Icod de los Vinos, Sonntag 22. Oktober 2017
Dieser Spruch hing in der guten alten Zeit in fast jeder gutbürgerlichen Wohnung. Fein säuberlich mit blauen, roten oder grünen Kreuzstichen auf weißes Leinen gestichelt, liebevoll gerahmt und an die Wand genagelt. „Eign’er Herd ist Goldes wert“ oder andere Sprüche aus Omas Zeiten belächeln wir ganz gerne. Dass ich selbst Sprüche und Zitate über alles liebe, könnte ich sowieso nicht abstreiten und wenn ihr ganz ehrlich seid, gefallen euch diese klugen oder ironischen Weisheiten ebenfalls. Schlaue Sprüche sind eben noch immer beliebt und werden fleißg verwendet. Heute werden sie zwar nicht mehr gestickt und gerahmt, dafür werden sie auf Poster und T-Shirts gedruckt oder landen mit irgendwelchen stimmigen Fotos gleich tonnenweise im Internet.
Sprüche? Weltweites Netz? Upps, jetzt bin ich irgendwie ziemlich weit am Thema vorbei spaziert. Ich möchte ja nicht über den Sinn oder Unsinn von klugen Sprüchen sondern über etwas ganz anderes schreiben.
Am alten Hafen von Puerto de la Cruz, fast direkt an der Mole, ist ein riesengroßer Parkplatz an den eine ziemlich naturbelassene Gegend angrenzt. Die schön renovierten Häuserfasaden sieht man von dieser Seite nicht, aber es stehen ein paar Palmen in der Gegend herum, ein bisschen Unkraut bringt ein weinig Grün ins Bild und der Rest ist schottrig und grau rotbraun. Eine staubige Landschaft am Rande einer blühenden Stadt.
Irgendwo in diesem Nirgendwo hat sich irgendjemand ein fast gemütliches Zuhause geschaffen. Ein kleines Häuschen Zelt, ein Bäumchen und ein winziger Garten, sorgfältig mit Steinen von der Strasse abgegrenzt. Ein schützender Sonnenschirm, ein wackelinger Gartentisch mit zwei Sesseln in einem kleinen Vorgarten. Ein lustiger, bunter Tupfen in einer grauen Umgebung, eine richtige Vorstadtidylle. Es fehlen eigentlich nur noch der Briefkasten, eine Satellitenschüssel und ein kleines Planschbecken, dann wäre das Eigenheim im Süden perfekt.
Ein Haus zu bauen gehört einfach zum Leben dazu. Zumindest ein Mann sollte drei Dinge in seinem Leben unbedingt erledigen: „Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen.“ Uns Frauen bleibt es ja zum Glück erspart. Ob der Ausspruch in unserer Zeit überhaupt noch stimmt? Den Sohn und den Baum kehre ich heute einfach unter den Tisch, um die zwei geht es nicht. Der Punkt ist das Haus. Abgesehen davon, dass mit der Bezeichnung Mann die weiblichen Vertreter der Menschheit absolut vergessen werden?! In diesem Fall stört es anscheinend niemanden, also tun es alle die meisten und angeblich macht es auch alle glücklich!
Doch ein eigenes Haus macht viel mehr Arbeit, kostet viel Geld und macht unbeweglich und starr. Ein gemauertes Haus ist bei der Partnersuche wie ein Klotz am Bein, denn man kann das gute Stück nicht in einen Umzugswagen stecken und mitnehmen. Leider. Diese Punkte hat der Besitzer der kunterbunten Behausung am Rand von Puerto de la Cruz mit Sicherheit alle bedacht, denn bei Bedarf kann er sein Eigenheim mit einigen Handgriffen umsiedeln. Ziemlich schlau, oder?