Icod de los Vinos, Dienstag 26. September 2017
Gestern war ein herrlicher Sommertag und nachdem wir eine Kleinigkeit in Tacoronte zu erledigen hatten wir sind nach langer Zeit wieder einmal Richtung Valle de Guerra gefahren. Wir wollten aber nicht in den Ort selbst sondern ans Meer und dort sind wir auch gelandet. In einer kleinen Siedlung am Ende der Welt.
Die Gegend um Valle de Guerra wurde nicht erst nach der Eroberung von Spaniern besiedelt, das Gebiet wurde bereits schon lange vorher von den Guanchen bewohnt. Das beweisen viele archäologische Funde in der Stadt und der Umgebung. Am bekanntesten ist die Höhle El Calabazo, die sich in der Nähe der Küste befindet. Im Grunde genommen handelt es sich um einen ganzen Höhlenkomplex an der Spitze der Küste. Er besteht aus sieben Höhlen und zwei Höhlen mit Gräbern, die bereits erforscht wurden. Die Haupthöhle wurde erst in den 1980er Jahren freigelegt und 2005 wurde die Zone, die westlich der Wohnhäuser von La Barranquera zwischen dem Barranco del Tanque und dem Barranco de Chamorro, an der Küste von Valle Guerra liegt, unter Schutz gestellt.
Die Bewohner der Siedlung waren vor allem Hirten. Während des Frühlings und in den Sommermonaten nutzten sie die Weiden Bei La Laguna und der Ebene von Los Rodeos. Im Winter kehrten sie zur Küste des Valle de Guerra zurück. Neben der Viehwirtschaft benutzten die Guanchen von El Calabazo eine Mischung aus Stein, Knochen und Lehm, und stellten daraus große Gefäße für die Lagerung von Wasser und andere keramische Ziergegenstände her. Soviel zur Geschichte …
Also – es war einmal eine Höhle, in der die Fischer ihre Boote brachten und irgendwann wurde, wie an so vielen Küstenstreifen auf Teneriffa, eine Hütte nach der anderen gebaut. Fischer, die dort arbeiteten aber auch Menschen, die weiter weg wohnten und ihre freie Zeit am Meer verbringen wollten, zimmerten sich ihre kleinen Häuschen bunt gemischt zusammen. Die Hütten verschwanden auch wieder und mit den Jahren wurden richtige Häuser gebaut. Diese Bauwerke stehen auch heute noch trotzig an der Küste, die einen halb verfallen und einige neu renoviert und bunt gestrichen.
Jetzt leben dort knapp vierzig Menschen, doch es gibt weder ein winziges Geschäftchen noch eine Bar – und das will etwas heißen. Heutzutage ist es vielleicht nicht mehr so wichtig, aber nach La Barranquera wurde in all den Jahren nicht einmal eine
einzige Telefonleitung verlegt! In den Sommermonaten fährt dreimal am Tag der Bus dort hin, ab Ende September ist damit aber wieder Schluss. Dann ist ein eigenes Auto gefragt.
Als wir dort angekommen sind, habe ich mich im ersten Moment verwundert gefragt, was die Menschen, die an diesem Platz leben, hier festhält. Vor uns lag ein schottriger Platz, ein verlassener Kiosk und ein paar Häuser, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Es sieht zimleich trostlos aus, doch es riecht wunderbar nach Meer und es ist still.
Man hört nur das regelmäßige rauschen der Wellen und eine Möwe kreischt irgendwo. Bunte Fischerboote liegen am Ufer, ein verlassener Turm für einen Strandwächter fällt mir auf und eine gelbe Fahne wachtelt im Wind.
Wir sind in La Baranquera gelandet, am Strand des Ortes „La playa del pueblo“, wie die Einheimischen diesen Platz nennen – obwohl weit und breit kein Strand zu sehen ist. Zumindest sieht die Küste hier nicht so aus, wie ich mir einen Strand vorstelle. Aber das tut nichts zur Sache, denn in der Sonne liegen und im Meer schwimmen kann man auch ohne Sand und Strand.
La Barranquera ist auch kein Strand im wörtlichen Sinne, La Barranquera ist ein Küstenweg, der am Anfang an der Küstenlinie entlang verläuft und dann ein paar Meter auf die Klippe hinauf führt bis der steinige Weg fast bei El Pris, das schon zur Gemeinde Tacoronte gehört, endet.
Die Geburtsstunde von La Barranquera war, wie überall von solchen Siedlungen an der Küste. Juan Herrera, einer der Bewohner hat erzählt, wie er als Kind in der Höhle der Schiffe wohnte. „Es war der Ort, an dem die Schiffe in der Schlucht fest gemacht wurden und dort war auch ein Wohnraum“, sagt er. „Das einzige, was am Anfang war, vor etwa 60 Jahren, war ein Haus und nach und nach wurde der Rest gebaut. Der Strand war sehr klein und die Fischer selbst machten eine Mauer, um sich vor den Wellen zu schützen.“
Nach einem Rundgang wollten wir eigentlich nach El Pris fahren, um dort etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, doch direkt über der Siedlung haben wir dann doch noch Leben entdeckt. La Asociación de vecinos betreibt auf einer Terrasse auf dem Hügel hinter der Siedlung ein, ich nenne es einmal Freizeitzentrum.
Dort können die portlichen Jugendlichen Volleyball spielen, Kinder herum tollen, da werden Konzerte veranstaltet, es wird gegrillt und gefeiert. Dort geht in den frühen oder späten Abendstunden die Post ab, hat uns ein junger Mann erzählt – aber eben nur in den Sommermonaten.
Wir hatten Glück, für den Abend stand noch eine Veranstaltung auf dem Plan und so konnten wir etwas trinken und konnten sogar noch einen vorzüglichen Pulpo a la vinagreta verkosten.
Und wie immer, wenn ich zu wenig Text und zu viele Fotos habe, könnt ihr euch hier noch einmal durch einige Bilder klicken. Viel Spass und vielleicht seht ihr euch dieses Plätzchen Teneriffa selbst einma an …
Pingback: der Strand von Tejina – Playa de Jóver | Teneriffa – InselLEBEN einmal anders …
Das steht wirklich auf meiner nächsten Teneriffa-Reise ganz oben auf der TO-DO Liste. Irgendwie habe ich ja das Gefühl, dass ich schon ALLES kenne :). Das rückst du aber ordentlich zurecht!!!! 🙂
Herzlich, Teda
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aber nur, wenn du im Sommer kommst 🙂 Sonnige Grüße Ingrid
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