Warum denn in die Ferne schweifen sieh, das Gute liegt so nah wenn auch ganz in der Nähe wunderschöne Orte zum spazieren gehen locken? Blauer Himmel, laue Luft und absolute Windstille sind vor allem während der Wintermonate die optimalen Voraussetzungen für einen Ausflug an den Küstenstreifen von Buenavista del Norte bis Punta del Hidalgo. Wir haben uns dieses Mal für die Richtung von Garachico über Los Silos und ein kleines Stückchen weiter entschieden.
Buenavista del Norte heißt aus dem Spanischen übersetzt gute Sicht nach Norden und das entspricht durchaus der Wahrheit. Wir sind in dieser Gegend zwar sehr oft unterwegs, aber auch dieses Mal haben wir für uns wieder einen neuen, fast unwirklich schönen Ort entdeckt.

El Faro de Buenavista del Norte ist ein Leuchtturm der besonderen Art. Ich glaube, man sieht es nicht sehr oft, dass sich ein Leuchtturm spiralförmig Richtung Himmel schraubt, oder? Im Inneren kann könnte man bequem mit einem Aufzug ganz nach oben schweben doch an der Außenseite windet sich eine rote Wendeltreppe mit 221 Stufen Richtung Himmel. Ich glaube, ich würde einen Drehwurm bekommen, wenn ich da hinauf gehen würde, aber in die Verlegenheit komme ich sowieso nicht, denn der Turm ist für uns Otto Normalverbraucher nicht frei gegeben. Logisch, denn der Turm ist ja noch im Dienst und kein Relikt aus alten Zeiten.
Unser Auto haben wir also beim Leuchtturm abgestellt, denn ich wollte unbedingt noch ein paar Fotos von einem riesigen Loch in der Landschaft machen. El Hueco del Rayo oder El Rayo en la Ensenada del Casado.

Wie dieses große Loch entstanden ist, darüber gibt es keine offizielle Erklärung und wo es keine belegten Tatsachen gibt, entstehen eben Geschichten. Eine davon erzählt, dass ein gigantischer Blitz ein Loch ins Lavagestein geschlagen haben soll. Die wissenschaftliche Erklärung ist wahrscheinlich logischer, aber darüber habe ich schon einmal geschrieben und falls ihr mehr über die Geschichte lesen wollt, klickt einfach den Link über dem Foto an.
Ernesto R. Abad, Director del Festival Internacional del Cuento de Los Silos und Professor der Universidad de La Laguna hat dazu einen schönen Gedanken aufgeschrieben: „El rayo siempre me evoca personajes que lucharon por la libertad. Es un lugar donde el alma puede sonreír y sentir que aún hay esperanzas. Entonces, la idea de que un dios despistado, enfadado por la torpeza humana, lanzó con su mano divina el fuego fulminador contra la tierra viene a mi mente. Sonrío… Vuelvo a vivir en un cuento.“
„Der Blitz macht es möglich, dass Figuren, die für die Freiheit kämpfen zum Leben erwachen und Orte, an denen die Seele wieder lächeln und Hoffnung aufkeimen kann, entstehen können. In meiner Fantasie benutzt ein zorniger Gott den Blitz und schleudert ihn mit seinem vernichtendem Feuer gegen die Erde… so lebe ich wieder in einem Märchen.“ Mir gefallen seine Gedanken, kein Wunder, dass es in Los Silos schon sehr viele Jahre lang ein erfolgreiches Märchenfestival gibt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Wir sind gestern nur ein kleines Stück auf einem sandigen Weg weiter gegangen und sind, irgendwie auch wie in einem kitschigen Märchen, oder realistisch gesagt, in einer fast unwirklichen, wunderschönen Wasserlandschaft, sozusagen gestrandet.

Vor allem im Norden der Insel sind Charcos oder besser gesagt natürliche Pools, nichts Ungewöhnliches. Ihr wisst nicht, was charcos sind? Na, dann erkläre ich es noch einmal ganz kurz. Charco kann man mit Pfütze übersetzen, aber das hilft in diesem Falle nicht wirklich weiter, denn charcos sind immer größer als das, was wir unter Pfütze verstehen. Im Grunde genommen sind es kleine oder größere Naturschwimmbecken, die von den unterschiedlichen Lavaströmen geschaffen wurden. In diesen Becken kann man meistens sehr geschützt von den mächtigen Wellen des Atlantiks schwimmen und planschen – oder einfach die Seele baumeln lassen.

Vor der geschützten Wasserlandschaft rollen die Wellen des Atlantik beständig und mit viel Gegrummel Richtung Land, das Wasser in den einzelnen Becken bleibt spiegelglatt und spiegelt die unterschiedlichsten Farben der Steine wider. Hinter uns eine fast rabenschwarze Felswand, ober uns der blaue Himmel und als Krönung rundet der Gipfel des Teide das Bild ab. Die Realität ist so nah – und doch so weit weg!
Hier unten treffen zwei verschiedene Welten aufeinander. Ich spüre nur die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, nicht einmal ein Windhauch streicht durch die Luft und bis auf das Geräusch der Meereswellen herrscht absolute Ruhe.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir wieder nach oben geklettert und sind Richtung Los Silos weiter spaziert. Schade, dass die Bar beim öffentlichen Bad in Los Silos geschlossen hat, sonst hätten wir uns wahrscheinlich dazu entschlossen, dort etwas zu Trinken und erst dann wieder zu unserem fahrbaren Untersatz zurück zu wandern. So haben wir schon einige hundert Meter früher umgedreht und die Aussicht auf die Küste nur aus der Ferne genossen.

Nächstes Mal werden wir alle Touren nach euren Routen nachgehen. Hoffentlich kommen wir bald!
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auch die Zeit wird wieder kommen – die Insel wartet auf euch!!!
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