…und sieht – sein Unglück war sein Glück! Dieser Spruch von Eugen Roth ist auf den letzten Seiten des 1948 erschienenen Gedichtbandes Mensch und Unmensch zu lesen.
Ein bisschen zynisch aber trotzdem menschlich, wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich die Weisheiten aus der Feder dieses Mannes so gerne lese. Eugen Roth ist für mich ein liebevoller Philosoph, der auch in schweren Kriegszeiten mit Hilfe seines Humors überlebte. Seinen Tod hat er bereits vorher als ungelegen bezeichnet – für die, die zur Beerdigung müssen. Er starb vor 235 Jahren im Alter von 81 Jahren.

Es war einmal ein Mensch… geboren wurde Eugen Roth am 24. Jänner 1895 in München. Als er die Matura in der Tasche hatte, zog er freiwillig in den Krieg, aber schon im Oktober 1914 beendete ein Bauchschuss seinen Einsatz als Soldat. Die Begeisterung für den Krieg löste sich in Luft auf und er wurde zum Pazifisten, studierte und landete als Lokalredakteur bei den Münchner Neuesten Nachrichten. Jahre später wurde sein Leben durch den nächsten Krieg geändert. Er wurde 1933 von den Nazis an die Luft gesetzt und als politisch unzuverlässig fristlos entlassen.
„Ich sage immer im Spaß, nicht wahr, dass an meinem literarischen Ruhm eigentlich unser Führer schuld ist, der mich innerhalb einer Stunde aus den Räumen der Redaktion entfernt hat, und mich sozusagen als Freischwimmer in die damals wirklich schlechte Zeit geschickt hat. Ich war ja nichts als ein entlassener Schriftleiter, und dann kam wie ein Wunder dieses Buch,.“ sagte Eugen Roth einmal in einem Interview. (Er sprach von seinem Buch Ein Mensch.)
Nachdem es zehn Verlage abgelehnt hatten, irgendetwas von ihm zu drucken, erschien im Jahr 1935 das Buch Ein Mensch. Der Erfolg des scheinbar unverfänglich Leichten war überraschend groß und wurde im Lauf der Jahre überwältigend. Und dieser Erfolg wird noch getoppt, die Ironie der Geschichte – Eugen Roth wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Nein, er wurde nicht zum Kämpfen verpflichtet, die Nazis schickten ihn als Unterhalter auf Lesereise zur Truppenbetreuung an die Front.
Was ihn im Alter traurig machte, war der Umstand, dass seine ernste Lyrik und seine vielen, ergreifenden Erzählungen nicht sehr bekannt wurden. Wenn ich ehrlich bin, ich kenne sie auch nicht. Er war und ist, wahrscheinlich nicht nur für mich, der Mann fürs Heitere, das er – wie kein Zweiter – im Ernst des Lebens fand.
Vorsicht!
Ein Mensch, mit keinem Grund zur Klage
als dem der allgemeinen Lage,
klagt trotzdem und auf jeden Fall
klagt herzlich laut und überall,
dass jedermann sich überzeugt,
wie tief ihn Not und Sorge beugt.
Wenn er sich nämlich unterfinge zu sagen,
dass es gut ihm ginge,
so ging es ihm dann nicht mehr gut:
der Neid, der rasche Arbeit tut,
hätt´ ihn vielleicht schon über Nacht
um all sein Gutergehen gebracht.
Drum hat der Mensch im Grunde recht,
der gleich erklärt,
ihm ging es schlecht.
Eugen Roth (1895-1976)
Mir war heute einfach nach Eugen Roth, seine Zeilen sind für mich die beste Methode um auf andere Gedanken zu kommen …