Es begann 2002 …

Eigentlich wollten wir ja nur ein schönes, altes Gebäude in Puerto de la Cruz mieten und darin ein Museum der zeitgenössischen PUPPENkunst einrichten. Wir haben endlos gesucht, Kontakte geknüpft, sind mehrfach auf die Insel geflogen – und haben nichts Richtiges gefunden. Entweder war das Objekt zu teuer, an der falschen Stelle oder nicht zu mieten.

Irgendwann und irgendwie sind wir dann auf diese Finca in Santa Barbara in Icod de los Vinos gestoßen. Bei Georg war es Liebe auf den ersten Blick!

Ein Hektar braches Land, wunderschön gelegen, der Teide zum Greifen nahe und dreht man sich einmal um – ein wunderschöner Blick auf die Küste, rundum, blaues Meer bis zum Horizont. Etwas Schöneres kann man sich gar nicht vorstellen.

Nicht mitten in einem Touristenzentrum eingezwängt zwischen anderen Häusern sondern wunderschön ländlich, am Stadtrand eines alten Weinstädtchens gelegen. Wirklich maßgeschneidert für uns! Die Finca und der – damals noch zukünftige -Themenpark ARTlandya, mit TEDDYbären und PUPPEN als Einwohner, die Mundo Muñecas, ist nur vier Kilometer vom Zentrum Icods entfernt, der Ortsteil heißt Santa Bárbara und liegt, fast zentral aber doch nicht in der Stadt, idyllisch in den Hügeln eingebettet. Aber darüber erzähle ich euch später mehr …

Icod de los Vinos kennt jeder Mensch auf Teneriffa, egal ob Inselbewohner oder Tourist. Der „tausendjährige Drachenbaum“ der Drago Milenario steht sogar im Guinness Buch der Rekorde! Wie der Bürgermeister das geschafft hat ist für mich ein Rätsel, aber die Beweisurkunde hängt im Rathaus von Icod an der Wand. Er ist zwar keine tausend Jahre alt, aber immerhin der älteste Drachenbaum des Archipels.

Begonnen hat unsere Inselgeschichte ja schon im Jänner 2003  – mit einer Ausstellung von Künstlerpuppen. Wie lange ist das schon her? Irgendwie kommt es mir vor, als ob alles bereits in einem anderen Leben passiert wäre. Es geschah irgendwann einmal. Vor einer kleinen Ewigkeit. iSer más largo que un día de ayuno!

Ein Teil unserer Puppen machte sich per Schiff auf den Weg auf eine kleine Insel im Atlantik. Sie wurden in Villach sorgfältig verpackt, in einen großen Container, un contenedor, verladen und in Triest auf die lange Reise übers Meer geschickt. Im Dezember 2002 sind sie dann hier im Hafen von Santa Cruz, begleitet von ihren Freunden, den Teddybären, an Land gegangen .

Jetzt ging es erst einmal ans Auspacken und daran, eine schöne Ausstellung aufzubauen, also nichts wie ran an die Arbeit! Kartons auspacken, Tische und Regale bauen, aufstellen und anschließend dekorieren. Nebenbei ein ganz spezielles Miethaus halbwegs wohnlich gestalten – und Weihnachten steht auch vor der Türe. Richtig, das ist wieder eine andere Geschichte!

Die Räume für die Ausstellung haben wir vom Ayuntamiento von Icod de los Vinos in einem wunderschönen alten Herrenhaus zur Verfügung gestellt bekommen. Mundo Muñecas im Casa de los Cáseres, an der Plaza de la Constitución.

Mit vereinten Kräften haben wir es tatsächlich in kurzer Zeit geschafft und ein paar Tage nach Weihnachten war die Ausstellung fertig aufgebaut und wurde mit einer kleinen Feier durch den Bürgermeister – Juan José Dorta, Alcalde de Icod, eröffnet.

