Icod de los Vinos, Dienstag 24. Oktober
Der Tag hat heute mit Sonnenschein und blauem Himmel begonnen, aber mittlerweile ist es bewölkt und dunstig warm. Der nächste Calima liegt in der Luft und auch wenn wahrscheinlich schon wieder viele darüber schimpfen, trägt die warme Luft aus Afrika doch dazu bei, dass die kalte Luft, die momentan auf uns zuströmt weg gedrängt wird. Also mir sind Wolken und warme Luft eindeutig lieber!
Von diesem Haus habe ich euch zwar schon vor einiger Zeit ein paar Fotos gezeigt, aber heute kann ich euch ein bisschen mehr darüber erzählen. Es steht in Santa Úrsula und wird das Haus der Portugiesen, la Casa de la Portuguesa, genannt. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein wunderschönes Beispiel für Gebäude, die im britischen Kolonialstil auf Teneriffa gebaut wurden. Im Orotavatal stehen noch ein paar schöne Häuser, aber all zu viele gibt es leider nicht mehr.
Als ich mir, neugierig wie ich bin, das Haus und vor allem das Grundstück rund herum ein wenig unter die Lupe genommen habe, war ich direkt enttäuscht und vielleicht auch ein bisschen zornig. Alles war voller Unkraut und vergammelt, obwohl vor drei Jahren der Versuch unternommen worden ist, das Anwesen wieder zu beleben. Da wurde auf dem Feld hinter dem Haus gearbeitet und geackert aber anscheinend nur einmal und dann nie wieder.
So sah es in Santa Ursula aus, als das Haus gebaut worden ist. Erkennt ihr es? Es steht mitten in den Feldern bei der Palme, die heute noch neben dem Gebäude steht. Das Haus wird zwar Casa de la Portuguese genannt, aber im Grunde genommen bleibt der Name ein Geheimnis. Niemand weiß, woher der Name stammt und es gibt überhaupt keinen Beweis für eine Verbindung nach Portugal oder gar einem Portugiesen. In Santa Ursula ist es auch unter dem Namen Casa de Doña Lala bekannt. Einige nennen es schlicht und einfach Green House, wahrscheinlich weil seine Wände immer grün gestrichen waren. Aber wie gesagt, man weiß es nicht und so ist es unter dem Namen Casa de la Portuguesa unter Denkmalschutz gestellt worden. Vielleicht weil es einfach schön klingt?
Vor mittlerweile zehn Jahren wurde das schmucke Haus von Regierung der Kanarischen Inseln gemeinsam mit der Stadt Santa Úrsula, el Gobierno de Canarias y el Ayuntamiento de Santa Úrsula, gekauft. Es sollte renoviert und später für kulturelle Zwecke genutzt werden. So war zumindest der Plan. Und jetzt stellt euch vor, der Plan wird doch noch Realität! Das Haus wird renoviert und soll ab dem nächsten Jahr vor allem für die Jugend in Santa Ursula als Zentrum zur Verfügung stehen. Das Umfeld soll so gut wie möglich – und sofern es überhaupt noch da ist – erhalten bleiben.
Ich finde das Gebäude wunderschön und romantisch. Vor allem die aufwendige Holzarbeit unter dem Dachgiebel des Hauptteiles. Eine zauberhafte Dekoration von Pflanzenmotiven, die fast wie kunstvoll gearbeitete Spitzen aussehen. Wie es wohl im Inneren des Hauses aussieht? Mit Hilfe von ein paar Fotos der Gemeinde kann ich es euch zeigen und ich bin mir sicher, ihr seid genau so überrascht wie ich.
Wenn mir irgendjemand erzählen würde, dass ich jetzt in einem Haus in Afrika oder Arabien bin, glaube ich es sofort. Die Bilder versetzen mich ganz schnell in die Welt von 1001 Nacht. Jetzt fehlt nur noch Scheherazade, die eine ihrer geheimnisvollen Geschichten erhählt. In ihrer Zeit blieb jemand der arm geboren wurde sein ganzes Leben lang ein Habenichts. Nur in den Träumen und Geschichten konnte jeder in goldenen Schätzen und Reichtum wühlen. Der Mann, der dieses Haus gebaut hat, wurde mit Sicherheit nicht arm geboren, auch wenn er sein kleines Reich auf Teneriffa und nicht im alten Persien errichtet hat.
Da wird einem erst so richtig bewusst, wie fantasielos heutzutage Häuser in die Welt gesetzt werden. Alles überflüssige Beiwerk wird weggelassen, kahler Stahl und grauer Beton, der, wenn es gut geht, noch ein bisschen farblich aufgemotzt wird. Das ist schon das Ende der Fahnenstange. Ist das nicht traurig?
La Casa de la Portuguesa, situada en el término municipal de Santa Úrsula, isla de Tenerife, (Canarias, España), es un inmueble que se localiza en la margen meridional de la Carretera Provincial TF-217 a su paso por Santa Úrsula, en las proximidades de El Calvario.
•*¨*•❥ übrigens – die meisten Häuser könnten Geschichten erzählen, wenn sie sprechen könnten. Da sie es nicht können, müssen wir selbst danach suchen und so bleiben die einen rätselhaft oder tarnen sich als völlig unscheinbar und die anderen geben sofort einen Hinweis auf ihr Geheimnis, das in ihren Mauern steckt …