Kurzurlaub auf La Palma

La Isla Bonita – die schöne Insel wird La Palma gerne genannt. Für mich ist sie eine Insel der Farben! Die vorherrschende Farbe ist eindeutig Grün. Grün in allen möglichen Schattierungen, vom dunklen Tannengrün bis zum hellen Flaschengrün ist jede Nuance vertreten. Auch wenn man das Tannengrün in diesem Fall wohl Kiefergrün nennen könnte sollte. Die unterschiedlichen Gesteinsschichten und die überall in der Landschaft verstreuten Lavabrocken mit ihren bunten Farben geben der Landschaft zusätzlich noch ein ganz besonderes Gesicht. Dazu der blaue Himmel, die weißen Wolken und farbenprächtig gefärbelte Häuser…

Seit unserem letzter Besuch der kleinen Insel sind schon ein paar Jährchen vergangen, aber vor einer Woche haben wir das geändert. Am Montag hob das Flugzeug am Vormittag in Los Rodeos ab und landete eine halbe Stunde später am Flughafen von La Palma. Zugegeben, es sind ein paar Jahre seit unserem letzten Besuch vergangen, aber seit 2009 hat sich hier einiges getan. Der erste Punkt – der Flughafen. Wo ist das nette, kleine und übersichtliche Gebäude denn hin? Es hat sich, wahrscheinlich nicht still und leise, in den International Airport La Palma verwandelt.

Früher standen praktisch fast neben der Landebahn die Mietwagen bereit, dieses Mal war das nicht ganz so einfach. Wie auf jedem anderen Flughafen auch sind hier die Mietwagenfirmen jetzt mit einem Schalter in der Ankunftshalle vertreten. Alles noch kein Problem, doch dann beginnt in der riesigen Parkgarage die Suche nach dem richtigen Auto. Alles gut, wir haben es geschafft und sind eine halbe Stunde später Richtung Santa Cruz unterwegs gewesen.

Das klingt für die meisten von euch nicht besonders außergewöhnlich, aber man darf nicht vergessen, dass der Flugverkehr zwischen den einzelnen Inseln der Kanaren eher mit einer Bus- oder Bahnverbindung zu vergleichen ist. Um von A nach B, sprich von einer Insel zur anderen Insel, zu kommen, kann man entweder den Weg übers Wasser oder durch die Lüfte benutzen und aus diesem Grund sitzen in den Flugzeugen auch eher Menschen, die auf einer Nachbarinsel etwas zu erledigen haben und am selben Tag wieder zu Hause schlafen. Natürlich sind auch Touristen und Ausflügler wie wir dabei, aber ob man dafür einen so überdimensional großen Flughafen braucht ist eine andere Frage.

Egal. Wir haben in der Altstadt von Santa Cruz ein Zimmer gebucht und wollten eigentlich nur schnell die Schlüssel holen und am Nachmittag noch nach San Andrés y Sauces und an die Küste fahren. Das scheußliche Kraftwerk vor der Stadt ist noch immer da, aber wo ist bitte der große Parkplatz? Er kann ja nicht einfach von der Bildfläche verschwunden sein? Oder doch?

Es begann im Jahr 2011… Für das Projekt Stadtstrand vor der Haustür, sollte für einen Vorzeigestrand der Hauptstadt sogar erst weißer Sand aus Fuerteventura oder der Sahara nach La Palma geschippert werden. Vielleicht wollten die Stadtväter damit ja Teneriffa übertrumpfen? Dazu kam es aber zum Glück nicht, es wurde am Ende doch Sand von der eigenen Insel verwendet. Um den Plan zu verwirklichen, musste der alte Parkplatz für immerhin siebenhundert Autos natürlich Platz machen. An Ersatz für diese Parkplätze hat anscheinend niemand gedacht, denn ein Plätzchen für den fahrbaren Untersatz ist seitdem Mangelware in Santa Cruz. Wir haben mit viel Glück doch noch einen Platz in der Kurzparkzone ergattert und haben uns auf den Weg zu unserer Unterkunft gemacht.

Nach einer kurzen Pause und frisch gestärkt sind wir am frühen Nachmittag Richtung San Andrés y Sauces aufgebrochen. Der Urlaub kann beginnen! San Andrés und Los Sauces sind zwei Orte vereint in einer gemeinsamen Gemeinde. Los Sauces liegt sozusagen oben auf dem Berg und San Andrés unten an der Küste. Der Name stammt von den Weidenbäumen, el sauce, die Weide, die hier zu Zeiten der Ortsgründung noch weit verbreitet waren.