Drei Räume im Obergeschoss des Herrenhauses haben neue Bewohner bekommen und mit Leben gefüllt. Nein, ich will damit nicht sagen, dass die Puppen und Bären zum Leben erwacht sind, auch wenn einige Menschen glauben, sie könnten sich vielleicht doch bewegen. Ich wollte damit sagen, dass endlich wieder einmal Menschen diese Räume betreten haben, denn auch wenn PuppenKUNST nicht sehr bekannt ist, haben sich von Anfang an Besucher und Medien für diese Ausstellung interessiert.

Damals waren die Zeiten noch etwas besser anders, denn auf der Insel gab es, so über den Daumen, noch sieben oder acht Zeitungen, private Fernseh- und Radiosender – und alle haben über die neue Attraktion berichtet. Das hat sich geändert, fast alle Zeitungen sind in der Versenkung verschwunden und Teil der Geschichte. In unserer digitalisierten Welt macht sich die Mehrheit der Urlauber im Internet schlau…

Eineinhalb Jahre später, war die Ausstellung vorbei und wir mussten die Türen schließen. Die Gemeinde benötigte die Räume angeblich selbst für ihre kulturellen Einrichtungen. Jetzt war guter Rat teuer, denn wohin sollten denn alle Puppen? Wir hatten Glück im Unglück, wir durften erst einmal einen der Ausstellungsräume als Lagerraum nutzen.

Eigentlich sollten wir schon lange die Genehmigung für unser Projekt haben, aber wir konnten noch immer nicht mit dem Bau beginnen. Ein allgemeiner Flächenwidmungsplan, der Plan General, ist uns dazwischen gekommen. Die Flächen der gesamten Kanarischen Insel sollten für die nächsten zehn Jahre neu gewidmet werden. Eine neue Situation für alle Beamten, denn das erste Mal wurde eine unabhängige Kommission eingerichtet, die mögliche Bestechungsversuche und Korruption verhindern sollte. Mittlerweile sind über zehn siebzehn Jahre vergangen, Politiker sind gegangen und gekommen, jede Gemeinde legte im Laufe der Jahre immer wieder neue Wünsche auf den Tisch, Pläne verstaubten in Regalen  – und dieser ominöse Plan ist noch immer nicht fertig.

Jeder Mensch, oder zumindest fast jeder, schmiedet Zukunftspläne. Wir haben auch Pläne für unsere Zukunft auf der Insel gemacht. Es macht ja keinen Sinn, sich Hals über Kopf in ein so großes Abenteuer zu stürzen, also müssen Pläne gemacht werden. Womit wir nicht gerechnet hatten – uns wurden immer andere Märchen erzählt. Moral aus der Geschichte? Glaube einem Makler nicht! Aber was soll’s! Es hat sich alles zum Guten gewandelt und es ging endlich weiter. Oft geht das Schicksal eben seltsame Wege, besser gesagt Umwege. Gott sein Dank haben wir im Jahr 2002 nicht gewusst, wie sehr unser Nervenkostüm belastet werden würde.

Es war einmal …

Eine Finca in Santa Barbara in Icod de los Vinos. Camino el Moleiro 21. Die Hausnummer verfolgt uns irgendwie. Bevor in Vassach Straßennamen eingeführt wurden, hatte unser Bauernhof auch dieselbe Nummer über der Haustüre – Gross Vassach 21 war die Adresse.


Im April 2002 hat also diese Finca den oder besser gesagt die Besitzer gewechselt. Eigentümer war eine Erbengemeinschaft, die in alle Winde zerstreut war. Für die Vertragsunterzeichnung mussten jedoch alle gemeinsam beim Notar erscheinen und unterschreiben. Es ist schwierig, aber möglich, vier alte Männer an einem Tag gemeinsam an einen Tisch zu bringen. Einer der stolzen Besitzer lebte in Venezuela, der hatte einen Bevollmächtigten auf der Insel. Einer lebte in Bilbao, der hat sich ins Flugzeug setzen müssen und die anderen beiden Teilhaber wohnten zum Glück auf der Insel. Der gemeinsamen Unterzeichnung des Kaufvertrages stand also nichts mehr im Wege.

