Seit dem Weihnachtsfest sind jetzt vierzig Tag vergangen und mit Mariä Lichtmess ist die Weihnachtszeit offiziell beendet. Spätestens heute sollten also die letzten Christbäume und Krippen aus den Wohnzimmern verschwunden und die Weihnachtsdekoration Schnee von gestern sein. Obwohl man es mit dem Datum eigentlich nicht so genau nehmen muss, denn bis ins siebente Jahrhundert wurde die Lichterprozession erst am 14. Februar veranstaltet. Warum? Weil in alten Zeiten Weihnachten, wie es heute noch in der orthodoxen Kirche Brauch ist, erst am 6. Jänner gefeiert wurde. Also kann ich mit ruhigem Gewissen meine Fensterdekoration noch eine Weile leuchten lassen…
Aber warum ist dieser Tag überhaupt ein Feiertag? Wo liegen die Wurzeln wirklich begraben? Die meisten christlichen Feste hat sich die Kirche ja meistens nur einverleibt und umbenannt. Warum sollte es bei diesem Fest anders sein?
Natürlich weiß es niemand ganz genau, aber vermutlich wird man in der Geschichte der Kelten fündig. Und tatsächlich – hier taucht der Name Brigid auf. Die Kelten feierten das Imbolc Fest zu Ehren von ihr am 1. Februar jeden Jahres. Brigid ist eine keltische Göttin, eine Lichtjungfrau, die mit ihrem Strahlenkranz die schwarze Göttin der Dunkelheit ablöste. Sie brachte das Licht zurück, stand für neues Leben und rüttelte Bäume und Pflanzen aus ihrem Winterschlaf. Den Saftfluss soll sie nicht nur bei Bäumen sondern auch bei Menschen in Schwung gebracht haben. Um das Korn aufzuweichen sollen deshalb lärmende Umzüge veranstaltet worden sein. Vielleicht so etwas ähnliches wie unsere Faschingsumzüge heute?



Brigids Kult, der inzwischen mit dem der christlichen Heiligen Brigit verschmolzen ist, ist in Irland so lebendig wie kaum ein anderer in Europa. Brigid ist die Maria der Gälen. Der Tempel der Göttin stand ursprünglich in Kildare und als das Christentum stärker Fuß fasste, wurde daraus eine Kirche und ein Kloster. An diesem Ort brannte eine ewige Flamme und das sollte auch so bleiben. So wurden die neunzehn Priesterinnen durch neunzehn Nonnen ersetzt, die nun die Aufgabe hatten diese Flamme zu hüten. Vorchristliches Erbe und katholisches Christentum wuchsen hier zusammen und so bleibt die alte Kultur auch heute noch erhalten – auch wenn die ewig brennende Flamme schon 1220 erloschen ist. Seit 1993 soll das Feuer wieder brennen. Ob Schwester Mary Minehan die ewige Flamme Brigids in ihrem Haus noch immer hütet weiß ich allerdings nicht.
In Europa kennt man diesen Tag unter dem Namen Mariä Lichtmess oder ganz simpel als Lostag für das kommende Wetter. “Maria Lichtmess im Schnee, Ostern im Klee.“ oder „Ist’s zu Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ sagt man zum Beispiel. Egal ob die alten Bauernregeln stimmen oder nicht, ob wir diesen Tag feiern oder nicht. Es ist auf jeden Fall ein guter Tag, denn man spürt einfach, dass die Sonne wieder mehr Kraft bekommt und jeden Tag ein paar Minuten später untergeht.
Auf Teneriffa ist heute der Namenstag der Schutzheiligen aller Kanarischen Inseln, der Jungfrau von Candelaria, Nuestra Señora de Candelaria. Der wird gleich zweimal im Jahr gefeiert. Einmal am zweiten Februar und ganz groß im Sommer, am 15. August in Candelaria. Felicidades a las Candelarias y a las Chaxiraxis por su onomástica. Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, was dieser Satz soll?! Da wird gleichzeitig die Jungfrau Maria und eine, sagen wir einmal, Heilige der Guanchen, also der Ureinwohner beglückwünscht. Aber was haben die zwei jungen Damen denn gemeinsam?
Die Jungfrau Maria ist ja wohl jedem Katholiken ein Begriff, oder? Und Chaxíraxí ist der Name einer Göttin der Guanchen. Sie war die Sonnengöttin der Ureinwohner und ihr Sohn wurde Chijoraji genannt. Im Laufe der Zeit, zwischen den Jahren 1392 und 1401, wurden aus zwei verehrten Frauen der Einfachheit eine Heilige und das ist heute eben la Virgen de Candelaria.

