El Lance – der Guanche vom Mirador

Als Alonso Fernández de Lugo am 1. Mai 1494 mit ungefähr 1.500 Soldaten und fünfzehn Schiffen am Strand von Añaza, das ist in der Nähe des heutigen Santa Cruzauf der Insel landete, gab es auf Teneriffa noch neun sogenannte Königreiche, also Menceyatos. Man weiß es nicht genau, aber es wird vermutet, dass zu dieser Zeit circa dreißigtausend Guanchen auf der Insel lebten und der mächtigste Führer soll der König von Taoro gewesen sein.

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das ist die Aussicht vom Mirador El Lance auf das Orotavatal

Die Bezeichnung  Mencey wird fast immer mit König übersetzt, die Bezeichnung Stammesfürst oder Stammesführer sind wahrscheinlich eher zutreffend, denn die Männer haben weder in einem Palast gewohnt noch haben sie eine Krone getragen. Das Symbol des Mencey war ein langer Speer, genannt Añepa, der aus edlen Hölzern bestand.

Die Bevölkerung zur Zeit  der Guanchen war streng geordnet und an ihrer Spitze stand der Mencey. Er hatte die absolute Macht und legte die Regeln für sein Volk fest. Er sorgte für Gerechtigkeit aber auch für die Sicherheit doch alle Güter seines Territoriums waren sein Besitz und wurden von ihm verteilt. Das hat mit dem Bild eines romantischen Inselkönigs wenig zu tun, er war im Grunde genommen ein Stammesführer in einer Kultur, die es so auf dem Festland gar nicht mehr gab.

Wie überall auf der Welt gab es auch bei den Guanchen unterschiedliche Klassen und Probleme. Sie lebten meistens in Felshöhlen, hatten fruchtbares Land, kannten die Landwirtschaft und pflanzten Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen und Früchte wie Datteln und Feigen. Das Getreide wurde in Tontöpfen geröstet und mit Steinmühlen gemahlen. Dieses Mehl, dass wir heute als Gofio kennen, mischten sie mit Milch, Wasser oder Honig zu ihrem Essen. Von ihren Ziegen hatten sie Milch und Fleisch und aus den gegerbten Tierhäuten  machten sie ihre Kleider.

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La hacienda de Los Príncipes wurde von Alonso Fernández de Lugo erbaut

Sie lebten also mehr oder weniger glücklich und zufrieden – bis Alonso Fernández de Lugo, Adelantado de los Reyes Católicos mit seinen Mannen die Welt einer ganzen Insel auf den Kopf stellte. Keine Angst, ich will euch jetzt nicht die Geschichte der Eroberung von Teneriffa erzählen. lachen Eigentlich wollte ich euch ja nur die Fotos der Statue des letzten Menceys am Mirador El Lance zeigen. Es ist Mencey Bentor, der Sohn des Königs von Taoro, Mencey Bencomo.

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Aber noch einmal ganz kurz zurück zur Geschichte. 1f607 Als es bei der Eroberung der Insel auf das Ende zuging, waren die Guanchen nicht nur durch die Kämpfe und die vielen Toten, sondern vor allem durch Infektionskrankheiten, die die Fremdlinge auf die Insel geschleppt hatten, geschwächt. Brunnen und Trinkwasser waren zum Teil durch die vielen herumliegenden Toten verseucht, es herrschten Chaos, Hunger und Seuchen. Die kastilische Armee konnte also am Schluss, ohne viel Widerstand der Bevölkerung, bis ins heutige Los Realejos marschieren.

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Als Draufgabe für alles Elend sollten die Menceys jetzt auch noch einen Vertrag mit den Spaniern unterzeichnen, den so genannten Frieden von Los Realejos. Ein Vertrag, für einen Frieden, den es nie gegeben hat. Bentor flüchtete noch vor der Ankunft der Spanier mit anderen Guanchen in die Höhlen der Felsen von Tigaia. Im Umfeld dieser Höhlen wurden die dann letzten erbitterten Kämpfe zwischen Spaniern und Guanchen ausgetragen, leider ohne Erfolg.

