Mittlerweile haben schon vier Kerzen am Adventkranz gebrannt und Weihnachten steht sozusagen wirklich fast vor der Tür. Weihnachten rückt immer näher und viele Menschen
klagen sagen, dass sie noch immer keine weihnachtliche Stimmung haben. Ja woher soll sie denn kommen? Soll Petrus stimmungsvoll ein paar weiße Flocken auf die Erde segeln lassen? Welcher Engel ist denn zuständig für innerlichen Frieden? Welcher Heilige soll denn den Alltagsmist wegschaufeln? Ich bin ja kein Fachmann, aber eines weiß ich mit Sicherheit – Weihnachten spielt sich im Kopf – aber vor allem im Herzen – ab. Das Umfeld muss sich jeder Mensch selbst schaffen. Geschmäcker und Bedürfnisse sind ja zum Glück verschieden. Weihnachten kann so schön – aber auch so anstrengend sein. Und eines könnt ihr mir glauben – mit Schneeflocken hat eine romantische Weihnachtsstimmung wirklich gar nichts zu tun!
Grüne oder weiße Weihnachten, Weihnachten oder keine Weihnachten? Ich habe das Gefühl, dass über kein Fest des Jahres soviel gemosert, gejammert, gemeckert und kritisiert wird, wie über dieses. Warum eigentlich, por qué? Plötzlich dreht sich die ganze Welt um Einkaufsstress und Zwang, um schenken oder nicht schenken, Warenumtausch und Familienunglück. Alle wünschen sich jetzt schon Frohe Weihnachten und – der Einfachheit halber – auch gleich einen guten Rutsch ins Neue Jahr!


Wer jetzt hier auf der Insel ist sollte sich auf alle Fälle etwas Zeit für wenigstens einen Spaziergang durch eine der schön geschmückten Innenstädte machen. Egal ob bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, in der Abenddämmerung oder bei Nacht. Über fehlende Weihnachtsstimmung kann sich hier niemand beklagen. So stimmungsvoll, wie hier jedes Städtchen geschmückt wird – davon können viele Menschen in Österreich nur träumen. Fast in jedem Ort werden märchenhafte Krippen aufgebaut und am Abend schweben leuchtende Lichtersterne und Girlanden über den Strassen oder verzieren die Laternen. Glaubt mir, es tut einfach gut. Soll ich es euch zeigen? Gerne, ich nehme euch auf einen Rundgang durch La Orotava mit…



Etwas Besonderes ist die Krippe vor dem Rathaus von La Orotava. Rund um dem Platz vor dem Rathaus verteilen sich über zweihundert lebensgroße Figuren in liebevoll aufgebauten Szenen und immer sehen die Marktszenen ein bisschen anders aus. Wir sehen uns diese Krippe eigentlich jedes Jahr immer wieder gerne an. Sie ist ganz still und leise zu einem festen Bestandteil für unsere Weihnachtszeit geworden.



An einem Marktstand versucht der Händler seine Töpferwaren unters Volk zu bringen, bunte Stoffe und Kleider warten auf Käufer und der Imker verkauft seinen Honig frisch aus dem Bienenstock. Zimmerleute arbeiten mit Holz, ein Weinhändler bietet Wein an, es gibt Marktstände mit Teppichen, Schmuck, Obst und Gemüse. Handwerker und Händler, Korbflechter und Hirten ergänzen das lebendige Treiben rund um den Stall von Bethlehem.


Maria und Josef warten neben einer noch leeren Krippe aus Stroh auf Weihnachten, denn Jesus wird erst am 24. Dezember auf seinen Platz gelegt. Ochs und Esel dürfen natürlich auch nicht fehlen und die Heiligen Drei Könige haben sich auch schon auf die Reise gemacht. Am Abend des 5. Jänner werden die Figuren übrigens durch richtige Menschen ersetzt und wenn die Drei Könige in die Stadt ziehen um ihre Geschenke zu verteilen, werden sie vor dem Rathaus von einer mit Menschen bevölkerten Krippe erwartet. Am nächsten Tag ist der Weihnachtszauber dann vorbei und alle Kinder müssen wieder ein Jahr auf das nächste Wintermärchen warten.



