gibt es ein Löffelmonster?

Icod de los Vinos, 14. Jänner 2018, Sonntag – domingo

Haben wir unbemerkt Familienzuwachs bekommen? Hat sich ein kleines, gefräßiges Löffelmonster bei uns eingenistet?  Richtig gelesen, es handelt sich heute um Löffel, genau gesagt um Kaffeelöffel, las cucharillas de café, und nicht um Socken.

Das Thema Sockenschwund kennt ja wohl jeder. Ein Paar Socken, sprich zwei Stück, wandern in die Waschmaschine und nur ein Exemplar kommt wieder raus. Das ist ja wirklich keine sensationelle Neuigkeit, sondern eher eine Alltagsgeschichte. Doch bei mir verschwinden kleine, silberne Löffel, las cucharas de plata, und dafür kann ich wohl nicht die Waschmaschine verantwortlich machen. 1f602 Als bekennende Handspülerin kann ich mit Sicherheit auch die Geschirrspülmaschine ausschließen.

Wir sind seit vielen, vielen Jahren stolze Besitzer eines schönen Silberbestecks. Es war das großzügige Hochzeitsgeschenk von Tanten, Onkeln und meiner Omi, das uns bis jetzt unbeschadet und fast vollzählig überall hin begleitet hat. Von Haushalt zu Haushalt, von Land zu Land.

Als unsere beiden Kinder noch klein waren, mussten wir innerhalb von einigen Jahren zwar leider den Verlust von drei kleinen Löffelchen beklagen, aber das war’s dann schon.  Das Leben ging weiter, irgendwann haben wir die fehlenden Teile durch neue Löffel ersetzt und unsere Welt in der Bestecklade war wieder in Ordnung.

besteck

Vor einem Jahr hat das Schicksal erneut zugeschlagen und nun ist, auf geheimnisvolle Weise, wieder ein Löffelchen verschwunden. Das mysteriöse Verschwinden der beiden Kaffeelöffel beschäftigt uns natürlich und wir fragen uns, welchem tragischen Schicksal sie zum Opfer gefallen sein könnten.  Löffel verschwinden ja nicht so einfach mir nichts dir nichts, oder doch? Vielleicht wurden sie ja ganz heimtückisch entführt und jemand stellt eine Lösegeldforderung? Vielleicht wechseln sie aber nur den Haushalt? Es wird wahrscheinlich für immer ein Geheimnis bleiben. Leider!

Durch Zufall, por casualidad, habe ich heute einen interessanten Artikel im weltweiten Netz gefunden. Es ist unglaublich, aber wahr! In Melbourne erforschten drei Forscher des Centre for Epidemiology and Population Health Research, Macfarlane Burnet Institute for Medical Research and Public Health das Mysterium der Kaffeelöffel!

Verschwundene Besteckteile – dieses Problem existiert anscheinend auf der ganzen Welt. Welchen anderen plausiblen Grund sollte es sonst für so eine Studie geben? Leider haben die Wissenschaftler nur die Tatsache und die Ursachen des unerklärbaren Besteckschwundes beweisen bestätigen können. Warum und wohin die Teile sich verkrümeln bleibt auch durch diese Studie ein ungelöstes Rätsel.

Laut dieser wissenschaftlichen Studie, bei der mit Hilfe von zweihundertzehn Teilnehmern – hundertvierzig Personen und siebzig Kaffeelöffel – wurde nach einer Laufzeit von fünf Monaten folgende Punkte festgehalten:

  • 80% der Löffel sind verschwunden.
  • Die Halbwertszeit eines Kaffeelöffels beträgt 81 Tage.
  • Ein Kaffeelöffel in einer öffentlichen Küche lebt deutlich kürzer, nämlich ganze 42 Tage, als ein Löffelchen in einer Abteilungsküche, das immerhin eine Lebensdauer von 77 Tage haben soll.
  • Der Wert des Löffels spielt keine Rolle.
  • Die Häufigkeit des Kaffeelöffelverlustes beträgt im Beobachtungszeitraum 360,62 pro 100 Kaffeelöffeljahre.
  • Um also einen konstanten Bestand von 70 Kaffeelöffeln gewährleisten zu können, müssen geschätzte 250 Kaffeelöffel pro Jahr gekauft werden.

