Es ist wieder einmal soweit – wir sind mitten in der närrischen Zeit und auch wenn man auf Teneriffa kein bekennender Faschingsnarr ist, bemerkt man das spätestens heute! Warum? Weil Santa Cruz de Tenerifeseit Mitternacht eine neue Königin hat. La Gran Gala de Elección de la Reina del Carnaval chicharrero wird sogar live im Fernsehen übertragen und die Veranstaltung selbst ist meistens schon Tage vorher ausverkauft.

Da glitzern Pailletten, Perlen und Steine, ein riesiges Gebilde aus Federn und Stoffen in traumhaften Farben umrahmt jede der Kandidatinnen, die Kostüme könnten aus einem Märchenbuch sein. In dieser Jury möchte ich selbst nicht sitzen, denn nach welchen Kriterien sollte ich mich da entscheiden? Aber eine Kandidatin muss gewinnen, denn sie ist die Hauptfigur für die kommenden Tage und anschließend ein ganzes Jahr lang die Botschafterin der Insel und des Carnaval de Tenerife.

¡¡Santa Cruz ya tiene Reina!! Sie heißt Priscila Medina Quintero und ist zweiundzwanzig Jahre alt. Ihr Kostüm La Nuit, das vom Designer Sedomir de la Sierra entworfen und von Autoinsular Citroën gesponsert wurde, trug den Sieg davon. Damit erfüllte sich wohl ein lang gehegter Traum für Priscila, denn sie wollte schon 2016 Königin werden. Damals reichte es allerdings nur für einen Platz als Ehrendame, la segunda dama de honor, an der Seite der regierenden Königin.

Die Veranstaltungen der großen Gala sind im Laufe der Jahre immer größer und aufwendiger geworden. Die ersten Shows fanden im Teatro Guimerá statt, dann folgten die legendären Galashows auf der Plaza de España und nun sind sie auf der Bühne im Internationalen Messezentrum von Santa Cruz angekommen.

Dass Menschen frei und unbeschwert feiern konnten, war nicht immer selbstverständlich, aber der Karneval überlebte die Verbote der Kirche ebenso wie andere Versuche ihn zu verhindern. Nach Teneriffa kam der Karneval ja erst im 16. Jahrhundert durch Spanier und Portugiesen, die auf ihrer Reise in die amerikanischen Kolonien einen Zwischenstopp auf der Insel einlegten. Als Franco die närrische Zeit abschaffen wollte, wurde sie kurzerhand in Winterfest umbenannt, die Inselbewohner feierten heimlich weiter und der Brauch wurde lebendig gehalten. Die Menschen trafen sich zum Feiern nicht mehr auf der Straße sondern hinter verschlossenen Türen in Vereinen oder Clubs, organisierten Tänze und Feste und verbargen ihre Verkleidung unter Decken – bis sie ins Lokal kamen.

Erst nach Francos Tod konnte der Karneval, nach vierzig Jahren, wieder auf die Straßen der Insel zurückkehren. Mit dem Ende von Francos Zeiten wurden alte Bräuche und Feste von den Inselbewohnern endgültig wieder aus der Versenkung geholt. Während der Jahre, in denen der Diktator mit eiserner Hand regiert hatte, war ja nicht nur der Carnaval fast überall verboten. Auch das Begräbnis der Sardine, el entierro de la sardina, war dem Staat und der Kirche nicht ganz geheuer und wurde ebenfalls kurzerhand abgeschafft. Aber das ist eine andere Geschichte.

Über die närrische Zeit auf Teneriffa habe ich ja schon öfter geschrieben und deshalb habe ich hier den Link auf eine Seite, wo ihr noch mehr über Bräuche und Traditionen auf Teneriffa nachlesen könnt. Carnavale de Tenerife