Jueves Santo, der Gründonnerstag

In ganz Spanien hat die Osterzeit eine besondere Stellung und Gründonnerstag, el Jueves Santo und Karfreitag, el Viernes Santo, sind offizielle Feiertage. Das heißt aber nicht, dass die Spanier weniger arbeiten als wir Mitteleuropäer, denn wenn der Österreicher traditionell am Ostermontag seinen Osterspaziergang macht, arbeitet der Spanier brav. Hier gibt es kein verlängertes Wochenende.

Die Osterfeiertage spielen sich in ganz Europa auf verschiedene Art und Weise ab. Jeder Landstrich hat andere Sitten und Bräuche. In Spanien findet Ostern von Gründonnerstag bis Ostersonntag statt. Heute, also am Gründonnerstag, haben, außer in den Touristenhochburgen, alle Geschäfte spätestens ab Mittag geschlossen. Für die meisten Inselbewohner beginnen damit ein paar Tage ohne Arbeit.  In unserer alten Heimat fliegen nur die Glocken nach Rom – und Spinat steht am Menüplan. Keine Ahnung warum, aber Gründonnerstag ohne Spinat, Röstkartoffel und Spiegelei geht bei mir gar nicht. Das ist einfach so :o)

Warum heißt der Gründonnerstag eigentlich Gründonnerstag? An erster Stelle steht natürlich die Kirche. Die katholischen Priester im Mittelalter trugen an diesem Tag ein grünes Messgewand anstelle des violetten. Das betrifft jetzt allerdings nur die Farbe und hat rein gar nichts mit Spinat zu tun. Da helfen uns eher ältere Kulturen weiter. Bei den Kelten und Germanen war es üblich, an diesem Tag eine grüne Suppe aus Kräutern zu essen. Sie lieferte nach dem langen Winter Kraft aus der Natur. Im Laufe der Jahre könnte sich die grüne Suppe aus vielen verschieden Kräutern einfach in Spinat verwandelt haben.

Gründonnerstag wird von groanen oder greinen aus dem Mittelhochdeutschem abgeleitet, bedeutet soviel wie weinen und hat aus diesem Grund wirklich nichts, rein gar nix, mit der grünen Farbe zu tun.  Also woher stammt das Grün und dieser Spinatkult?

In vielen Familien ist es zwar schon seit Generationen üblich, am Gründonnerstag Spinat zu essen, doch in einigen Gegenden wird noch immer eine Kräutersuppe gekocht. Neun verschiedene grüne Zutaten sollen es nach altem Brauch sein. Lauch, Brennnessel, Brunnenkresse, Löwenzahn, Kerbel, Schafgarbe, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum – und ein paar kleine Kartoffeln. Durch das grüne Gemüse und die heilenden Kräuter werden die Kräfte des Frühlings einfach gegessen. Auf den Wiesen brachten sie Leben in die Natur zurück und der Mensch soll durch die Verwendung der Kräuter ebenfalls etwas von der Kraft der Natur bekommen.

Also, wer keinen Spinat mag, der hat mit Sicherheit einige andere Varianten in grün zur Auswahl! Und ein schlechtes Gewissen wegen seiner Gesundheit muss auch niemand haben, denn Spinat ist bei weitem nicht das Eisenwunderwerk der Natur! Die Legende vom Eisenreichtum der grünen Blätter aus dem Garten geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als eine Sekretärin in einem wissenschaftlichen Labor beim Eisengehalt von Spinat 35 Milligramm anstelle von 3,5 Milligramm in die damalige Nährwerttabelle eintrug. So leicht geht Gesundheit! Ein Komma verrutscht und Tausende Kinder hatten Jahrzehnte lang die Konsequenzen zu tragen. :o)

Die Spanier müssen sich keine Fragen stellen, auf ihren Speisezetteln stehen am Gründonnerstag weder grüne Suppen noch Spinat mit Spiegelei. Kein Wunder – der Gründonnerstag heißt in Spanien Heiliger Donnerstag, Jueves Santo.

Wir lassen uns jetzt den Spinat mit Spiegeleiern und Röstkartoffeln schmecken – einfach weil’s uns schmeckt