Die Schwarze Madonna oder Virgen de Candelaria hat ihren Wohnsitz in der Basilika von Candelaria. Ganz in der Nähe der Höhle, wo sie zum ersten Mal zu sehen gewesen sein soll.
Schon zu Zeiten der Guanchen ist die Muttergottesfigur mit dem Kind auf dem Arm aufgetaucht und hat für Furore gesorgt. Obwohl sie der hölzernen Schönen erst mit großer Skepsis näher traten, nahmen die Guanchen die Statue in ihren Kult auf. Sie bekam den Namen Chaxiraxi und wurde als eine Art Urmutter, die die Welt erhält, verehrt. Wie alle Götter wurden auch ihr viele Wunder zugeschrieben, aber im Moment fällt mir kein Beispiel ein. Von den Spaniern wurde sie kurzerhand in die Jungfrau Candelaria verwandelt, für heilig erklärt und in eine Höhle an der Küste gebracht.
Bei einem heftigen Unwetter im Jahr 1826, so heißt es, brachen jedoch große Wellen in die Höhle und rissen die Figur mit aufs offene Meer. So wie sie aus den Fluten auf die Insel gekommen ist, ist sie also wieder verschwunden. Viele Geschichtsforscher sind sich ja sehr sicher, dass die erste Marienfigur von einem spanischen Schiff stammte, das bei dem Unwetter vor der Küste unterging. Aber egal woher die geheimnisvolle Figur kam, nun war sie weg und kehrte nie wieder zurück.

Nach erfolgloser Suche wurde entschieden, die verlorene Jungfrau durch eine neue Statue zu ersetzen. Die Wahl fiel nach langen Beratungen auf den Bildhauer Fernando Estévez aus Orotava. Und so steht in der Basilika von Candelaria seit 1930 eine Kopie der originalen Jungfrau ober dem Altar.

Das klingt zwar gar nicht nach dem Ende eines schönen Märchens, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert und das Schauspiel soll sich ja wirklich so abgespielt haben. Wenn ihr die ganze Geschichte darüber lesen wollt, klickt einfach auf die Links.
•*¨*•❥ die schwarze Jungfrau und die Guanchen
•*¨*•❥ Dia de la Candelaria
In Nordamerika wird übrigens ein ganz anderer Brauch gefeiert. Dort ist der 2. Februar der Groundhog Day, der Murmeltiertag. Der Mythos geht auf deutsche Siedler in den USA zurück. Nach einer Bauernregel sollte man zu Mariä Lichtmess Tiere beobachten, um nach ihrem Verhalten auf das künftige Wetter zu schließen. Bei den Kelten war es der Bär und bei den Deutschen der Dachs. In ihrer neuen Heimat fanden sie keinen Dachs und so musste eben ein anderer Winterschläfer herhalten – das Murmeltier!
Und so heißt es heute: „Erwacht zu Mariä Lichtmess ein Murmeltier aus seinem Winterschlaf, sieht seinen Schatten und zieht sich erschrocken zurück, bleibt es winterlich. Ist kein Schatten sichtbar, kommt der Frühling.“ Für diese Vorhersage muss das Murmeltier „Phil“ in Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania herhalten. Seit mehr als 100 Jahren zieht dort der amtierende Präsident des Murmeltiervereins einen der Nager bei Sonnenaufgang aus seinem Bau. Dort spielt angeblich auch der bekannte Film „Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Den kenne ich zwar nicht, aber das schlaue weltweite Netz hat es mir verraten…