Bizarr geformte Felsen und Küstenlandschaften sind auf Teneriffa keine Seltenheit. Wer mit offenen Augen und ein wenig Fantasie durch die Landschaft geht, entdeckt an vielen Stellen die tollsten Gebilde in allen möglichen Farben. Sie sind großzügig auf der ganzen Insel verteilt, egal ob man dabei in den Bergen oder an der Küste wandert. Vulkane sind ja im allgemeinen tolle Bildhauer Landschaftsgärtner, denn bei ihren Ausbrüchen zerstören sie nicht nur Bestehendes sondern schaffen gleichzeitig neue, oft fantastische Gebilde und Landschaften.

Bei den Felsen von Fasnia handelt es sich allerdings nicht nur um irgendwelche Felsen sondern eigentlich um eine winzig kleine Ansiedlung direkt am Meer. Ein paar Häuser, die dicht aneinander gedrängt an die Felswände gebaut wurden, halten hier tapfer die Stellung.
Die Namensgeber des Ortes Los Roques sind allerdings tatsächlich zwei Felsen – El Roque de Dentro, an den sich ein Haus und eine kleine Kapelle schmiegt und El Roque de Fuera, der mich ein bisschen an den Felsen vor Garachico erinnert.


Wir sind schon vor einigen Jahren einmal an diesem Ort gewesen und waren ziemlich erstaunt, dass die sogenannte Promenade direkt an der Küste noch immer eine Baustelle ist. In einigen Reiseführern wird der kleine Strand in der Bucht häufig als Geheimtipp beschrieben, aber wenn man hier steht, genießt man eher den Flair des Verfalls als Badevergnügen. Naturaleza lucha con el hombre, el hombre pierde, auf deutsch, die Natur kämpft mit dem Menschen, der Mensch verliert…

Die Hauptstrasse in diesem Ort ist keine Strasse, keine Gasse sondern eine breite Treppe, die sich zwischen den Häusern Richtung Meer nach unten schlängelt. Einige der Häuser sind liebevoll gepflegt doch andere erinnern eher an Ruinen als an bewohnte Häuser. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, wie oft der erste Eindruck falsch ist und sich hinter den grauen Ziegelwänden durchaus gemütliche Wohnungen verstecken.


Das Meer und die salzige Luft fressen sich hier deutlich sichtbar durch die vom Menschen mühsam aufgebauten Ziegelmauern und Wände. Vor diesem riesigen Felsen wird mir bewusst, wie unbedeutend und hilflos der Mensch im Grunde genommen ist. Klein wie ein Ameise.

Dabei war dieses kleine Fleckchen Erde nicht immer so ruhig und verlassen. Seit dem 16. Jahrhundert war es ein ziemlich wichtiger Hafen für die Menschen in dieser Gegend. Die kleinen Segelschiffe waren fast das einzige Verkehrsmittel zwischen diesem abgelegenen Ort und der Hauptstadt. Von hier aus wurden Waren und Menschen nicht nur nach Santa Cruz, sondern auch zu den anderen Inseln des Archipels geschippert.
Der Landweg nach Santa Cruz war ziemlich lang und beschwerlich und so wurden Kartoffeln, Wein und Obst, aber auch Steinplatten und Baumaterial in die Großstadt und alle notwendigen Produkte für den lokalen Gebrauch mit Schiffen transportiert. Auch Passagiere benutzten den Seeweg, denn sie kamen mit dem Boot viel schneller nach Santa Cruz de Tenerife als auf dem alten Camino Real.

Als der kleine aber wichtige Hafen seine Bedeutung verlor, versuchten die Menschen, Los Roques in ein Urlaubsparadies zu verwandeln, aber wie man sieht, kämpfte die Natur dagegen an und zerstört, was die Menschen als Errungenschaft feiern. Übrig bleibt am Ende eine kleine Siedlung, die zwischen den Felsen und dem Meer eingekeilt ist. Das Haus, das bis jetzt noch stolz und selbstbewusst direkt ganz am Felsen klebt und die kleine Kapelle daneben wird es wahrscheinlich bald nur noch auf Fotos oder alten Postkarten geben. Lange werden diese Bauten mit Sicherheit nicht mehr stehen bleiben.

Auch auf der anderen Seite des Vulkanfelsens regiert die Tristesse. Direkt hinter dem Felsen steht, für diese Gegend, ein großer Wohnbau, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Das Gebäude sieht schon ziemlich vernachlässigt und verlassen aus, der Anstrich blättert leise von den Wänden und rund herum herrscht staubige Baustellenstimmung. Auf dem Parkplatz vor einem der Häuser stehen ein paar Autos obwohl ein hoher Bauzaun das ganze Areal bis zum Meer hin umschließt. In einer aktuellen Zeitungsmeldung habe ich gelesen, dass einige Familien das ganze Jahr über hier wohnen und im Sommer soll das Gebäude sogar komplett bevölkert sein. Ich kann mir das gut vorstellen, denn in den Sommermonaten spielt sich das Leben für die meisten Inselbewohner wirklich am Strand ab. Trotzdem – Schöner Wohnen ist etwas anderes.

Wie geht es wohl den Menschen, die sich wegen der Schönheit des Ortes im Wohnblock Bahía eine Wohnung gekauft haben? Wie lebt man mit dem Verfall der Mauern und dieser Ungewissheit? Im Laufe der Jahre haben sich nicht nur Gesetze geändert. Das Meer zerstörte alle Fundamente, nahm das Schwimmbad und die Träume der Bewohner mit. Ich beneide keinen von ihnen, denn sie bezahlen heute eine Hypothek für einen Traum vom exclusivem Wohnen, der sich in Wasser Luft auflöst.

Zur Zeit wird das Schwimmbecken komplett abgerissen. Dort wo einmal Liegestühle ihren Platz hatten und Menschen im Pool plantschten entsteht ein neuer Strandabschnitt für alle Insulaner. Außerdem soll der neue Strand durch einen Tunnel mit dem Strand von Los Roques verbunden werden. Ich bin jetzt schon neugierig, wann dieser Plan Realität wird. Der Bagger ist bereits im Einsatz…

Auf der linken Seite des Roque de Donde liegt als Draufgabe, oder besser gesagt als Entschädigung für den Zerfall der alten Luftschlösser, ein toller Sandstrand, la Playa del Abrigo. Blauer Himmel, leise plätschernde Wellen, warmer, schwarzer Sand und unsere Nachbarinsel Gran Canaria weit draußen am Horizont. Einfach nur schön, oder?



Wer will,kann hier noch einen kleinen Spaziergang durch die Siedlung machen…














Das sind tolle Fotos, ich bin ein riesiger Teneriffa-Fan und war das erste Mal 1973 dort, aber Diese etwas traurigen Orte kannte ich noch nicht. Danke!
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…vor allem der Strand ist wunderschön!!! Liebe Grüße und ein schönes Wochenende 🙂
Ingrid
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