Rund um die Insel gibt es an den Küsten Teneriffas noch immer viele Bunker oder besser gesagt kleine Festungsanlagen. Ich glaube, das erste Mal sind mir diese eigenartigen Steinhütten in der Umgebung von El Medano aufgefallen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg habe ich sie nicht sofort verbunden, denn ich habe nie gehört, dass die Kanarischen Inseln darin verwickelt gewesen wären. Das stimmt allerdings nicht, ich habe mich in diesem Fall getäuscht. Jetzt kommt trotzdem keine Kriegsgeschichte, ich werde euch heute nicht viel über den Krieg erzählen, denn eigentlich wollte ich euch nur einige tolle Fotos von unserem letzten Ausflug nach Santa Úrsula zeigen…

Ich habe ja schon von la Giganta de Jardin Social en La Quinta erzählt, aber unser eigentliches Ziel war der Bunker von Santa Úrsula, el búnker de Santa Úrsula.
Auf diesem Foto seht ihr ihn. Weil man von diesem Punkt die Küste bis nach Puerto de la Cruz perfekt überwachen konnte, wurde er 1941 direkt an der Steilküste von La Quinta wie ein Adlerhorst an die Felsen geklebt. Von hier aus hat man wirklich einen wunderbaren Blick auf die Strände von Santa Ana, El Ancón, Los Patos und El Bollullo – der Atlantik und die Küste liegt einem direkt zu Füßen.

Mehr als Schiffe und Vögel beobachten hätte man von dieser Stelle allerdings auch nicht können, denn Platz für eine Kanone wäre in diesem Bauwerk nicht gewesen und mit einem Maschinengewehr auf Schiffe ballern schießen hätte bestimmt ebenfalls keinen Sinn gemacht. Immerhin befindet sich der Bunker ungefähr 170 Meter über dem Meeresspiegel, ein paar Meter davor geht es wirklich fast senkrecht in die Tiefe.

Über zwei schmale Treppenabgänge kommt man in das Innere des Bunkers. Man landet mehr oder weniger in einem Vorraum im Erdgeschoss der kleinen Anlage. Egal welche Treppe man wählt, in diesem Fall führen beide Wege nach Rom in einen Raum. Von hier führt ein schmaler Gang in den ersten Raum, der mit einem Sehschlitz versehen ist und knapp davor kann man über eine enge und sehr steile Treppe – ich würde sie eher Hühnerleiter nennen – in das oberere Stockwerk klettern. Diese beiden Räume waren die Maschinengewehrnester der Anlage.

Wie alle verlassenen Bauwerke auf der Insel sind sämtliche Wände natürlich mit Farbe verschönert worden und der eine oder andere Künstler hat seine Handschrift mit schwungvollen Pinselstrichen für die Ewigkeit Nachwelt hinterlassen. Naja, wahrscheinlich wurden wohl eher Spraydosen für diese Kunstwerke eingesetzt. Ich möchte nicht behaupten, dass hier vor einigen Tagen aufgeräumt worden ist, doch auch wenn einige Dosen, Papierfetzen und Flaschen auf dem Boden herum gelegen sind, irgenwie ist mir dieser Platz erstaunlich sauber erschienen.

Erkennt ihr den schmalen Schlitz zwischen unterer Mauer und dem Plafond? Das ist die Schießscharte oder vielleicht auch nur der Sehschlitz für die Beobachter. Sehr viel Bewegungsfreiheit hat man in diesen Räumen nicht, aber laut den historischen Aufzeichnungen wurde diese Anlage keineswegs für die Verteidigung sondern für die Beobachtung gebaut und ein paar starke Männer haben darin schon bequem Platz gehabt.

Wenn der angreifende Feind allerdings von oben aus der Luft gekommen wäre, hätten die Soldaten schlechte Karten gehabt, denn der Bunker ist eine perfekte Zielscheibe im Gelände. Ich finde, er liegt sogar perfekt auf dem Präsentierteller. Aber wie gesagt, im Weltkrieg ist diese Anlagen zum Glück nie für militärische Zwecke genutzt worden. Was in Francos Zeiten dort geschehen ist, steht wieder auf einem anderen Blatt Papier.

Der heute sehr dekorative Bunker von La Quinta ist nicht der einzige im „Norden“ von Teneriffa und schon gar nicht auf der Insel, doch die meisten dieser Bauwerke stehen, oder besser gesagt standen, zwischen Santa Cruz und San Andrés und an der Küste von Candelaria bis los Cristianos. Zu finden sind sie jedoch auf allen Kanarischen Inseln, denn auf dem gesamten Archipel wurden insgesamt sage und schreibe 426 Artillerieanlagen in dieser oder ähnlicher Bauweise errichtet, wobei 147 davon auf Teneriffa gebaut wurden. Ausgestattet wurden sie meistens mit Maschinengewehren oder Kanonen.