Damit ist das Mysterium der Kaffeelöffel wohl erforscht und wir können mit Sicherheit behaupten, dass Kaffeelöffel verschwinden.  1f602 Aber das „wohin“ wird wohl auch in Zukunft ein Geheimnis bleiben.

loeffel

In einem alten Volkslied heißt es – lirum, larum Löffelstiel wer nichts lernt, der kann nicht viel. Wißt woher dieser Spruch kommt? Für uns ist es selbstverständlich, mit einem Löffel zu essen. Dass der Löffel nicht immer so ausgesehen hat wie wir ihn heute kennen, verrät uns die Geschichte der Sprache. Es war ursprünglich ein Holzspan, nicht mehr und nicht weniger. Im Englischen kann man es noch schön am Wort spoon, Span, erkennen. Hergestellt wurden sie lange Zeit von den Löffelschnitzern. Diese Männer sollen zwar viele Löffel geschnitzt haben, aber selber hatten sie angeblich nicht viel zu löffeln.

Katzelmacher – so wurden die Italiener in meiner Jugend von vielen Kärntnern genannt. Keine Ahnung, was damit gemeint war, aber soviel ich mich erinnern kann, war diese Bezeichnung eindeutig abwertend gemeint. 1f60a Dabei hat der Name eine ganz besondere Bedeutung.

Am Ende des Mittelalters bekamen gegossene Löffel aus Zinn immer mehr Bedeutung. Katzelmacher waren italienische Zinngießer, die Löffel und Kessel aus Zinn herstellten. Das Wort Katzel kommt aus dem Italienischen, cazza heißt so viel wie Kessel, Löffel oder Schöpfkelle. Es war deshalb eigentlich gar keine abfällige Degradierung sondern schlicht und einfach eine falsche Berufsbezeichnung für Menschen, die diesen ehrenwerten Beruf allerdings gar nicht mehr ausgeübt haben. Was soll’s? Der Mensch neigt eben zur Verallgemeinerung.  1f644 Mit diesem Problem müsste sich sonst so manches angeblich blöde Schwein herum schlagen, denn ein Schwein ist alles andere als blöd …

In den vornehmen Kreisen hatte man in alten Zeiten schon verzierte Löffel aus Silber und anderen kostbaren Materialien. Das Phänomen des berühmten silbernen Löffel stehlens dürfte aber nicht ganz aus der Luft gegriffen sein.  Alwin Schulz schreibt in einer Abhandlung über das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger, dass beim Abräumen der Tafel die Löffel immer nachgezählt wurden!

gabel

Der französische Schriftsteller Michel de Montaigne schrieb schon um 1580 über seine Reise durch Deutschland ganz verwundert, dass es selten „soviel Löffel gebe, als Leute bei Tisch seien.“ Warum hätte es auch so sein sollen? Zu dieser Zeit war es eben üblich, dass jedermann seinen eigenen Löffel im Sack hatte. Gabeln findet man erst viel später auf den Tischen der Bürger. Zu der Zeit war dieses Werkzeug für die normale Bevölkerung nicht wichtig. „Mit der Gabel ist’s die Ehr, mit dem Löffel erwischt man mehr“ heißt eine alte Bauernweisheit oder „Wenn es Suppe regnet, darf man keine Gabel haben!“

So, jetzt ist’s aber genug mit alten Weisheiten, aber ich hätte mir nie gedacht, dass ich über so etwas alltägliches wie einen Löffel so viel schreiben könnte. Falls sich bei mir noch mehr kleine Löffelchen sich verabschieden sollten, können wir ja zur Not unseren Kaffee ja auch mit einer Kuchengabel umrühren, aber eigentlich trinke ich meinen Kaffee sowieso ohne Zucker … 1f618

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4 Antworten zu gibt es ein Löffelmonster?

  1. Susanne Henke schreibt:

    ein klarer Fall für „Medium“ die Löffel sind so lange bei denen, die ihren Löffel durch fremde Hand abgeben mussten, bis der Fall aufgeklärt ist. Dann fallen sie an einem beliebigen Ort in eine gerade geöffnete Besteckschublade …

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  2. Teda Lessiak schreibt:

    Was es nicht alles gibt! Worüber man Studien machen kann…. genial

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