Bei Kaufverträgen war es hier im Allgemeinen üblich, Bargeld auf den Tisch zu legen. Das war zwar ein wenig kompliziert, da man bei der Bank sein eigenes Geld sozusagen „vorbestellen“ musste, aber es hat durchaus seine Vorteile, wenn das Geld abgezählt vor den Käufern auf dem Tisch liegt. Die Versuchung, den Vertrag noch ein wenig aufzubessern und den Kaufpreis doch noch ein bisschen nach oben zu treiben ist dann nicht mehr ganz so groß. Sonst könnte ja das ganze schöne Geld weg sein!

In unserem Fall hat diese Situation der Teilbesitzer der Finca, der im Baskenland lebte, ausgenutzt. Er wollte erst unterschreiben, wenn ihm die anderen drei seinen Flug bezahlen. Kein Geld für den Flug – keine Unterschrift von ihm! So weit kann sich Geld innerhalb von Minuten entfernen. Was also tun? Nicht schwer zu erraten, oder? Die anderen drei Besitzer haben zähneknirschend die angemessenen Euros aus ihrem Päckchen Geld gezogen, es über den Tisch geschoben und dann aufatmend feststellen können, das auch die vierte Unterschrift unter den Vertrag gesetzt wurde. Mit diesem Notariatsakt in La Laguna hat die Finca in Santa Bárbara endgültig ihren Besitzer gewechselt. Warum in La Laguna? Das soll mich lieber niemand fragen, denn diese Stadt ist für nicht Ortskundige ein Labyrinth erster Klasse und GPS war zu dieser Zeit noch absolut kein Thema. Unsere Makler haben in nächster Zeit noch mehrere Notare mit Verdienstmöglichkeiten beglückt, großzügig rund um die Insel verteilt. Den Grund kenne ich nicht wirklich und will ihn auch gar nicht kennen, es wird schon einen geben.

Eines ist einmal klar, wenn man in ein fremdes Land kommt, vor allem, wenn man die Sprache am Anfang noch nicht gut versteht, vertraut man oft den falschen Leuten. Man nimmt Tatsachen hin, bei denen man ganz genau weiß, dass es nicht stimmen kann, was einem da so erzählt wird. Man darf einfach nie vergessen, dass wir uns in Europa befinden und nicht im Lande Nirgendwo oder in einer Bananenrepublik ohne Gesetze. Im Großen und Ganzen verläuft das Geschäftsleben hier nicht anders als in Österreich oder Deutschland. Oft dauert es ein wenig länger und man kennt die Netzwerke noch nicht. Also nur nicht die Geduld verlieren – gut Ding braucht Weile!

Auf alle Fälle sollte niemand den Fehler machen, auf Grund irgendwelcher Empfehlungen von anderen Einwanderern oder Maklern von einem Fachmann – der eben auch eine Fremdsprache spricht – zum anderen zu wechseln. Wer würde in Österreich zu einem Steuerberater, Rechtsanwalt oder Architekten zu gehen, der aus Italien oder Spanien kommt?  Ein Österreicher wird sich sicherlich besser in seinem Fach auskennen – oder auch nicht. Wie es auch sei, es muss sowieso jeder seine eigene Erfahrung sammeln. Wir haben auch Lehrgeld gezahlt, wenn auch nicht zuu viel. Aber immerhin. Und Geld, das irgendjemand einmal in der Tasche hat, rückt er nie wieder heraus. Einige Menschen verdienen sich hier so ihren Lebensunterhalt. Soll anscheinen recht lukrativ sein. Zumindest schaut es so aus. Aber der Blick von außen kann natürlich auch täuschen.

Fortsetzung folgt, denn im Jahr 2006 können wir endlich mit der Renovierung beginnen …

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Über ARTlandya - der Blog

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