Sag, wann fängt Weihnachten eigentlich an? Wenn man sich was wünschen kann, wenn viele helle Kerzen und strahlende Lichter erstrahlen, wenn die Kassen klingeln und Leute bezahlen …
Wir werden oft gefragt, ob uns die Weihnachtszeit von zu Hause, also von Kärnten, nicht abgeht. Weiße, kalte Weihnachten, Weihnachten mit viel Schnee? Ich kann darauf nur mit nein antworten. Ihr versteht das nicht, aber was sollte mir denn fehlen? Die Kälte, der Quatsch oder der Schneematsch? Feuchte Schuhe, kalte Füße und klamme Finger oder der unvermeidliche Vorweihnachtsstress? Schneeschaufeln und Eis kratzen? Darauf kann ich gerne verzichten.

auch ohne Schnee wird’s winterlich
Klar, die Stimmung eines Christkindlmarkts ist wunderschön und zu einem dampfenden Glühwein oder ein paar knusprige Bratwürstel könnte man mich schon überreden. Das gibt es hier auf der Insel wirklich nicht. Aber wie oft bin ich auf einem Christkindlmarkt gewesen und der Glühwein war meistens auch nicht das Gelbe vom Ei. Unter den Heizpilzen wurde der Kopf gekocht und die Zehen verwandelten sich irgendwann in kleine Eiszapfen. Aber das gehört eben dazu, auch wenn die romantischen, flauschigen Schneeflocken, die in den schönen Weihnachtsfilmen immer durchs Bild flimmern, meistens leider gefehlt haben. Schön war es trotzdem!

Plaza in La Orotava im vergangenen Jahr
Das einzige was wirklich fehlt, sind Weihnachten mit unseren Kindern und guten Freunden. Weihnachten im Familienkreis, der Truthahn mit Rotkraut und Knödel, den meine Mutti schon in der Früh ins Rohr geschoben hat, Kaffee und Kekse bis zum Abwinken und anschließend einfach auf die Couch fallen und sich nicht mehr bewegen. Aber ob wir heute Weihnachten noch so in Kärnten feiern würden? Wohl eher nicht, denn irgendwie feiert doch jeder für sich. Ein richtig großes, fröhliches Weihnachtsfest ist im Alpenland nicht üblich. Das passt dann wieder eher in südliche Gefilde!

Adventzauber in meiner Heimatstadt Villach
Was gehört denn eigentlich zur typischen Vorweihnachtszeit – oder gar zu Weihnachten? Was macht dieses Fest so sentimental, gemütlich oder hektisch? Wir selbst, nur wir selbst! Was hat uns denn als Kinder verzaubert? Es sind die Geheimnisse gewesen, die strahlenden Lichterketten in der Innenstadt, der Christkindlmarkt, später der Glühwein und die gebratenen Maroni, am Weihnachtsabend die vielen, flackernden Lichter am Friedhof.
Die versteckte, fest verschlossene Keksdose mit dem verbotenen Inhalt, das Lebkuchenhaus auf der Anrichte, der Geruch von Kletzenbrot, das verlorene Engelhaar und die zugesperrte Türe zum Wohnzimmer. Die brennende Neugier und das Warten auf Überraschungen – das ist weihnachtliche Stimmung.
Und die kann man auf der ganzen Welt erleben!

weihnachtlich geschmückte Strasse in La Orotava
Dieses Jahr habe ich nicht einmal ein Adventgesteck, ich hab es in der ganzen Hektik der letzten Wochen einfach irgendwie verschlafen. Einen typischen Adventkranz hatten wir hier auf der Insel sowieso nie. Aus einem einfachen Grund, auf Teneriffa gibt es weder Fichten- noch Tannenzweige. Aber wir hatten immer ein grünes Adventgesteck und beim Frühstück brannte die richtige Anzahl von Kerzen. In diesem Jahr brennen die Kerzen beim Abendessen – auch wenn es draußen nicht stürmt und schneit.
Über fehlende Weihnachtsstimmung können wir uns nicht beklagen. So stimmungsvoll, wie hier jedes Städtchen geschmückt wird – davon können viele Menschen in Österreich nur träumen. Fast in jedem Ort werden märchenhafte Krippen aufgebaut und am Abend schweben die Lichtersterne und Girlanden über den Strassen oder verzieren die Laternen. Den gewohnten Keksduft produziere ich beim Kekse backen natürlich selbst.
Weihnachtskekse sind hier übrigens nicht üblich oder bekannt, dafür türmen sich in allen Geschäften Unmengen von Turrón. Was das ist, erkläre ich euch in den nächsten Tagen, aber kurz gesagt ist es eine typische spanische Weihnachtsleckerei. Aber so soll es auch sein – wir leben in der Europäischen Gemeinschaft. Die Betonung liegt auf Gemeinschaft. So hat jeder Mensch das Glück, von anderen einige Stückchen einer oft fremden Kultur mit zunehmen oder die eigene dem Nachbarn zu zeigen. Jeder kann sich das Gustostück von Bräuchen und Gewohnheiten für sich selbst herausnehmen. Das Angebot ist groß – man muss es nur erkennen. Euch allen noch einen schönen Sonntag! ! es sind schon
zwei Kerzen!
Wenn Weihnachten nicht in uns selbst stattfindet, dann findet es nirgends statt.
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liebe Ingrid was ist Kletzenbrot ?
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das ist so eine Art Früchtebrot. Mit Datteln, Feigen, Kletzen – das sind getrocknete Zwetschken – und Nüssen. Man kann auch Rosinen dazu geben 🙂
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