erinnerungen füllen könnte, ich klebe auch keine Bilder mehr in Alben. Alles Vergangenheit. So ist es eben, doch ich habe den Beiden versprochen, ihnen ein Foto vorbei zu bringen. „Ja ja“, hat die Frau gemeint, „wenn ich zu Hause bin, mache ich schon die Türe auf. Bis zum nächsten Mal.“
Heutzutage wird ja meistens alles fotografiert was so in der Gegend herumsteht zu sehen ist. Auch wenn es noch so unwichtig ist. Hauptsache es wird verewigt und wenn notwendig sogar gleich ins weltweite Netz befördert. Es stimmt schon, es gibt immer noch einen Unterschied zwischen fotografieren und knipsen, aber egal ob so oder so, ohne Digitalkamera kann sich die Welt niemand mehr vorstellen. Allein, wenn ich dran denke, wie viel Geld wir früher für Filme und Entwicklung ausgegeben haben wird mir schlecht.
Deshalb habe ich wirklich gestaunt, als ich gelesen habe, dass die Nostalgiewelle die Sofortbildkameras erwischt hat. Ja, Sofortbildkameras sind aus der Versenkung geholt worden. Eine nostalgische Wiedergeburt der alten Technik mitten im Zeitalter der digitalen Fotografie! Totgesagte leben also ab und zu doch länger!
Ich kann mich noch genau erinnern, wie so ein Apparat funktioniert hat. Im ersten Moment nach dem Abdrücken passierte einfach nichts, dann begann es leise zu krachen und nach kurzer Zeit schob sich ganz langsam ein kleines, relativ dickes Blatt Papier aus einem Spalt oben an der Kamera. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind die blassen Stellen färbig geworden und dann hatte man ein Bild in der Hand! Über die Bildqualität muss man nicht streiten und soviel ich mich erinnern kann, waren die Fotos nicht besonders scharf. Ob diese Bilder die Jahre überdauert haben? Ich kann es gar nicht sagen, doch wahrscheinlich sind sie mit der Zeit verblasst. Aber das ist alles nicht so wichtig. So eine Sofortbildkamera war ein Superding, ein Erlebnis. Damit zu fotografieren war fast wie zu Weihnachten, wenn man die Geschenke nach und nach aus dem Papier schält.
Erinnerungen an eine vergangene Zeit, in der man Fotos noch auf Papier in einem Album anschaute. Erinnerungen zum Anfassen und nicht nur abertausende digitale Daten auf dem Computer speichert – oder sonst wo …
Schön!! Deine Bilder haben Seele!!
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deine Fotos sind aber auch nicht ohne – mir gefallen sie sehr gut!
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Ja, ja, diese Zeit mit Ribiselwein und Puntschkrapfen, Setzkästen und Kassetten….. Komischer Weise bin ich gerade beim Löschen meiner Digitalfotos (6000 sind schon im weltweiten Müllkübel gelandet!!!) und wundere mich nur über mich selbst, wie viel „Zeug“ ich so zusammenfotograknipst habe! 🙂 Brauchen tu ich von jedem Erlebnis genau 20 – 30. Eigentlich der gleiche Zustand wie in meinem Kleiderkasten…..
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ich bin leider eine ganz schlechte „Entsorgerin“ 🙂 Irgendwo im Hinterstübchen sitzt immer ein kleines Männchen, das mir zuflüstert: „du könntest es ja noch einmal für etwas brauchen!“ 🙂
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