warm, wärmer – Sommer!

Wenn ich die ersten Mitmenschen über die Hitze jammern höre, weiß ich ganz sicher – es ist Sommer! Einfach herrlich. Die Sonne scheint und auch wenn es am Nachmittag in der Sonne zu heiß wird ist das ja kein Problem, oder? Es gibt ja auch Schatten. Okay, hier bei uns auf der Insel sorgt seit zwei Tagen der Calima noch für zusätzliche Grade in den höheren Lagen und in einigen Gegenden bringt er als Draufgabe nicht unbedingt angenehmen Sand aus der Sahara mit… Was soll’s, die Natur richtet sich eben nicht nach der Meinung von uns. Es ist Sommer!

Deshalb sind wir am Montag an den Strand gefahren. Der Montag ist normaler weise der perfekte Tag dafür, denn am Wochenende sind die Plätze am Meer natürlich bei allen Inselbewohnern heiß begehrt. Wir haben nur nicht daran gedacht, dass an diesem Montag sozusagen ein Feiertag im Kalender stand. La Fiesta de la Asunción, also Mariä Himmelfahrt war zwar am Sonntag, doch wenn ein wichtiger Feiertag auf einen Sonntag fällt, wird der freie Tag sehr oft am Montag nachgeholt. Wir haben daran leider nicht gedacht und deshalb ging kurz vor Garachico auf der Strasse plötzlich gar nix mehr. Die Autoschlange zog sich durch den ganzen Ort und warum? Schuld an diesem Stau sind eindeutig die Autofahrer gewesen, die einen Parkplatz gesucht und – vielleicht – auch einen ergattert haben.

Nachdem wir den kleinen Ort hinter uns gelassen haben, war alles wie immer, eitel Wonne, Sonnenschein. Keine Autoschlangen und kein Stau, jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis wir uns in den Sand setzen können. Nachdem wir ja intelligent sind und glücklicherweise vorgewarnt wurden, haben wir das Auto ungefähr einen Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz in den Schatten gestellt – und das war gut so, denn der Parkplatz war wirklich knallvoll. Da hätte der kleinste Kleinwagen keinen Platz mehr gefunden.

Ihr habt jetzt mit Sicherheit einen total überfüllten Strand vor Augen. Stimmt’s? Aber dem war nicht so! Wir haben einen wunderschönen Nachmittag bei angenehmen Temperaturen am Strand verbracht. Einfach nur wunderschön!

Zu erzählen gibt es nicht mehr viel, deshalb lasse ich heute einmal Bilder und einen klugen Mann der Insel sprechen. Klickt euch einfach durch die Galerie am Ende des Beitrags Hasta pronto!

„Wenn Sie vom Strand von Las Arenas Richtung Fraile fahren, scheint es, als würden Sie die Seiten eines Buches der Legenden betreten, und das Abenteuer wird Sie an jeder Wegbiegung überraschen. Schmale Straßen grenzen an Bauernhöfe, Araukarien, Lorbeerbäume und ungewöhnliche Kakteen lugen aus den Löchern der Steinmauern und wachen über uns.

La Playa de las Mujeres ist ein sorgfältig gehütetes Geheimnis. Das Meer öffnet sich uns mit seiner Wildheit. Die Wellen streifen die Felsen und hinterlassen weiße Fäden aus Meerschaum, die sich in der Schwärze der Oberfläche verfangen. Der Sonnenuntergang malt die Landschaft mit unvorstellbaren Farben, um die uns die fauvistischen Maler beneiden. Das Meer wartet, versteckt hinter den Feldern. Das Meer plätschert, bewacht von zerzausten Gebüsch. Der Strand ist rau mit seinem schwarzen Sand und kleinen Buchten, mit den Felsen, die aus dem Wasser auftauchen, als würden sie mit der Natur spielen, um sich zu verstecken und wieder aufzutauchen.

Nur der riesige Schatten des Berges lässt uns erschaudern angesichts der unermesslichen Schönheit des Unberührten, des Natürlichen. Dieser Ort mit seinen unaufhaltsamen Wellen und rebellischen Felsen konnte nur nach freiheitsliebenden Frauen benannt werden.

Der Strand erwartet uns, die Wellen verführen uns, die Gischt, die ständig mit dem Felsen streitet, erzählt uns von fantastischen Legenden, die die Liebhaber des Meeres und der Schimären in ihren Buchten schrieben.

Vielleicht werden wir die grünliche Silhouette von San Borondón aus dem Wasser auftauchen sehen. Vielleicht hören wir bei Sonnenuntergang die Wasserkinder singen, die glücklich auf dieser imaginären Insel leben. Vielleicht gibt es keine Orte mehr für die Phantasie, und nur dort, im vergessenen Meer, können wir noch träumen, wir selbst sein, in Freiheit schreien. Vielleicht sind wir uns der vielen Bindungen, der vielen nutzlosen Bürokratien, der vielen nutzlosen Ämter nicht bewusst. Regeln, Regeln, Regeln… … ¿Dónde quedan las ilusiones? Wo sind die Illusionen? Die Insel San Borondón wartet auf uns. Aber auf dieser Insel können nur Träumer leben…“

Ernesto R. Abad http://ernestorodriguezabad.com Direktor des Los Silos International Short Story Festival, Professor an der Universität von La Laguna, Philologe und Schriftsteller.

Schöner kann man diesen Strand nicht beschreiben…

5 Gedanken zu “warm, wärmer – Sommer!

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