Alle reden vom Frühling, warmen Sonnenstrahlen, Schneeglöckchen, Narzissen und bunten Tulpen – und ich serviere euch kalten Schnee frei Haus. Schneelandschaften vom südlichsten Punkt Europas. Aber ihr könnt es ruhig zugeben, das hat schon was, oder? Schneeglöckchen habe ich auf Teneriffa leider noch nie gesehen, unsere Narzissen blühen pünktlich zu Weihnachten und machen den Weihnachtssternen Konkurrenz und Tulpen habe ich bedauerlicherweise auch keine mehr im Garten. Die Tulpenzwiebel, die ich vor einigen Jahren in die Erde gestupst habe, sind irgendwann einfach verschwunden. Aber mit Schnee und dunkelblauem Himmel kann ich punkten!

Keine Angst, Teneriffa ist nicht plötzlich zum Winterwonderland geworden, die weiße Pracht liegt auch weit oben in luftiger Höhe und dient uns hier unten im Tal nur als wunderschöne Kontrastkulisse für die bunten Blumen und grünen Palmen. Es hat auch ab und zu einen gewissen Reiz, durch eine wunderschöne Winterlandschaft zu fahren – aber das ist heuer, dem Virus sei Dank, ja leider nicht möglich. Trotzdem freue ich mich über den Schnee am Teide, und vorgestern Abend hat sich unser Hausberg sogar für einige Stunden bei wunderbarem Sonnenschein in voller Schönheit gezeigt. Das war’s dann leider auch schon, denn zur Zeit ist es regnerisch und grau. Weit und breit kein Berg zu sehen.
Zum Glück ist irgendwann, vor vielen, vielen Jahren ein Apparat erfunden worden, mit dem man solche Augenblicke festhalten kann. „Ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte.“ ist ein Zitat von Richard Avedon und ich kann nur bestätigen – recht hat der gute Mann! Jetzt im Moment haben hätten wir also theoretisch dieses wunderschöne Bild vor uns. Wenn da nicht das kleine Wörtchen wenn wäre…

Und weil ich heute zufällig viel Zeit und in meiner Fotoschachtel noch viele Fotos habe, kann ich euch auf einen Spaziergang durch eine verschneite Landschaft auf Teneriffa mitnehmen. Es war ein sonniger Montag im Februar 2016…

Wir haben für unseren Ausflug in den Schnee die Auffahrt zum Nationalpark über La Orotava gewählt und bis Aguamansa war die Strasse trocken und schneefrei. Bei Kilometer 23 war dann trotzdem Schluss mit Auto, weiter ging es nur noch zu Fuß. Wir hatten aber Glück, haben eine Lücke zwischen vielen Autos gefunden und konnten den Wagen am Straßenrand abstellen. In dicke Winterjacken eingepackt sind wir dann los marschiert. Der Himmel strahlend blau und die Sonne hoch oben. Für Jacken war es bald viel zu warm, der Pullover hat vollkommen ausgereicht.
Auf den Fotos sieht es zwar so aus, als ob wir ganz alleine auf weiter Flur gewesen wären, aber das war nicht der Fall. Bei diesem schönen Wetter haben sich sogar am Montag hunderte Menschen auf den Weg gemacht um einen wunderbaren Wintertag zu genießen. Und das sind nicht nur Touristen gewesen. Im Gegenteil, viele Canarios nutzen die Schneelandschaft um über die kleinsten Hügel zu rodeln. Wir haben vom Wellenbrett bis zum Sonnenschutz für das Armaturenbrett der Autos alles gesehen. Hauptsache man wird nicht feucht und die Unterlage rutscht.
So ein Spaziergang hat auch noch einen anderen Vorteil – man sieht die Umgebung plötzlich mit ganz anderen Augen. Diese Strecke sind wir in den letzten Jahren sehr oft gefahren, aber einen blauen Teidefink habe ich noch nie zu Gesicht bekommen. Bei diesem winterlichen Spaziergang habe ich sie aus nächster Nähe beobachten können. Direkt neben uns ist gleich eine ganze Truppe durch die Gegend geflattert und am Boden unter den Kanarischen Kiefern haben die flinken Vögel die Samen der Bäume aus dem Schnee gepickt.
Mit seinem dunkelblauen Federkleid und seinem blauen Schnabel ist der Teidefink oder Teydefink, wie er eigentlich richtig geschrieben wird, einer der schönsten Vögel, der in den kanarischen Kiefernwäldern zu Hause ist. Wahrscheinlich stammt er von Buchfinken, die von Afrika auf die Insel kamen ab, hat sich hier verändert und an die Umgebung angepasst.
Der Teydefink ist also eine endemische Vogelart, die nur auf Teneriffa und Gran Canaria vorkommt. Der muntere Vogel gilt als gefährdet und steht auf den Kanaren deshalb seit 1980 unter Schutz. Auf dem Foto ist übrigens ein Männchen zu sehen, die Weibchen sind, wie so oft bei unseren gefiederten Freunden, eher unscheinbar braun gefärbt. Der kleine Vogel ernährt sich hauptsächlich von den Samen der Kiefern, von Geißklee und Ginster, außerdem knabbert er Käferlarven, die er aus der Rinde der Kiefern zieht. Auf Teneriffa kommt er hauptsächlich in den Kiefernwäldern um Vilaflor und Arico sowie in bei Boca de Tauce in Guía de Isora und in den Wäldern bei Aguamansa in La Orotava vor. Also macht die Augen auf, falls ihr einmal in dieser Gegend sein solltet.
So, für heute ist Schluss, aber ich werde weiter in meiner Kiste wühlen und finde mit Sicherheit noch einige Geschichten mit Schnee, Teide und der Insel. Wir haben ja zur Zeit alle Zeit, oder? Ich zum Erzählen und ihr zum Lesen… macht es gut und gebt auf euch acht ¡mucha suerte!
Einfach nur schön in dieser unschönen Zeit.
Danke dafür.
Liebe Grüße und bleib gesund 🍀
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Wir sitzen alle im gleichen Boot und auch wenn es zur Zeit nicht für uns alle rund läuft, besteht das Leben auch aus schönen Dingen. Wie du sagst 🙂 geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich hoffe, du darfst noch lange spazieren gehen, wir werden es sicher auch bald wieder können.
Liebe Grüße von der Insel und alles Gute für dich!
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