Icod de los Vinos, Samstag 23. Dezember 2017
Hat schon jemand das Christkind, el niño Jesús, gesehen? Bei mir hat es sich heuer leider noch nicht gemeldet und so werde ich mich wohl selbst einmal an die Arbeit machen müssen. Schade, ich hätte Unterstützung ganz gut gebrauchen können, aber was nicht ist kann ja noch werden, oder?
Das Christkind war ursprünglich eigentlich nur eine trotzige Erfindung von Martin Luther (1483-1546). Im Mittelalter wurden die Kinder am Nikolaustag oder am Tag der unschuldigen Kinder beschenkt – wenn sie beschenkt wurden. Die Protestanten lehnten zwar die katholischen Heiligen ab, doch die Geschenke am Nikolaustag waren ein Problem. Sollte man diesen Tag einfach abschaffen? Davon wollten auch die Protestanten nichts wissen.
Luther verlegte die Bescherung also kurzerhand vom Nikolaustag auf Weihnachten. Plötzlich war der heilige Christ, ein unschuldiges Baby dafür verantwortlich. Für Kinder und die einfachen Leute war diese Figur allerdings viel zu anonym und farblos. Wo war der alte, gütige Mann mit seinem Sack voller Geschenke geblieben? Ein heiliges Nichts? Ein heiliger Geist? Unvorstellbar für das einfache Volk. Also wurde daraus ein kleines Mädchen mit goldenem, lockigem Haar und zwei kleinen Flügerln. Es dauerte nicht lange, dann setzte sich das evangelische Christkind zusammen mit dem Adventkranz und dem geschmückten Weihnachtsbaum auch bei Katholiken durch.
Die Herkunft des Wortes Christkind ist jedoch nicht eindeutig belegt. Es ist sogar eine große Frage ob das Christkind mit dem neugeborenen Christus identisch ist, oder die Bezeichnung auf Weihnachtsspiele zurück geht, in denen die Christkinder zur Krippe zogen und dem Jesuskind Geschenke gebracht haben sollen. Und da steht noch eine Frage, die sich ergibt, im Raum. Warum wird das Christkind traditionell als Mädchen oder als Engel dargestellt? Jesus war doch ein Mann – oder habe ich da irgendwo etwas verschlafen? Ich glaube nicht.
Egal, im 19. Jahrhundert haben die Katholiken das Christkind von der Konkurrenz geklaut und während es im protestantischen Weihnachtsbrauch eine immer geringere Rolle spielte und langsam vom guten, alten Weihnachtsmann verdrängt wurde, ist es heute noch immer in der sogenannten katholischen Kirche zu Weihnachten für die Kinder in guter Mission unterwegs. Ich finde diese Vorstellung vom engelhaften Christkind schön und märchenhaft. Es gehört einfach zu meiner Vorstellung von Weihnachten, trotzdem ist es ganz lustig, in der Geschichte der Weihnacht ein bisschen zu stöbern.
Vielleicht sollte man gerade in diesen Tagen darüber nachdenken, wie unkompliziert in früheren Zeiten Menschen, Ideale oder sogar erfundene Figuren in die Gesellschaft eingegliedert worden sind. Das beste Beispiel ist das Christkind – ursprünglich ein Vorzeigebild für Protestanten, geistert das Christkind heutzutage vor allem in katholischen Haushalten durch die Träume der Kinder. Wer sollte denn sonst die vielen Briefe und Wunschzettel der Kinder ans Christkind einsammeln? Da müssen ja himmlische Helfer am Werk sein. Oder wer sollten denn den Christbaum am Heiligen Abend in die Wohnzimmer stellen? Oder den Baum schmücken? Und wer sollte sonst die vielen Geschenke verteilen und die kleine, silberne Glocke vor der Bescherung läuten, bevor es wieder lautlos verschwindet? Das kann nur ein himmlisches Wesen …
Das Christkind ist übrigens schnell wie der Wind – deshalb sieht man es auch nicht sehr oft. Eigentlich so gut wie gar nicht. Niemand weiß ganz genau, was das Christkind alles tut oder kann. Wo es das ganze Jahr über ist oder wo es wohnt. Es ist und bleibt ein geheimnisvolles Wesen, dem man seine Mystik lassen sollte. Man muss nur daran glauben! Glaubt mir!
Das Christkind bringt außer im deutschsprachigen Raum auch in Italien, Gesû Bambino, und in Kolumbien, El niño Jesus, zu Weihnachten die Geschenke für Groß und Klein. Auch wenn der Weihnachtsmann immer öfter auch in diesen Ländern auftaucht. Überall auf der Welt trifft man mittlerweile den bärtigen Gesellen im roten Mantel, während das Christkind langsam in der Versenkung zu verschwinden droht. Dabei ist er nur eine geniale Werbefigur von Coca Cola. So was Blödes! Und wie ist das in anderen Ländern? Wie kommen die Kinder da zu ihren Geschenken? Rund um Weihnachten gibt es ja noch viele geheimnisvolle Figuren. Manche haben je nach Region unterschiedliche Namen, manche sind überall dieselben, einige teilen sich dieselben Funktionen, andere gibt es nur in ganz bestimmten Gegenden und nirgends sonst. Ich bin mir sicher, dass sich Kinder auf der Welt über ihre Geschenke freuen, egal, wer sie ins Haus gezaubert hat. der Countdown läuft …
Ja – bei mir könnte in diesem Jahr auch wieder das Christkind vorbei kommen und den Baum schmücken.
Aber ich sehe schon – selbst ist die Frau.
Ich wünsche dir gutes Gelingen bei den Vorbereitungen und ein frohes Fest im Anschluss.
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selbst ist die Frau 🙂 du sagst es! Dir ebenfalls ein wunderschönes Weihnachtsfest! Mit lieben Grüße von der Insel Ingrid
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