Playa del Bollullo

Das Meer, Sandstrand, eine untergehende oder aufsteigende Sonne – das sind wohl die Bilder, die am meisten festgehalten werden. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Fotos es davon gibt. Ob die Sonne heute spektakulär im Meer versinken wird, kann ich euch leider nicht verraten, aber zu einem Spaziergang an der Küste und an einen besonders schönen Strand kann ich euch mitnehmen. Lust auf Meer?

Zur Gemeinde von La Orotava gehört nicht nur der Nationalpark in luftigen Höhen, sondern auch ein langes Stück der Küste mit einigen wunderschönen schwarzen Sandstränden. Playa del Bollullo, kurz El Bollullo, Playa del Pozo, Playa de Los Patos und Playa Ancón liegen wie aufgefädelte Perlen am Fuß der Klippen.

Vor kurzem sind wir am Playa Ancón gewesen deshalb wollten wir dieses Mal zum Strand der Enten, also zur Playa de Los Patos gehen. Eigentlich, doch wie heißt es so schön? „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen!“ Ich habe ihm zwar nichts von unseren Plänen erzählt, aber ich vermute, er kann auch Gedanken lesen, denn irgendwie ist aus dem Vorhaben nichts geworden. Der Weg war abgesperrt. Aber alles der Reihe nach…

Auf dem Weg nach El Rincón, einem Ortsteil von La Orotava, mussten wir noch kurz einer Ziegenherde die Vorfahrt den Vortritt lassen, aber ein paar Minuten später haben wir unser Auto erfolgreich am Straßenrand geparkt und haben uns zu Fuß auf den Weg zur Küste gemacht.

Zum Strand von El Bollullo führt zwar eine schmale einspurige Strasse, doch am Ende sind nicht wirklich viele Parkplätze vorhanden und eigentlich ist ja der Weg das Ziel, oder? Abgesehen davon, dass man beim Gehen die Landschaft genießen kann.

Ein schöner Wanderweg führt auch von La Paz, einem Ortsteil von Puerto de la Cruz aus durch die jetzt besonders grüne Landschaft und Bananenplantagen zum Strand. Ich glaube, man geht ungefähr eine Stunde lang von A nach B. Auf dem mittleren Foto kann man schön sehen, dass einige Wanderer unterwegs sind.

Noch einmal um die Ecke biegen und der Strand liegt unter uns. Einfach traumhaft schön, oder? Ein wunderschöner unberührter Naturstrand, fast wie ein versteckter Schatz. Obwohl der Strand fast direkt an eine Touristenhochburg des Nordens grenzt ist er auf seine Art ursprünglich geblieben. Das hat sicher auch damit zu tun, dass man hier eben nicht mit dem Auto direkt an den Badestrand fahren kann, denn auch wer mit seinem fahrbaren Untersatz bis zum Parkplatz fährt, muss, um ans Wasser zu kommen noch mehr als tausend Schritte tun. Erst dann kann man sein Badetuch ausbreiten und die Zeit am Strand genießen.

Wir wollten aber, wie gesagt, noch ein Stück weiter, zur Playa de los Patos. Dieser Weg führt nicht nur zum Abstieg für den Bollullostrand, am Ende ist noch ein kleiner Aussichtspunkt von dem aus man sowohl den Strand von Bollullo als auch den Strand von Los Patos sehen kann.

Von diesem Platz führt normalerweise der Weg zum nächsten Strand weiter – aber der ist momentan abgesperrt. Als Draufgabe sitzt sogar ein Aufpasser auf der Steinbank. Ende der Fahnenstange. Wir können den Strand nur aus der Ferne sehen. Dabei wissen wir, dass der Weg in Ordnung ist und von der anderen Seite nicht abgesperrt ist. Blöd gelaufen, wir hätten verkehrt herum gehen sollen. Egal, dann eben das nächste Mal.

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Nichts wie an den Strand!

Bollullo heißt auf deutsch übrigens kleiner Turm, Fort oder Militärposten. Warum die Bucht den Namen bekommen hat, weiß ich nicht, der Turm der Strandwächter erinnert zwar an einen Wachturm, aber der war sicher nicht der Grund.