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Und dann nahm die Geschichte ihren Lauf –  mit einem Sprung vom Felsen. Unter der Herrschaft der Sieger wollte Bentor nicht leben und so beschloss er, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er stürzte sich zu von den Felsen bei Tigaiga in die Tiefe und mit diesem rituellen Selbstmord Bentors zu Beginn des Jahres 1496, war das Schicksal der Guanchen besiegelt. Das Königreich Menceyato Taoro hatte keinen Führer mehr. Am 25. Juli 1496 kapitulierten dann die Menceyes von Tegueste, Tacoronte und im September 1496, fügten sich auch Adeje, Abona, Daute und Icod dem Pakt von Los Realejos. Die Eroberung der Kanarischen Inseln, la conquista de las Islas Canarias ist war endgültig abgeschlossen.

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Viele Guanchen wurden als Sklaven an europäische Höfe verkauft, ein Teil von ihnen vermischte sich mit den Siedlern, hauptsächlich Portugiesen, Andalusier, Genueser, Kastilier und Franzosen, die nach der Eroberung durch die Spanier anrückten auf die Insel kamen. Diejenigen, die ihr neues Leben nicht ertragen konnten oder wollten begingen Selbstmord und einige Guanchen flüchteten in die Berge der Insel.

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Seit fast zwanzig Jahren steht am Mirador El Lance ein imposanter Guanche. Die riesige Bronzefigur wurde von der Künstlerin Carmen Luís León geschaffen und erinnert seit 1996 an Bentor, dem letzten Mencey von Taoro.

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Der Name des Aussichtspunktes hat allerdings nichts mit den Guanchen tun. El Lance, auf deutsch der Wurf, soll deshalb als Name gewählt worden sein, weil von diesem Platz früher Baumstämme in die Tiefe befördert geworfen wurden um in der Sägemühle von Tigaiga verarbeitet zu werden. Das könnte stimmen, aber el lance kann man auch mit Schicksalswende oder einem dramatischen Höhepunkt übersetzen – und das würde auch ganz gut passen. 1f607

Über den Menschen Bentor weiß man nicht viel, aber mit seiner Frau Hañagua hatte er drei Kinder – Deríman, Ramagua und Collarampa. Deríman, wurde von den Spaniern katholisch getauft und bekam danach den Namen Cristóbal Hernández de Taoro. Er selbst änderte später seinen Nachnamen und nannte sich nach seinem Großvater Cristóbal Bencomo. Er zog nach Sevilla, wo er Jura studierte und Anwalt wurde. Mehr habe ich bis jetzt noch nicht heraus gefunden, aber ihr kennt mich ja, Fortsetzung folgt bestimmt … kuss (2)

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4 Antworten zu El Lance – der Guanche vom Mirador

  1. Teda Lessiak schreibt:

    Schade, dass du nix schreibst über die Eroberung Teneriffas – ich lese deine Berichte über Land, Kultur und Natur sooo gerne. Es kann nicht genug sein.😊

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    • wird auch einmal kommen – wenn es irgendwie passt 🙂 aber über die Eroberung der Insel gibt es so viele Geschichten, die aber nicht immer genau zusammen passen. Da muss ich mich erst einmal durch kämpfen 🙂

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  2. siebeninseln schreibt:

    Liebe Ingrid, danke für den interessanten Artikel und die schönen Bilder. Die Guanchen sind ein spannendes Thema. Einiges dazu gibt es ja auch im Museum in Santa Cruz zu sehen. Ich habe mich in letzter Zeit ein wenig rar gemacht, da ich durch Kuba und Mexiko gereist bin. Nun bin ich wieder zurück und werde „nachlesen“. Liebe Grüße, Dagmar

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