Der letzte Applaus, der Vorhang fällt. Die Schauspieler verneigen sich, das Stück ist aus, die Zuschauer gehen nach Haus…
So würde es sich nach einer gelungenen Aufführung auf der Bühne im Theater oder an der Oper abspielen, aber in diesem speziellen Fall hat die Szenerie einen gravierenden Fehler – sie spielt sich im richtigen Leben ab und fühlt sich deshalb irgendwie schal an. Obwohl der Titel „Die Helden der Nation“ sehr vielversprechend klingt. Ihr wollt wissen, was das echte Leben mit den Brettern, die für viele die Welt bedeuten, zu tun hat? Wie ich auf so einen absurden Gedanken komme?
Begonnen hat die Geschichte am 14. März, als die spanische Regierung ein ganzes Land lahm legte und für alle Bewohner absoluten Hausarrest verordnete. Plötzlich waren die Straßen leer gefegt und die Wohnungen voll belegt, arbeiten durften nur Ärzte und vor allem viele, viele Pfleger, Polizisten und Menschen, die für die Lebensmittelversogung zuständig waren, die Helden der Nation, los Héroes de la pandemia.
Die Welt war von einem Tag auf den anderen wie ausgewechselt und Abend für Abend versammelten sich die Menschen auf den Balkonen und klatschten, damals noch bei Mondschein und Licht der Laternen, Beifall für alle arbeitenden Mitmenschen, die in den Krankenhäusern und an anderen Stellen dafür sorgten, dass das Leben irgendwie weiter gehen konnte. Ich selbst habe diesen Applaus nie mitbekommen, ARTlandya ist da ein bisschen zu weit von der Innenstadt entfernt, aber von Bekannten habe ich gehört, dass in ihrer Umgebung jeden Abend geklatscht wurde. Jeden Abend zur selben Zeit.
Mittlerweile sind wir aber in der ersten Phase der Lockerungen und damit haben sich die Schwerpunkte der Menschen geändert und das Klatschen ist leiser geworden. Die ersten Geschäften haben ihre Türen wieder geöffnet, Spaziergänge sind erlaubt und das abendliche Ritual ist an vielen Stellen verschwunden. Um dem Tribut ein würdiges Ende zu geben wird heute Abend noch einmal zu einem ganz besonders langem und kräftigen Applaus auf den Balkonen aufgerufen. Desde las redes sociales, se pide para este domingo a las 19.00 horas el „mejor y más largo homenaje desde los balcones“, „el último“ aplauso.

Heute Abend am 17. Mai 2020, geht mit diesem letzten Applaus von den Balkonen eine ganz besondere Zeit zu Ende. Es heißt, dass die Arbeit der Pflegekräfte auch weiterhin nicht vergessen werden wird. Aber wird das wirklich so sein oder ist das nur ein netter Vorsatz? An die vielen fleißigen Mitarbeiter der Lebensmittelgeschäfte denkt doch heute schon niemand mehr mit besonderer Dankbarkeit. Die Neue Normalität ist aus der Taufe gehoben…
Tolle Idee! Aber ich fürchte auch, dass mit der wiedererlangten „Normalität“ nach einiger Zeit alles in Vergessenheit fallen wird, was „man“ sich vorgenommen hat.
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das glaube ich auch, aber vielleicht ändert sich wenigstens ein klein wenig. Vor allem, weil viele Menschen jetzt ganz unverschuldet bei Null anfangen müssen. Applaus ist zwar sehr schön, aber davon wird niemand satt.
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