Im Original lautet der Name dieser Anlage la Batería de la Quinta Roja, aber heute ist eben nur noch der Teil der Kommandantur, el bunkér de mando, übrig geblieben. Ursprünglich bestand die Festungsanlage aus mehreren Teile. Es gab zwei Linien, die für die Verteidigung und Sicherung der Eingänge der Unterkünfte zuständig und durch einen Zick-Zack-Graben verbunden waren. Die Steilküste auf der einen Seite galt als uneinnehmbar, eine Landung des Feindes war damit vollkommen unmöglich. Der vierte Teil war von hohen Zäunen umgeben. Dort weideten Friesenpferde auf einer großen Fläche, die den Zugang blockierten. Zusätzlich gab es natürlich auch noch Wachposten mit Maschinengewehren und zwei Kanonen, die für den Schutz in alle Angriffsrichtungen sorgen sollten. Zuständig war das elfte Regiment, el Regimiento Mixto de Artillería -7

Aber wofür und warum wurden diese Bunker überhaupt gebaut?
Nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges war Spanien wirtschaftlich ruiniert und Franco erklärte 1939 das Land für neutral. Seine Freundschaft mit Italien und Deutschland war für die Alliierten jedoch äußerst undurchsichtig und so gab es zwischen 1940 und 1943 mehrere Pläne der Briten für die Eroberung des Archipels.

Die spanische Armee bereitete sich daher auf die Verteidigung der Inseln vor, doch das war leichter gesagt als getan. Es erwies sich als fast unmöglich, denn sowohl die personellen als auch die materiellen Ressourcen waren so gut wie nicht vorhanden. Statt Luftstreitkräfte, Infanterietruppen und Artilleriegeschützen wurden an den Stränden Bunker errichtet
Ziel war es, eine mögliche Landung der Feinde an den Stränden der Inseln zu verhindern. Also wurden die knappen Ressourcen, die zur Verfügung standen, genutzt und Maschinengewehrnester und Kanonen installiert. Laut Fachleuten, hätten diese Einrichtungen allerdings einen britischen Angriff weder verhindern noch abwehren können, denn trotz der Bemühungen des spanischen Militärs war die Wehrlosigkeit der Kanarischen Inseln sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten klar.
Tatsächlich hatte Großbritannien einen Invasionsplan mit dem Namen „Operation Puma“ ausgearbeitet, der angeblich in Betrieb genommen werden sollte, falls Spanien – oder vermutlich Deutschland – in Gibraltar einmarschieren sollte. Deutschland wiederum hatte Pläne, Gibraltar mit dem Codenamen „Operation Felix“ zu erobern, die 1941 wegen mangelnder Unterstützung durch Spanien eingestellt wurden. Doch als die Amerikaner auch noch in den Krieg eingriffen, verloren die britischen Pläne für Nordafrika endgültig ihre Bedeutung.
Und so kam es, dass die Bunker nie wirklich gebraucht wurden. Heute sind es interessante Orte einer längst vergangenen Zeit. Wenn nun Spanier, Engländer und Deutsche gemeinsam und friedlich am Strand liegen denkt niemand mehr an die dunkle Geschichte dieser Steinhütten…
Ohne Kriegsgeschichte bin ich – oder seid ihr – doch nicht davon gekommen, aber es ist ja nur eine kurze Erklärung geworden. Wer sich wirklich für die Geschichte des Krieges interessiert, findet mit Sicherheit viele Quellen im weltweiten Netz. Ich zeige euch hier noch ein paar Fotos von meiner Entdeckungstour in die Geschichte – klickt euch einfach durch die Galerie…
Hallo Ingrid, es wird Zeit, dass ich Teneriffa mal kennenlerne. Dein Blog macht Appetit. Danke fürs Folgen von sl4lifestyle. Ich freue mich sehr.
Eine gute Woche.
LG
Sabine
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Hallo Sabine, Teneriffa hat sooo viele verschiedene Gesichter, ich glaube, da ist für jeden etwas dabei 🙂 Ich wünsche dir auch noch eine schöne Woche – für mich beginnt sie immer besonders gut – mit einem freien Tag.
Alles Liebe und Grüße von der Insel
Ingrid
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Hast Du es gut! 😊
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Danke für den tollen Bericht liebe Ingrid ❤
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beim nächsten Besuch mußt du mir erklären, wie ich es finde. Besitos Christine
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mach ich, versprochen 🙂 Du findest es ganz leicht!
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Sehr interessant geschrieben und gut bebildert.
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danke Elke 🙂 liebe Grüße von der Insel in den Norden!
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