In Österreich spielt am Aschermittwoch der Hering die Hauptrolle. Heringssalat steht ganz oben auf der Speisekarte und statt gefastet wird ordentlich geschlemmt. Auf Teneriffa spielt ebenfalls ein Fisch in der oberen Liga mit – allerdings nicht auf dem Teller sondern auf der Strasse…



Bei dieser speziellen Sardine handelt es sich allerdings nicht um ein mickriges Fischlein aus der Sardinenbüchse. Getreu dem Vorbild aus dem Meer wird ein überdimensionaler Fisch aus viel Draht und noch mehr Pappmaché hergestellt, bunt bemalt und liebevoll verziert. Als scharfe Ergänzung bekommt sie noch eine anständig zündende Füllung aus Feuerwerkskörpern mit auf den Weg und so wird das gute Stück, begleitet von einem glitzernden Spektakel am Sternenhimmel, verbrannt.



Eine Sardine im mit Sarg und flackernden Kerzen, eine große Trauergemeinde mit schwarz gekleidete Witwen, die das Opfer stilgerecht verabschieden, mit allen Ehren und respektloser respektvoller Trauer begleiten den Verblichenen zu seiner letzten Ruhestätte. Laute Stoßgebete werden zum Himmel geschickt und die Trauer überwältigt den ein oder anderen Trauergast. Das gehört zur Beerdigung der Sardine, el Entierro de la Sardina.



Die Tinerfeños legen ihre bunten Kostüme in die Kiste den Schrank und verkleiden sich als trauernde Witwen, die den Tod des Karnevals beweinen. Ihr könnt mir glauben, beim Anblick dieser modischen und eleganten Kreationen der Modewelt, könnte so manche echte Lady vor Neid ganz blass um die Nase werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass unter jeden zweiten Witwe ein gestandener Mann steckt. Das Geheule der trauernden Witwen wird als Abrundung des Bildes noch von respektlosen Geistlichen begleitet und durchaus stilvoll ausgestattete Pfarrer segnen die Sardine ehrfurchtsvoll vor dem Verbrennen mit einem anständigen Spritzer aus der Schnapsflasche.



Und danach? Zur Erholung vom großen Schreck wird noch einmal so richtig bis in die Morgenstunden gefeiert – daran kann nicht einmal ein ordentlicher Guss von oben etwas ändern. Eigentlich sollte damit Schluss mit lustig sein, die närrische Zeit gehört der Vergangenheit an. Die Betonung liegt in diesem Fall jedoch auf dem kleinen Wörtchen sollte.



Wer noch immer nicht genug vom närrischen Treiben hat – am kommenden Samstag findet in Puerto de la Cruz traditionell der große Umzug der Narren, el Gran Coso Apoteosis del Carnaval, statt – obwohl auch dort die Sardine gestern Abend ordnungsgemäß verbrannt wurde. Diese Parade wird von vielen Faschingsgruppen der Insel begleitet und gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen des Carnaval portuense, dem Karneval von Puerto de la Cruz.



Von einem Ende der Faschingszeit kann man also nicht wirklich ausgehen, denn auch in der Hauptstadt Santa Cruz gibt es keinen Grund zum Traurig sein. Der Schlussstrich des Karnevals wird dort ebenfalls erst am Wochenende gezogen. Mit der Piñata Chica, wird der Karneval mit Aufführungen, Straßenfesten und Umzügen verabschiedet. Abgesehen davon, dass in den Orten im Süden der Insel der Karneval irgendwie erst jetzt beginnt. Da kann man nur eines sagen: „Der Karneval ist tot, es lebe der Karneval!“ ¡Viva el carnaval!



Die Fotos von diesem Beitrag sind alle von der Stadt Santa Cruz veröffentlicht worden, ich selbst war bei diesen Veranstaltungen nicht dabei. Ich war auch nur stiller Beobachter 🙂 Ich zeige euch trotzdem einige Bilder vom Carnaval 2023, ich bin mir sicher, sie gefallen euch genauso gut wie mir…



👌👌
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Hering oder Sardine? Ich esse beides gerne. Es sind leckere Fische.
Herzliche Grûsse aus Moskau.
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Ich mag auch beide Fische, gegrillt, gebraten oder eingelegt 🙂 aber verbrannt wird hier die Sardine. Liebe Grüße von Teneriffa
Ingrid
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Vielen Dank für die Nachricht, Ingrid.
Ich war früher einmal auf Teneriffa im Urlaub. Das ist schon lange her. Eine schöne Insel, es ist sicher interessant, dort zu leben.
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Dann kennst du die Insel. Wann bist du denn das letzte Mal hier gewesen? Vielleicht klappt es ja wieder einmal 🙂
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Das ist schon sehr lange her, es war in den 1970er Jahren.
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Da hast du sicher noch eine andere Insel kennen gelernt. Seitdem hat sich viel verändert. Es wäre schön, wenn man die Eindrücke vergleichen könnte 🙂 Wie lange bist du schon in Moskau?
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Ich habe auch Lanzarote damals besucht. Diese Insel war ebenfalls sehr eindrucksvoll, aber ganz anders als Teneriffa. Viel schwarze Lava und eine rauhere Küste. Ich denke nicht, dass ich auf einer Insel leben könnte. Wahrscheinlich bekäme ich über kurz oder lang einen Inselkoller.
Seit etlichen Jahren lebe ich halb in Südfrankreich, halb in Moskau. Ich bin eine „Pendlerin zwischen West und Ost“, sozusagen.
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