Seit Sonntag ist bei uns irgendwie der Wurm drinnen. Todo está fuera de horarios hoy. Zuerst blieb am Sonntag stundenlang der Wasserhahn trocken, kein Trinkwasser, schmutziges Geschirr in der Küche, die Waschmaschine stellt ihre Arbeit ein, nix mit Händewaschen. Aber diese Spielerei ist noch nichts Besonderes. Das passiert in Icod de los Vinos seit einigen Wochen immer wieder einmal fast jeden Tag für eine Stunde. Damit kann man leben, wenn man weiß, wann und wie lange das Wasser abgesperrt wird.
Am Nachmittag hat als Draufgabe die Dichtung der Kaffeemaschine nicht mehr mitgespielt. Jetzt gab es zwar Wasser, dafür keinen Kaffee mehr. Zum Glück kennen wir einen Ersatzteilhandel in Santa Cruz, also auch nicht so schlimm. Am Montag hieß es deshalb auf nach Santa Cruz. Wir wissen ja wo das Geschäft ist – oder besser gesagt wo es ursprünglich gewesen ist. Als wir dort angekommen sind, wurde gerade renoviert und der nette Maler hat uns die neue Adresse seines Vormieters verraten. Der Mensch kann ja auch Glück haben und mit diesem bisschen Glück haben wir unser Ziel dann relativ schnell gefunden. Auto in einer Seitengasse abstellen, Kaffeemaschine unter den Arm nehmen und Füsse in die Hand. Nach ein paar hundert Metern waren wir am Ziel. Maske aufsetzen, rein ins Geschäft, Dichtung gekauft und alles war gut. Der Heimfahrt stand nichts mehr im Weg.

Nachdem es ziemlich warm gewesen ist, wollte ich am Abend noch schnell ein paar Blumentöpfe gießen, aber komisch, aus dem Wasserschlauch kommt plötzlich kein Wasser mehr…
Das ist bei 30 Grad irgendwie gar nicht lustig. „Naja, vielleicht wird irgendetwas bei den Wassertanks fürs Fincawasser umgestellt und über Nacht ändert sich das wieder“ haben wir uns gedacht. Aber dem war nicht so. Nach einem kurzen Telefonat am nächsten Tag waren wir schlauer und das nächste Problem wollte gelöst werden. Aus irgendeinem Grund ist die letzte Rechnung nicht hier bei uns sondern bei irgendjemanden in der Careterra Santa Bárbara gelandet und nachdem derjenige weder einen Garten noch etwas mit den Lieferanten für Fincawasser zu tun hat, hat er die Rechnung wahrscheinlich einfach entsorgt und natürlich nicht für unser Wasser gezahlt. In Coronazeiten konnte ja auch niemand seine Wohnung ohne Grund verlassen, also was sollte er sonst damit tun. Kein Geld, kein Wasser – und so haben sie kurzerhand das Fincawasser abgestellt.
Also auf nach La Guancha, im Büro von Balten die Rechnung holen, nach Icod zur Bank, den Betrag einzahlen und dann per WhatsApp die Bestätigung wieder ins Büro schicken. Aufwendig, aber was soll’s. So bin ich wenigstens zu ein paar tollen Fotos vom Wassertank in La Guancha gekommen. Kein Vorteil ohne Nachteil – oder war’s umgekehrt?

Und dann schlägt das Gesetz der Serie aufs Neue zu. Als hätte das noch nicht gereicht, funktionierte plötzlich das spanische Telefon auch nicht mehr. Kein Telefon, kein Internet – toll. Und wie will soll man sich bei der Telefongesellschaft ohne Telefon beschweren? Zum Glück habe ich in meinem Telefon 2 Simkarten und so konnten wir mit der österreichischen Nummer wenigstens den spanischen Fehler melden. Wie alles auf der Insel wird natürlich auch bei den Telefonanbietern die gesamte Verwaltung über eine Zentrale in Spanien geleitet und da hieß es, in ein, zwei Stunden müsste es wieder funktionieren. Die Betonung liegt auf „müsste“

