„Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer. Die Zeiten bleiben immer. Die Leute werden schlimmer“ Der Spruch ist von Joachim Ringelnatz und ich finde, er hat den Nagel damit richtig auf den Kopf getroffen. Das Wort schlimm hat für mich dabei nicht die Bedeutung von böse sondern eher von gleichgültig. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch und es menschelt doch mehr auf der Welt, als es mir vorkommt.

das ist der Hauptplatz meiner Heimatstadt Villach
Ab und zu habe ich das Gefühl, dass heute viele Menschen alles haben und sehen wollen. Aber bitte mit Sahne, wenn möglich, kostenlos und auf dem Silbertablett serviert. „Dort musst du unbedingt hin gehen, die Portionen sind so groß, dass du daheim noch zwei Tage essen kannst – und billig ist es auch noch!“
Pizza, Schnitzel, Schuhe, Kleider und alles was sonst noch zum Leben gehört wird im Internet bestellt, bei Nichtgefallen schonungslos zurück geschickt und dann wird gemeckert, dass sich die meisten Dörfer und Städte in trostlose Geisterstädte verwandeln.
Dafür ernährt sich der Vorzeigebürger „bio“ und kauft selbstverständlich nur fair gehandelte Ware und fährt bald mit dem Elektroauto munter durch die Gegend. Egal welcher Strom aus der Steckdose kommt – falls er für alle bezahlbar bleibt. Bei einer Tasse nespresso kann man entspannt die Welt verbessern und sich darüber aufregen, dass böse Menschen so sorglos mit Plastiktüten die Welt ersticken – am besten auf dem Oberdeck eines Kreuzfahrtschiffes. Stattdessen schicken wir ein paar Dieselautos auf den Schrottplatz, dann können wir mit gutem Gewissen noch ein paar Frachtschiffe rund um den Globus schicken. Der Welthandel muss schließlich funktionieren, damit die Aktionäre nicht am Hungertuch nagen müssen, die Chinesen deutsche Milch trinken und wir dafür
wertvollen billigen Fisch aus Vietnam auf den Tellern servieren können.
Ich weiß, das ist jetzt ziemlich kindlich und einfach so dahin geschrieben, aber gar so kompliziert ist die Wirtschaft wirklich nicht gestrickt. Wenn jeder seinen Teil dazu beträgt, funktioniert die Maschine ziemlich reibungslos und ohne viel Verzicht für jeden von uns. Wir alle müssten nur hin und wieder wenigstens ein paar Minuten darüber nachdenken. Das Problem ist nämlich nicht neu, denn sogar vor fast zweihundert Jahren haben sich die Menschen darüber Gedanken gemacht – aber vielleicht sind wir heute in der Lage, ein bisschen daraus zu lernen …
„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, dass nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen sie für das Risiko, dass sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn sie das Tun, dann haben sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“
John Ruskin engl. Sozialreformer (1819-1900)

die Dünen von Maspalomas auf Gran Canaria
Eines ist klar, wir haben selbst die Wahl, in welcher Welt wir leben wollen. Wir können nicht alles ändern und bestimmen, das ist mir schon bewußt. Aber die Wüste besteht auch aus unendlich vielen Sandkörnern und ist nicht nur trostlos und öde sondern hat eine zweite Seite – und die ist traumhaft schön …
die schicken die Sachen nicht nur bei Nichtgefallen zurück – die gehen mit den Klamotten auf eine Gala (auf der sie nichts verloren haben, sich aber eine Einladung erschnorrt haben) und schicken sie dann am besten noch mit Rotweinfleck und Schweißgestank zurück – und wehe der kleine Shop, der seine Sachen zwecks Verbreitung auch im Internet anbietet, muckt auf … dafür, dass sie von A nach B geflogen werden, wollen sie am liebsten noch bezahlt werden, und wehe die Maschine hat Verspätung, dann geht es sofort vor Gericht – einen Handwerker lassen sie nochmal antanzen, weil ihnen die Farbe, die sie sich selbst ausgesucht haben, dann doch nicht gefällt … ja und logisch – warum sollte er dafür Geld bekommen – ist doch eine Ehre, Herrn und Frau Feist zu Diensten zu sein … und wenn sie überhaupt mal etwas bezahlen, dann so spät, dass sich höchstens noch die Gläubiger des inzwischen pleite Gegangenen daran erfreuen können …
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zum Glück gibt es ja auch sehr viele „normale“ Menschen :o) Ich glaube, wir müssen uns bald einmal treffen, damit wir wissen, wie sich das bei uns verhält … Hättest du einmal Lust?
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unbedingt 😉
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wie sieht es denn bei dir aus? Schreibst mir über FB eine Nachricht?
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