Icod de los Vinos, Sonntag 1. Oktober 2017
Das mit den Drachen ist so eine Sache, denn auf Teneriffa oder besser gesagt auf allen Kanarischen Inseln wachsen nicht nur Drachenbäume in den Himmel, hier huschen auch kleine und größere Drachen durch die Landschaft.
Das könnte ich jetzt hier einfach so stehen lassen, denn diese Aussagen findet ihr in jedem Reiseführer und darin wird wohl die Wahrheit stehen, oder? In der Realität sind die Drachenbäume keine Bäume und bei den Drachen handelt es sich um eine ungefährliche Art von Eidechsen, genau gesagt, um die Kanareneidechse.
Dieses bunt gezeichnete Prachtexemplar, das sich hier auf unserer Terrasse sonnt, gehört selbstverständlich zum männlichen Teil der Echsen, die Weibchen sind natürlich ein kleiner und ziemlich unscheinbar. Es handelt sich dabei aber nicht um graue Mäuschen sondern eher um erdfarbene, kleine Drachen. Aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal mehr, denn heute sind noch einmal die Drachenbäume dran.
Eine der Legenden erzählt, dass Drachen nach ihrem Tod zu Drachenbäumen werden, also muss es auf der Insel eigentlichen irgendwann einmal wirklich richtige Drachen gegeben haben, oder? Die Eidechsen können damit ja nicht gemeint sein, auch wenn es in früheren Zeiten sehr viel größere Arten davon gegeben hat.
Nein, es war natürlich ein echter Drache! Er war tausend Jahre alt, hatte hundert Köpfe, hörte auf den Namen Ladon und bewachte den mystischen Garten von vier Jungfrauen, den Töchtern der Nacht, die auch Hesperiden genannt wurden. Der heilige Garten war auf einer Insel der Kanaren, es könnten allerdings auch die Kap Verden gewesen sein. Egal. In diesem zauberhaften Garten stand ein Baum mit goldenen Äpfeln, die als Ggeschenk für die Hochzeit der griechischen Göttin Hera mit Zeus bestimmt waren.

Der Garten der Hesperiden von Ricciardo Meacci (1856 – 1900)
Diese goldenen Äpfel konnten die ewige Jugend verleihen und der Halbgott Atlas bekam von Herkules den Auftrag, sie zu besorgen. Atlas sollte sie für ihn stehlen, doch dazu musste er den Drachen mit den hundert Köpfen überlisten oder besiegen. An Ladon kam er allerdings nicht kampflos vorbei. Er schläferte den Drachen, der sich um den Baum geringelt hatte ein, tötete ihn, überlistete die Hüterinnen und brachte drei Äpfeln, die er gepflückt hatte, glücklich zu Herakles. Aus den tödlichen Wunden des Drachen landeten einige Tropfen Blut auf der Erde der Inseln und aus jedem Blutstropfen wuchs ein Drachenbaum. Seitdem erinnern diese Bäume mit dem dicken Stamm und den knorrigen Ästen mit ihren tausenden Köpfen an den einstigen Wächters des geheimnisvollen Gartens.

Drachenbäume auf La Palma
Bis vor Kurzem dachte man ja, dass der Dracaena Draco nur auf den Kanaren, Madeira und den Kapverdischen Inseln endemisch sei, aber vor einigen Jahren wurden auch in Marokko einige wilde Exemplare gefunden. Ein angeblich achthundert Jahre alter Drachebaum soll laut einigen Berichten im Internet in Tanger stehen. Da ich nach langer Suche nicht einmal ein winzig kleines Bildchen davon aufspüren konnte, nehme ich an, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handelt.

ein uralter Ficus in den Jardins de La Mendoubia in Tanger
In den Mendoubia Gärten von Tanger steht nämlich ein achthundert Jahre alter árbol de baniano, also eine Art Gummibaum. Er sieht ja ganz interessant aus, aber falls jemand von euch einmal nach Tanger kommen sollte, haltet bitte Ausschau nach dem ältesten Drachenbaum der Welt, ich würde mich über ein Foto freuen!

der Drachenbaum von Icod de los Vinos
Ganz anders auf Teneriffa. Auf den Kanarischen Inseln wachsen allerdings tatsächlich sehr viele beeindruckende Drachenbäume. Schon Alexander von Humboldt interessierte sich für den Drachenbaum in den Gärten der Familie Fanchi in La Orotava, einem Riesen, der fünfundzwanzig Meter hoch und einen Durchmesser von dreiundzwanzig Metern gehabt haben soll. Alle anderen Wissenschaftler, die den Drago in La Orotava besuchten, haben auf seinen schlechten Zustand hingewiesen. „Der arme und alte Baum, dessen Stamm hohl ist.“ wurde vermerkt. Doch der Stamm des Dragos wurde bereits als Lugo die Insel eroberte, als Kapelle für heilige aber mystische Feiern verwendet. Dieser Platz wurde wahrscheinlich schon einige Jahrhunderte von den weisen Männern und Frauen der Guanchen genutzt. Aufzeichnungen gibt es leider keine darüber.

Dragos der Casa de Franchy in La Orotava, veröffentlicht 1838 im „Atlas der Naturgeschichte der Kanarischen Inseln“
Über die Maße dieses alten Drachenbaumes streiten sich allerdings einige Fachleute und nachmessen kann heute leider niemand mehr. Im Jahr 1819 riß ein starker Sturm einen großen Teil des Dragos ab und 1867 fiel er unglücklicherweise endgültig einem Unwetter zum Opfer. Er ist endgültig Geschichte …
•*¨*•❥ el Drago Milenario, der tausendjährige Drachenbaum in Icod de los Vinos
•*¨*•❥ Teneriffa und die Drachenbäume
•*¨*•❥ Drachenbäume in Los Realejos
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