Während der Wintermonate zeigt der Atlantik an vielen Tagen mit seinen gigantischen Wellen, welche Kraft er hat. Das Wasser klatscht dann mit voller Wucht und lautem Getöse an die Lavafelsen der Küste und an den Hängen der angrenzenden Hügel steigt ein fast mystischer Nebelschleier aus feinsten Wassertröpfchen in die Höhe. Ich liebe dieses Naturschauspiel und wann immer wir Zeit haben, fahren wir um diese Zeit irgendwo an die Küste. Dieses Mal haben wir uns für die Richtung Bajamar entschieden.
Die saftig grüne Landschaft, dunkelblauer Himmel und warme Luft als Wegbegleiter – bessere Weggefährten für einen Ausflug kann man sich nicht wünschen, oder? Eigentlich wollten wir zuerst einen Spaziergang von El Pris Richtung Mesa del Mar machen, doch da wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn als wir nach den letzten Häusern um die Ecke gebogen sind, war der Küstenweg abgesperrt.
Dumm gelaufen, aber der Abstecher nach El Pris hat sich trotzdem gelohnt. Die Zeit an diesem Platz war auch ohne Küstenwanderung toll und der Pulposalat bei unserem Stammwirt hat wie immer gut geschmeckt. Wohin sollte die Reise also weiter gehen?
Zeit hatten wir jetzt in Hülle und Fülle, also sind wir auf Entdeckungsreise gegangen. Wenn der Zufall es will, findet man immer wieder etwas, was man noch nicht gesehen hat. Wir sind also auf der Strasse Richtung Valle de Guerra weitergefahren und nach kurzer Zeit sind wir auf zwei Wegweiser gestoßen. Nachdem wir schon im Herbst in La Barranquera gewesen sind, haben wir uns für die zweite Möglichkeit, Playa de Jóver entschieden..
Keine Ahnung was uns dort erwarten wird, denn ich muss gestehen, ich habe bis jetzt nicht einmal gewusst, dass es diesen Strand gibt. Die Straße führt an Plantagen vorbei und schlängelt sich anschließend durch ein kleines „Wäldchen“. Ich schätze nach ungefähr einem Kilometer Fahrt tauchte nach einer Kurve wie aus dem Nichts eine eindrucksvolle, eingezäunte Anlage auf. Es ist der Club Nautico de Tejina, eine schöne Sportanlage, die es bereits seit dreißig Jahren gibt und allerlei Freizeitmöglichkeiten bietet. Gleich dahinter ist Ende der Fahnenstange, die Straße wird etwas breiter und plötzlich steht man auf einem ziemlich großen Parkplatz.
Zuerst fällt mein Blick sofort aufs Meer. Der aufgewühlte Atlantik wechselt seine Farbe zwischen dunkelblau und türkis und verwandelt sich an der Küste in ein weißes Schaumbad. Es brodelt und zischt, fast könnte man meinen, dass hier irgendwo eine Lokomotive unterwegs ist. Auch wenn ich mit beiden Beinen fest am Boden stehe, ich spüre eine leichte Erschütterung sobald die Wassermassen auf den Felsen aufschlagen.
Aber was ist denn da? Gibt es hier etwa auch Charcos? Vor allem im Norden der Insel sind diese charcos Pfützen oder besser gesagt natürliche Pools, nichts Ungewöhnliches. Meine Vermutung war richtig, denn als wir einmal ums Eck gehen liegt ein tolles, vom Meer abgetrenntes, fast naturbelassenes Schwimmbecken vor uns, la Piscina Natural de Jóver en Tejina.
Wie man sieht, haben die tosenden Wellen während der vergangenen Tage ganze Arbeit geleistet, das Geländer musste sich bereits vor der Energie des Atlantiks demütig zu Boden werfen.
Zur Zeit ist es besser ein bisschen Abstand zum Meer zu halten, aber im Sommer muss es hier traumhaft schön sein. Man findet hier zwar weit und breit weder einen schwarzen noch einen goldenen gelben Sandstrand, dafür gibt es eine große Liegefläche hinter dem Pool und während der Sommermonate soll hier auch ein kleines Lokal geöffnet haben.
Das Minidorf Jóver verdient die Bezeichnung Dorf eigentlich gar nicht, denn es stehen lediglich ein paar vom Sturm und Meer geschundene Häuser am Straßenrand. Direkt am Rand des steinigen Strandes entdecken wir noch ein paar Gebäude, aber die sehen eher verlassen als bewohnt aus.
Während der Wintermonate gleichen solche Siedlungen direkt an der Küste allerdings sehr oft halb verfallenen Geisterstädten, die Häuser sind verlassen und zu genagelt, die Plätze menschenleer. Es liegt der Hauch von Verfall in der Luft, die Farbe blättert von den Wänden, einmal fliegt eine kreischend Möwe über meinen Kopf aber hier sehe ich nicht einmal eine Katze oder einen Hund.
Ich habe gelesen, dass in dieser Gegend ungefähr hundert Leute wohnen sollen, gesehen habe ich aber nur ein paar Sonnenanbeter, die es sich zwischen den großen und kleinen Steinen am Strand bequem gemacht haben.
Im Sommer verändert sich dieses idyllische Bild mit hundertprozentiger Sicherheit. In der warmen Jahreszeit verwandeln sich die scheinbar menschenleeren Siedlungen in bevölkerte Ameisenhaufen. Vorbei ist es mit der Stille und Einsamkeit und man erkennt die Gegend nicht mehr. Dann ist vermutlich sogar dieser große Parkplatz für alle Sonnenanbeter und Wasserratten zu klein …
Endlich einmal!!!! Diesen Platz kenn ich!
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siehst du – oft kennst du mehr als ich 🙂
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toller Bericht, war auch noch nie dort…….demnächst mal
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ich bin mir sicher, dass es dir dort gefällt 🙂
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