Alle kennen sie, viele lieben sie und einige wissen vielleicht sogar, wo man wirklich eine ursprüngliche Guachinche finden kann. Guachinche? Was könnte das wohl sein?
Im spanischen Wörterbuch ist das Wort nicht zu finden. Ein Bekannter meinte, dass die Bezeichnung vielleicht von Cuba stammen könnte. Klingt eigentlich ganz plausibel, das kanarische Wort für Autobus, also guagua, ist ja auch von Südamerika über das Meer auf der Insel gelandet und kein Spanier versteht, was damit gemeint ist. Aber egal, Guachinches sind vor allem im Norden von Teneriffa und im Valle de Güimar sehr beliebt und in den letzten Jahren wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden geschossen.
Bei uns in Österreich gibt es die Buschenschank oder in den Weingegenden den typischen Heurigen. Dort dürfen Weinbauern, oder auch normale Landwirte, für eine gewisse Zeit im Jahr ihre eigenen Produkte verkaufen. Früher wurde ein „Buschen“ vor die Haustüre gesteckt und alle wussten, es ist geöffnet, es ist „ausg’steckt“
Wann genau die Guachinchen entstanden sind, habe ich nicht genau herausfinden können, aber laut Erzählungen ist eine Form davon in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgetaucht. Da hier auf der Insel die Häuser keine kühlen Keller, also keine Weinkeller, so wie wir sie kennen haben, musste der Wein relativ schnell an den Mann gebracht werden. Essig in Gläsern ist ja nicht so beliebt und begehrt. Also wurden Tische und Stühle, Gläser und Krüge vor dem Haus oder im Hof aufgebaut und los ging das Geschäft. Nur Wein trinken geht nicht, also hat die Frau des Hauses eben Kleinigkeiten aus der Küche gebracht und nach der ausgiebigen Verkostung der süffigen Tropfen ist der Kunde wahrscheinlich satt und zufrieden mit ein paar Litern Wein abgezogen.
Oder auch nicht.
Heute kann jemand, der seinen eigenen Wein macht zur Gemeinde gehen und um eine Genehmigung für den Verkauf ansuchen. Er bekommt dann für eine begrenzte Zeit eine spezielle Erlaubnis und darf, ohne besondere Auflangen und Vorschreibungen, seine Produkte in der Garage, im Wohnzimmer, einer Höhle oder wo immer er möchte seinen Wein mit einfachen Gerichten aus Mamas Küche verkaufen. Damit jeder weiß, dass zur Zeit geöffnet ist, wird hier einfach ein Schild mit dem Wort Guachinche und einem Pfeil an der Strasse angebracht. Geöffnet sind die Lokale meistens am Wochenende – bis der alte Wein verkauft ist. Dann ist Schluss und alle müssen auf die neue Ernte warten.
Aber wo heute Guachinche drauf steht, muss aber noch lange keine drinnen sein. Manches Lokal, das einst als Guachinche begonnen hat, war so beliebt und gut besucht, dass im Laufe der Jahre ein richtiges, na sagen wir mal, Gasthaus daraus geworden ist. Das Schild Guachinche blieb, es wurde und wird niemals abgeschraubt werden, denn dann wäre es nicht mehr so interessant, oder? Ein kleiner Tipp von mir – die echten Guachinchen erkennt man oft noch an den selbst geschriebenen Schildern, einfache Pappschilder und windschiefe Holztafeln. Das muss aber nicht immer stimmen.
Wir haben eine schönen Abend mit Freunden verbracht. Ein Bekannter von uns hat in den vergangenen Monaten hoch oben, in den Hügeln von Icod eine Guachinche eröffnet. Er produziert seinen eigenen Wein und am Wochenende verköstigt er seine Gäste mit gegrilltem Fleisch und anderen Köstlichkeiten.
Zu Trinken gibt es nur Rot- und Weisswein oder Wasser. Bier oder Limonade darf in diesen Lokalen nicht verkauft werden. Speisekarte gibt es keine, das Angebot steht auf einer Tafel und die Preise werden bezogen auf den Kilopreis des Fleisches angegeben. Wir haben von allem etwas probiert, angefangen mit frischem Ziegenkäse und Feigengelee, Kichererbsen, gegrilltem Riesenkotelett und Schweinenacken über Blutwurst und anderen Vertreter dieser Art bis zu den unvermeidlichen Pommes Frites. Es hat alles sehr gut geschmeckt – Fabian hat perfekt gegrillt! Das Fleisch war saftig und zart und hat ein angenehmes Grillaroma mit an den Tisch gebracht.
Das Lokal liegt am Waldrand und da wir relativ spät los gefahren sind, hat es nicht mehr lange gedauert, bis die Sonne spektakulär hinter den Baumwipfeln verschwunden ist. Ein tolles Farbspiel am Himmel für einen perfekten Abend in lustiger Runde …
Hat dies auf Be a Rebel rebloggt.
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also – guagua oder guanche? Sie heißen tatsächlich Guachinche. WikiPedia meint dazu: „Eine Guachinche, Bochinche oder Buchinche ist ein Lokal, in dem auf den Kanarischen Inseln am Ort erzeugter Wein ausgeschenkt und ortstypische einfache Gerichte serviert werden.“
Danke für Deine Beiträge und den damit verbundenen Anregungen. Liebe Grüße aus BuenPaso.
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liebe Grüße nach Buena Paso 🙂
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merci vielmals – jetzt habe ich nicht nur einen Mordshunger 🥖🍇🥩, sondern weiß endlich, was „ausg’steckt“ bedeutet ;-))
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hast du deinem Hunger schon den Kampf angesagt? 🙂 So ein „Heuriger“ kann schon sehr schön sein, schade, so gemütliche Gartenlokale gibt es hier auf der Insel leider nicht …
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… dafür dürfte es in Wien vergleichsweise schwierig werden, den Wein zu frischem Fisch direkt am Meer zu genießen 😉
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muss ja nicht immer Fisch sein :o)
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.. stimmt das mit dem Strand geht auch mit ohne Fisch und sogar ohne Wein ;-))))
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