Über die Puente de Los Sauces, einer Brücke, die sich über dreihundert Meter über einen Barranco spannt, ging es an San Andrés vorbei und nach einer kurzen Fahrt durch Bananenplantagen landeten wir auf einem großen Parkplatz. Vor uns liegt das Meer und unser Ziel für heute, las Piscinas Naturales de Charco Azul.

Das Wetter verleitet nicht wirklich zu einem kühlen Bad im kalten Wasser, aber wir sind sowieso nicht zum Baden hier her gekommen. Ein Spaziergang direkt am Meer ist bei jedem Wetter schön.

Obwohl graue Wolken über den Himmel ziehen leuchtet das Wasser in einigen dieser natürlichen Lavabecken in fast unwirklichen Blautönen. Der Atlantik ist an diesem Nachmittag relativ ruhig, die Wellen schlagen nur sanft und leise gegen die Felsen und wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde, wäre es sehr verführerisch hier ins Wasser zu tauchen. Dem ist aber nicht so und deshalb wandern wir trocken und angezogen bis zum Ende dieser Bucht. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur die Wellen schaukeln träge an die Küste. Das einsame Haus am Ende der Bucht ist übrigens eine Rumfabrik die noch immer betrieben wird.

Wo heute Bananen, die fast kein Land in Europa verkaufen kann will, wachsen, müssen wir uns, mit ein bisschen Fantasie, Zuckerrohrplantagen vorstellen. Dann haben wir das Bild vor Augen, warum ein heute kleiner Ort wie San Andrés einmal eine der wichtigsten Städte der Insel war. Zucker war das Zauberwort. Damit konnte man reich werden. Was braucht man dazu? Guten Boden, passende Temperaturen, Arbeitskräfte und vor allem Wasser. Wasser war nicht nur für die Bewässerung der Plantagen sondern auch für den Antrieb der Mühlen eine wichtige Voraussetzung. Nachdem das Klima und der Boden passte und hier genügend Wasser vorhanden war, wurden die ersten Mühlen errichtet und was an Arbeitskräften fehlte wurde gekauft. Sklavenarbeit und Zuckerproduktion gingen friedlich Hand in Hand.

Einem guten Geschäft stand nichts im Wege – kein Wunder, das begehrte Zuckerrohr gedieh prächtig und Wasser gab es ebenfalls in Hülle und Fülle. Die besten Voraussetzungen für regen Handel mit dem begehrten süßem Gold und voll gefüllte Kassen. So residierten hier bald einflussreiche Familien und erbauten herrschaftliche Häuser. Als kleine Draufgabe gab es auch noch den Rum. In einer alten Geschichte aus dem Jahr 1505 taucht die Aussage auf, „dass Amerika mit Wasser aus La Gomera gesegnet, aber mit Rum aus La Palma gefeiert wurde.“

Das Zuckerrohr bekam zwar Ende des 16. Jahrhunderts Konkurrenz aus Amerika und verlor in Europa seine Bedeutung, aber die schönen Häuser sind zum Teil erhalten geblieben. Schade, dass man sich bei einem Spaziergang durch die engen und steilen gepflasterten Gassen nicht für einige Stunden in eine andere Zeit versetzen kann. Da wäre die Wissenschaft einmal gefordert. Statt irgendwelche schwarzen Löcher im Weltraum zu erkunden, könnten sie besser eine Zeitmaschine erfinden, oder?

Wir haben am Abend noch einen Rundgang durch die Strassen und Gassen von Santa Cruz bemacht. Hier sind noch ein paar Fotos davon, die Geschichten der Hauptstadt von Santa Cruz de la Palma, den berühmten Balkonen, dem neuen Vulkan und dem höchsten Gipfel der Insel könnt ihr morgen lesen. Mir läuft heute leider die Zeit davon… hasta pronto!

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4 Antworten zu Kurzurlaub auf La Palma

  1. inselleben schreibt:

    „La Isla Bonita“ würde ich auch sehr gerne Mal entdecken! Herzlichen Dank für das Mitnehmen!

    Gefällt 1 Person

  2. Claudia Hocke-Wulfhorst schreibt:

    Eine sehr schöne Geschichte u Wissenswertes über La Palma , bin mal gespannt ob wir
    auch mal auf anderen Inseln kommen. Wolfgang will mit mir mal nach La Gomera .
    Liebe Grüße

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