Ihr ahnt es wahrscheinlich schon – Wasser und Telefon hat erst am nächsten Tag wieder funktioniert, genau gesagt gestern in der Früh sprudelte das Fincawasser für den Garten wieder. Geschafft, jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder doch? Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her, kann sich der Spieß auch umdrehen und alle Lichter gehen aus. Um zehn Uhr, genau um 9.45 Uhr am schönen Vormittag wurde es mit einem Schnipser still und leise im Haus. Ist eine Sicherung geflogen? Nein, alles in Ordnung, alle Sicherungen stehen in Reih und Glied, der Trennschutz so wie er sein soll, nur der Stromzähler steht still. Soviel ich weiß, zieht weit und breit kein Unwetter durch die Gegend, ein Blitzeinschlag kann es also auch nicht sein. Vielleicht irgendwo Bauarbeiten? Wir können sowieso nur abwarten, gar so lange wird der Stromausfall wahrscheinlich nicht dauern.
Für Licht war um diese Zeit ja zum Glück die Sonne zuständig, der Kühlschrank, die Waschmaschine, das Backrohr und das Radio konnten damit leider nichts anfangen. Die Stunden vergehen und nichts tut sich. Das Telefon funktioniert ja, wir rufen jetzt bei Endesa an und fragen, wie lange der Spuck noch dauern wird – dachten wir. Aber das Telefon war sozusagen tot, mausetot. Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Mittlerweile weiß ich auch warum. Apagón en Tenerife Stromausfall auf der ganzen schönen Insel. Nix ging mehr und Handymasten laufen ungefähr vier Stunden auf Notbetrieb, dann ist auch damit Schluss. Schon erschreckend, ohne Strom tappst du vollkommen im Dunkeln, du hast keine Ahnung was da draußen passiert. Kein Internet, keinen Fernseher, kein Radio und am Ende nicht einmal Telefon. Wie Robinson auf einer Insel irgendwo im weiten Meer. Da soll noch jemand sagen, dass Nachrichten überflüssig sind.
Wasserschlauch, Gartenschere und Malerpinsel funktionieren zum Glück auch ohne Strom. Die restlichen Stunden haben wir gestern sehr vorbildlich mit energiesparender Arbeit verbracht. Mein Brotteig hat mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Ohne Energie aus der Dose könnte ich zwar ein tolles Menü auf den Tisch stellen, wir kochen zum Glück mit Gas. Kochen ist also kein Problem, aber das Backrohr heizt ohne Strom leider gar nicht. Da hilft weder gutes Zureden noch Streicheln, die Heizspiralen wollen einfach nicht.
Am Ende ist der Tag trotzdem ganz gut zu Ende gegangen. Um vier Uhr am Nachmittag war die Welt wieder in Ordnung, der Strom kam, wie es sein soll, aus der Steckdose, die Uhr beim Herd blinkte, aus den Lautsprechen dudelte leise Musik und ich konnte mein Brot in den Ofen schieben. Einem normalen Abend stand nichts mehr im Weg.
Das mit dem Stromausfall ist zwischenzeitlich richtig tückisch. Früher fiel der Strom gerne einmal bei Regen aus (2-3 Tropfen genügten schon). Darauf konnte man sich verlassen. Heute ist alles anders. Regen spielt keine Rolle mehr. Sturm kann da schon eher die Masten abknicken. Nach 15 bis 20 Jahren versagt nun nach um nach die Technik, z.B. Transformatoren oder Generatoren.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Naja, die 40 Millionen, die sie den beiden Stromzuständigen nach dem letzten Stromshutdown am 29. September im Vorjahr aufgebrummt haben, hätten sie lieber in neue Technik stecken sollen … aber soweit denkt anscheinend wieder niemand.
Gefällt mirGefällt mir
Balten ist doch richtig groß und auf der ganzen Isla Baja vertreten. Können die nicht eine Rechnung per eMail schicken bzw. sich über einen Dauerauftrag (Domicilation) das Geld vom Konto holen?
Ansonsten haben wir den Stromausfall gut überstanden. Ich mußte nach La Orotava zu Sagrera fahren. Tunnel bei San Juan – nur Notbeleuchtung, Tunnel bei Los Realejos – Kuhnacht. Der freundliche Verkäufer in der Ferreteria sagte : keine Karte, nur Bargeld. Es war alles dunkel und auch die Kasse war Stromlos. So bezahlte ich die bestellte Motorsäge in bar und fuhr zufrieden nach Hause. Dort angelangt kochten wir einen Kaffee mit heißem Wasser vom Gasherd unter Zuhilfenahme eines alten Melitta Filters. Lecker, lecker!
Liebe Grüße aus Buen Paso
Gefällt mirGefällt 1 Person
Du hast recht, per email müsste es eigentlich ganz leicht funktionieren, aber die Betonung liegt dabei leider auf müsste 🙂 Normalerweise gibt es auch keine Probleme, aber wenn der Fehlerteufel einmal zuschlägt, dann eben anständig. Ein Gasherd ist Goldes wert – ich würde meinen nie mehr hergeben! Aber zur Not könnten wir ja auch noch ein Feuerchen machen und grillen… doch bei der Glückssträhne wäre wahrscheinlich auch noch die Brifor am Himmel aufgekreuzt 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Jetzt mussten wir richtig lachen 😂 – Ende gut, alles gut! Aber der Gedanke an einen Totalstromausfall beunruhigt mich….
Gefällt mirGefällt 1 Person
Irgendwie sind wir in einem Witzfilm gelandet 🙂 Der Stromausfall ist (leider) nichts Neues. Im Herbst hat er fast einen Tag gedauert und die beiden Firmen, die dafür verantwortlich sind, mussten 40 Millionen Strafe zahlen. Statt Strafe kassieren hätten sie das Geld besser in die Infrastruktur stecken sollen – denke ich mir….
Gefällt mirGefällt mir
Toll geschrieben! Hoffentlich bleibt ihr zukünftig von einer solchen Häufung von Problemen verschont, gerade in diesen Zeiten !
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke für das Lob 🙂 Das hoffe ich auch, das Chaos reicht wieder einmal für lange Zeit. Als Draufgabe hat dafür gestern Abend noch die Erde gebebt… aber vielleicht war das ja der Applaus für die Komik an der ganzen Sache.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Drückt man hier einen Like ??? Bei soviel Ärger hintereinander kann das einen schon ganz schön auf die Palme bringen. Vom Grundsatz her glaube ich das solche Umstände in den südlichen Länder schon öfters passieren als bei uns. Wenn ich an die Stromleitungen in Griechenland denke wundert es mich dass hier überhaupt Strom fließen kann. Ich kann das nicht beurteilen aber im Süden ticken die Uhren doch ein wenig anders.
Wenn es kommt dann richtig !!!! Schön das jetzt alles wieder funktioniert
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Ohne Humor geht gar nichts 🙂 aber im großen und ganzen funktioniert hier auf der Insel eigentlich alles ganz gut. Es gibt eben Zeiten, da kommt es dann ganz Dicke… muss man auch einmal erleben. Passieren kann immer und überall etwas, aber dieses Mal gab es für den tollen Stromausfall überhaupt keine Erklärung. Ein bisschen ticken die Uhren im Süden schon anders, aber eines darf man auch nicht vergessen – die Politiker ticken leider überall gleich 🙂 Liebe Grüße aus dem tiefsten Süden!
Gefällt mirGefällt 1 Person