Besonders schön geschmückt ist auch der Platz, auf dem der Kiosk der Stadt steht, la Plaza de la Constitución. Dieses Jahr wurden sogar ein paar weihnachtlich geschmückte Holzhütten am Rand des Platzes aufgebaut. Ein Christkindlmarkt ist zwar was anderes, aber irgendwie erinnern mich die kleinen Hütten doch ein bisschen daran. Naja, das Christkind hat hier auf der Insel auch nichts zu tun, dafür sind die drei Männer auf den Kamelen zuständig. Obwohl – Santa Claus hat sich in den letzten zehn Jahren auch irgendwie eingeschlichen. Für die Geschenke dürfte er nicht zuständig sein, denn an vielen Ecken stehen jetzt die Postkästen für Caspar, Melchior und Balthasar. So wie hier, vor dem Tor der Iglesia de San Agustin.



Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum da Leute anstehen? Wir haben es erst auch nicht gewusst, aber ein freundlicher Türsteher hat es uns verraten. In einem der Räume im Innenhof ist eine wunderbare Krippenlandschaft aufgebaut und ab fünf Uhr nachmittags kann man sie besichtigen.



Da der Raum fast vollständig mit der Krippe ausgefüllt ist, dürfen immer nur zwanzig Menschen in den Saal. Deshalb kommt es hie und da zu einem kleinen Stau vor dem Tor. Aber für diese Krippe lohnt es sich zu warten. Ich glaube, ich habe noch nie so eine schöne Weihnachtskrippe gesehen.



Wunderschöne Figuren, liebevoll aufgebaute Szenen aus dem täglichen Leben im Dorf ergänzen das Bild um das Heilige Paar mit dem Jesuskind in der Krippe. Diese dreidimensionalen Bilder nennt man in Spanien übrigens Belén, Bethlehem. Es ist eine Mischung aus Weihnachtsmärchen und einer Landschaft für Modelleisenbahnen – natürlich ohne Lokomotive und Wagons. Die gibt es auf der Insel nicht.



Männer färben weiße Stoffe in verschiedenen Farbbecken bunt, Steinmetze arbeiten an riesigen Statuen, der Schmied beschlägt ein Pferd, auf Feldern wird gepflügt und gearbeitet, Mehl wird gemahlen, Brot gebacken und die Heiligen Drei Königen, los Reyes Magos, sind auf den Weg zur Krippe. Ihre Kamele sind hoch beladen doch sie haben noch ein langes Stück ihrer Reise vor sich.



Mittlerweile ist es draußen dunkel geworden und wir wollen noch einmal Mal zur Krippe vor dem Rathaus gehen. Die Bäume im Park sind hell erleuchtet, der Kiosk in der Mitte des Platzes ist wunderschön geschmückt und die Heilige Familie im Obergeschoss steht in der Dunkelheit unter einem romantischen Sternenhimmel.



Ich weiß, einige werden jetzt den Kopf schütteln und feststellen, dass Weihnachtsbeleuchtung eine Verschwendung sei. Wir müssen ja alle solidarisch sein und Energie sparen. Ich bin anderer Meinung, denn ich bin mir sicher, dass wir damit nicht die Welt retten. Licht in dunklen Zeiten ist wichtig für jeden Menschen, es tut der Seele gut und kostet im Vergleich mit vielen anderen Dingen nicht viel. Der Natur würde es viel besser gehen, wenn man Containerschiffe die mit dreckigem Schweröl billige Schnäppchen von A nach B befördern, Politiker und Geschäftsleute die überall mit dem Flugzeug, wenn nicht sogar mit ihren Privatjets, durch die Gegend fliegen, abschaffen würde. Alle wollen das Klima retten aber niemand will auf das allerneueste Handy, den noch größeren Fernseher oder billige Klamotten verzichten. Schneekanonen brauchen nicht nur viel Energie sondern machen gratis auch noch die Böden kaputt und ob Frackinggas, das mit Schiffen, die Unmengen an Schweröl verbrauchen und über die Weltmeere schippern, transportiert wird „grün“ ist bezweifle ich.
Egal, das ist auch kein Thema für Weihnachten.


Mit einem letzten Blick auf die Weihnachtslandschaft vor dem Rathaus von La Orotava machen wir uns auf den Heimweg. Für uns war es ein schöner Nachmittag und ich denke mir, euch hat der Ausflug auch gefallen, oder? Bei uns auf der Insel dauert die Weihnachtszeit ja bis zum 6 Jänner, ich werde euch deshalb sicher noch ein paar Mal in weihnachtlich geschmückte Städte mitnehmen. Bis dahin wünsche ich euch noch ein paar schöne Tage bis zum Fest!

Ein ganz und gar zauberhafter und lichtvoller Ausflug ✨!
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Ich liebe die weihnachtlich geschmückten Städte, das gehört zu Weihnachten für mich einfach dazu. Ich wünsche dir Frohe Weihnachten und gemütliche Feiertage ♥
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