Überall auf der Welt gibt es Plätze, Bäume, Berge, Kirchen, Häuser oder Schlösser und Burgen, die auf unzähligen Fotos abgelichtet werden. Jeder Ort hat sein Vorzeigemotiv, egal ob am Festland oder auf einer Insel. In San Juan de la Rambla steht eine Kirche, die bestimmt ein begehrtes Fotomodell ist, aber der Ort hat auch viele alte Gebäude und schöne Hausfassaden, verträumte Gässchen und Winkel und der ganze Ort strahlt eine fast nostalgische Stimmung aus.
Man kann die guten alten Zeiten noch erahnen, doch einige der halb verfallenen Herrenhäuser verbreiten so etwas wie Melancholie im September. Hört ihr die Melodie?
Eines dieser ehemals prunkvollen Herrenhäuser bröckelt schon seit Jahren vor sich hin und daran wird sich mit Sicherheit auch in Zukunft nichts ändern. La Casa de Los Delgador Oramas steht gegenüber des ehemaligen Getreidespeichers am Rande von San Juan de la Rambla. Erbaut wurde das Haus vor einer kleinen Ewigkeit von Don Antonio Lorenzo Delgado Oramas von Saá Ende des 18. Jahrhunderts.
Auf den Namen Oramas stösst man in diesem Ort sehr oft und man findet einige Häuser, die ebenfalls zu dieser Familie gehören, sein Wohnhaus hat der Stammvater der Familie allerdings hier gebaut. Es besteht aus zwei Geschossen und ein kleiner Teil im Innenhof hat sogar noch einen Stock mehr. Über eine kleine Holztreppe von der im südlichen Teil gelegenen Dachterrasse kann man auf einen kleinen Aussichtspunkt klettern.
Das gesamte Anwesen wurde mit einer hohen Mauer umgeben und so konnte sich das Leben im Inneren des Hauses ohne Einblicke von außen abspielen. Es gibt, wie in den meisten Häusern dieser Art, einen geschützten Patio zu ebener Erde und im ersten Stock führt eine Galerie aus Holz zu allen Räumen.
Im Erdgeschoss war die Küche mit Kamin und einem großen Backofen eingerichtet. Heute kann man darin aber wahrscheinlich kein Brot mehr backen – vermute ich einmal. An dem historischen Gebäudekomplex hat nicht nur der Zahn der Zeit erfolgreich genagt. Das erste Mal wurde es schon im Jahr 1826 von einer Wasserflut schwer beschädigt und mit großzügiger Hilfe der Kirche wieder in Stand gesetzt.
Angeblich wurde in diesem Haus so gut wie gar nichts an der Innenstruktur verändert, es soll also noch der ursprüngliche Charakter erhalten geblieben sein. Ich kann es mir zwar nicht richtig vorstellen, aber so heißt es offiziell. Leider kann man das vom Gebäude selbst nicht behaupten und so wird es als Zeuge einer längst vergangenen Zeit notgedrungen in einigen Jahren nicht mehr viel erzählen können. Das ist schade, aber ändern kann es heutzutage niemand. Wer hat dafür schon das notwendige Kleingeld und was soll man nach einer Renovierung damit anfangen?
Dabei könnte man das ehemalige Prunkstück sogar kaufen. Es wird als Landhausvilla im englischen Kolonialstil auf dem Immobilienmarkt angeboten.
Die Grundstücksfläche ist mit ungefähr 600 Quadratmetern zwar relativ klein, dafür wird die Wohnfläche mit großzügigen 814 Quadratmetern angegeben. Wobei es sich höchstwahrscheinlich mehr um Fläche als um Wohnraum handeln dürfte. Egal. Zweihunderttausend Euro müsste man dafür auf den Tisch legen und die Riesensumme, die man für die Wiederbelebung des Gemäuers benötigen würde, darf man auch nicht vergessen. Als Draufgabe steht die Ruine auch noch unter Denkmalschutz.
Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich irgendein williger Käufer für dieses Vorhaben finden wird. Da müsste schon ein Wunder geschehen.
Habt ihr das Haus auf diesem Foto gefunden? Im weißen Gebäude auf der gegenüber liegenden Strassenseite ist heute das Postamt von San Juan de la Rambla untergebracht. Ursprünglich war das allerdings der öffentliche Kornspeicher, la Alhóndiga, und das Hauptlager der Stadt.
Das Haus wurde Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut. Das Obergeschoss, in das man über eine hölzerne Außentreppe Zugang hatte, diente als Getreidespeicher. Im Erdgeschoss war Platz für viele Dinge, unter anderem wurde darin das erste Rathaus der Gemeinde einquartiert. Es gab einen Saal für Versammlungen der Bürger und Büros für die Verwaltung, in einem Teil wurde Fleisch und Brot verkauft und als Ergänzung des Angebotes war hier auch Platz für straffällig gewordene Halunken. San Juan de la Rambla besaß in alten Zeiten also sogar ein Gefängnis, un prisón!
Viel ist vom alten Gebäude nicht mehr erhalten. Ich habe mir sogar überlegt, ob ich dieses Foto hier zeigen soll, denn irgendwie ist es fast schade um den Speicherplatz dafür. Die Beschreibung ein viereckiges Gebäude mit Fenstern hätte eigentlich auch gereicht. Im Laufe der Zeit wurde es immer wieder renoviert, umgebaut und den neuen Erfordernissen angepasst. Vielleicht sind noch einige alte Steine irgendwo in den Mauern zu finden – den Rest muss man wohl der modernen Zeit zuschreiben.
In San Juan de la Rambla gibt es noch viel zu sehen, also bleibt neugierig …
in unserem Märchen ist la Casa selbst das Dornröschen, das von dem kampferprobten Ritter mit Schatz im Gepäck und Fee an der Seite erobert und zu neuer Schönheit erweckt wird 😉
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… und wenn es ein Märchen wäre, kämen schnell Ritter und Fee geritten und erweckten das Haus aus seinem Dornröschenschlaf … und wir wissen doch, dass Märchen wahr werden … 😉
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das wäre schön – stellst du dich als Dornröschen zur Verfügung? Den schönen und tapferen Prinzen finde ich auch noch – außer du hast ihn schon sterben lassen … 🙂
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klar – mal richtig ausschlafen hätte ja auch was – ich fürchte nur, der Prinz wird dich sterben lassen, wenn er sieht, dass das Dornröschen im Schlaf mehr als hundert Jahre gealtert ist ;-)))
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und wo bleibt da das Märchen? 🙂 Aber du hast schon recht, das klingt ziemlich logisch …
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Danke Dir liebe Ingrid, durch alle Gässchen bin ich vergangenen Winter gewandert, da ich in Santa Catalina gewohnt habe. Wunderbare Bilder und schöne „Geschichte“ ! Danke !!
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Santa Catalina ist ein toller Ort – besonders die enge „Hauptstrasse“ 😉 Liebe Grüße von der Insel!
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Danke für den auch heute wieder sehr spannenden und informativen Bericht. Liebe Grüße und einen schönen Abend, Dagmar
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