Icod de los Vinos, 6. Jänner 2018, Samstag Reyes Magos – Dreikönigstag
Die Heiligen Drei Könige mussten sich gestern Abend beeilen damit sie ihre Arbeit mit trockenen Gewändern erledigen konnten. Stellt euch vor, in der Nacht hat es geregnet und jetzt, am Vormittag, tröpfeln noch immer ein paar feine Tropfen vom Himmel. Da haben die drei Weisen einmal klug mitgedacht und auch die Natur mit einem Geschenk bedacht – auch wenn sich darüber wahrscheinlich nicht alle freuen.

eine kleine Prinzessin aus Filz von Christa Mann
König werden und einen ganzen Tag lang regieren, wer träumt nicht davon? Ein paar Stunden habt ihr momentan noch die Chance dazu! Es ist gar nicht so schwer und auf Teneriffa schwingen heute wahrscheinlich sogar viele Könige das Zepter. Wenn ihr dabei sein wollt, müsst ihr nur einen bestimmten Kuchen essen – und fündig werden! Dann seid ihr so gut wie Nachfolger der Bohnenkönige im römischen Reich.
El Roscón de Reyes ist am sechsten Jänner ein absolutes Muss auf jedem Tisch und deshalb war der bunte Dreikönigskuchen in den vergangenen Tagen in so gut wie allen Geschäften stapelweise im Angebot.
Heute wird noch einmal mit der ganzen Familie oder mit Freunden gefeiert. Es gibt ein großes Festessen und traditionell gibt es als krönenden Abschluss el Roscón de Reyes. Es ist eigentlich nur ein ganz einfacher Kranz aus Germteig mit kandierten Früchten, könnte man glauben. Aber im Inneren wartet eine Überraschung. Beim Backen werden eine Bohne und eine kleine Figur versteckt und wer sie findet ist entweder König oder Opfer und muss bezahlen. Ursprünglich war es nur eine einfache Bohne und derjenige, der sie fand war König für einen Tag und konnte tun und lassen was er wollte. Heute ist der Glückspilz der Besitzer der kleinen Figur und der Pechvogel der Eigentümer der Bohne. Wobei Glück und Unglück bei dieser Variante möglicherweise nur knapp von einander entfernt liegen. Die Gefahr sich einen Zahn aus zu beißen liegt beim Fund der Figur mit Sicherheit um einiges höher als bei der Bohne. Aber egal, Glück ist sowieso eine Ansichtssache und dann hat eben der Zahnarzt Glück. Auf jeden Fall darf der König, stilvoll mit einer güldenen Pappkrone gekrönt regieren und der Besitzer der Bohne muss im nächsten Jahr für den Kuchen
zahlen sorgen.
Doch was hat es mit der Bohne im Kuchen auf sich? Den Ursprung findet man im alten Rom, also genau gesagt schon im zweiten Jahrhundert vor Christus. Mitte Dezember, als die Arbeit am Feld beendet war, wurde zu Ehren Saturns, der Gott der Landwirtschaft war, eine Woche lang ein großes Fest gefeiert, Saturnalia. Für die Dauer des Festes waren alle Menschen gleich, egal ob Bürger, Edelmann oder Sklave. Es wurde getafelt und getrunken und es wurden runde Kuchen mit Feigen, Datteln und Honig gebacken, die unter den Plebejern und Sklaven verteilt wurden. Laut schriftlichen Aufzeichnungen weiß man, dass im dritten Jahrhundert das erste Mal, als Zeichen des Reichtums, eine Bohne eingebacken wurde und derjenige, der die dicke Bohne fand, war für einen Tag der König der Könige!
Als 1700 in Spanien Felipe V., besser bekannt als der Bourbone Philipp V. von Anjou, den Thron bestieg, wurde es üblich, eine goldene Münze in den Kuchen zu stecken und im Laufe der Zeit verwandelte sich das schnöde Geld in eine kleine Figur und die einst begehrte Saubohne wurde von der Siegestrophäe zur Niete degradiert.
Im Verlauf der Jahrhunderte nahm der Kuchen je nach Land verschiedene Formen an. Bis nach Österreich hat er sich allerdings nicht durch geschlagen, ich habe davon erst auf Teneriffa das erste Mal gehört. Gebacken wird die Köstlichkeit aus Mehl, Butter, Zucker, Hefe, Milch, Eiern, Orangenblütenwasser und Salz. Wichtig für den Geschmack, aber auch fürs Auge, ist natürlich die
besondere liebevolle Dekoration aus gezuckerten Orangenscheiben, Zitronenschale, Kirschen, Mandeln und Staubzucker. Die roten und grünen kandierten Früchte sind die farbenfrohen Symbole für die Edelsteine, der Könige des Morgenlandes, die sie auf ihren Mänteln trugen.
Verspeist wird der Kranzkuchen entweder mit oder ohne Füllung. Dafür wird der Riesendonat in zwei Hälften geteilt und mit Schlagsahne oder einer Puddingcreme gefüllt. In Spanien kann es auch fruchtig werden, denn in einigen Teilen des Landes wird er ganz märchenhaft mit Engelshaar verfeinert. Das klingt aber nur so weihnachtlich, ist es aber nicht. Cabello de ángel ist nichts anderes als eine Art fasrige Marmelade, die sehr aufwendig aus Kürbissen gekocht und sehr oft für Füllungen von Gebäck verwendet wird.
Ob man mit einem Kuchen, Bohnen und einer kleinen Figur Glück und Unglück in der Zukunft vorher sehen kann? Aber wenn es mit gegossenem Blei und der einen oder anderen Kristallkugel funktioniert, kann diese Weissagung auch nicht viel daneben liegen, oder? Eines ist auf alle Fälle sicher – mit dem heutigen Tag ist auch in Spanien die Weihnachtszeit endgültig zu Ende. Ab morgen glitzert und leuchtet die Welt um viele Lichter und symbolische Edelsteine weniger – jetzt kann der Fasching beginnen!
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