Wusstet ihr, dass dieser Strand die Liste der fünf gefährlichsten Strände von Spanien anführt? Nicht von den Kanarischen Inseln, nein, von ganz Spanien. Man sieht es dem blauen Wasser zwar nicht an, aber vor allem im Winter gibt es hier, wie an vielen Stellen an dieser Küste, gefährliche Unterströmungen. Man kann sie nicht erkennen, die Ruhe an der Oberfläche ist aber ganz etwas anderes als die Strömung am Boden. Die Gefahr ist nicht jeden Tag gleich groß und deshalb gibt es an den Stränden färbige Fahnen. Die Farbe rot sagt eigentlich alles, oder? Rot heißt Verbot! Das gilt für die Ampel im Straßenverkehr genauso wie hier am Strand. Aus irgendeinem Grund klappt das am Strand aber nicht wirklich. Entweder ist der Großteil der Menschheit farbenblind oder einfach nur ignorant oder dumm. „Wait for green light!“ stand auf einem Schild neben einer Ampel in Südafrika. Ich habe darüber gelacht, aber anscheinend war die Polizei im südlichsten Afrika vor dreißig Jahren schon klüger als so mancher Europäer heutzutage.

Zur Zeit versehen hier gleich drei Rettungsschwimmer, Socorristas, ihren Dienst am Strand. Zweimal mussten sie innerhalb einer Stunde zwei junge Männer aus dem Wasser zurück pfeifen. Bis zum Knie dürfen alle Wasserratten in den Wellen spielen, mehr ist bei roter Fahne eben nicht möglich. Ist das wirklich soo schwer zu begreifen?

Ich könnte stundenlang so an der Küste sitzen und dem Spiel der Wellen zuschauen. Durch die kräftigen Wellen verteilen sich hier an der Küste auch ziemlich viele Wassertröpfchen in der Luft. Dabei verfliegt die Zeit wie im Flug und es wird nie langweilig.

Leider müssen wir irgendwann doch wieder aufbrechen und vor dem letzten Stück Fußweg, machen wir noch Halt auf der Terrasse des einzigen Restaurants weit und breit. Ein cortado und eine köstliche tarta de manzana, Apfeltorte, als letzte Stärkung und dann geht es ab nach Hause.

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Hering oder Sardine?

In Österreich spielt am Aschermittwoch der Hering die Hauptrolle. Heringssalat steht ganz oben auf der Speisekarte und statt gefastet wird ordentlich geschlemmt. Auf Teneriffa spielt ebenfalls ein Fisch in der oberen Liga mit – allerdings nicht auf dem Teller sondern auf der Strasse…

Bei dieser speziellen Sardine handelt es sich allerdings nicht um ein mickriges Fischlein aus der Sardinenbüchse. Getreu dem Vorbild aus dem Meer wird ein überdimensionaler Fisch aus viel Draht und noch mehr Pappmaché hergestellt, bunt bemalt und liebevoll verziert. Als scharfe Ergänzung bekommt sie noch eine anständig zündende Füllung aus Feuerwerkskörpern mit auf den Weg und so wird das gute Stück, begleitet von einem glitzernden Spektakel am Sternenhimmel, verbrannt.

Eine Sardine im mit Sarg und flackernden Kerzen, eine große Trauergemeinde mit schwarz gekleidete Witwen, die das Opfer stilgerecht verabschieden, mit allen Ehren und respektloser respektvoller Trauer begleiten den Verblichenen zu seiner letzten Ruhestätte. Laute Stoßgebete werden zum Himmel geschickt und die Trauer überwältigt den ein oder anderen Trauergast. Das gehört zur Beerdigung der Sardine, el Entierro de la Sardina.

Die Tinerfeños legen ihre bunten Kostüme in die Kiste den Schrank und verkleiden sich als trauernde Witwen, die den Tod des Karnevals beweinen. Ihr könnt mir glauben, beim Anblick dieser modischen und eleganten Kreationen der Modewelt, könnte so manche echte Lady vor Neid ganz blass um die Nase werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass unter jeden zweiten Witwe ein gestandener Mann steckt. Das Geheule der trauernden Witwen wird als Abrundung des Bildes noch von respektlosen Geistlichen begleitet und durchaus stilvoll ausgestattete Pfarrer segnen die Sardine ehrfurchtsvoll vor dem Verbrennen mit einem anständigen Spritzer aus der Schnapsflasche.

Und danach? Zur Erholung vom großen Schreck wird noch einmal so richtig bis in die Morgenstunden gefeiert – daran kann nicht einmal ein ordentlicher Guss von oben etwas ändern. Eigentlich sollte damit Schluss mit lustig sein, die närrische Zeit gehört der Vergangenheit an. Die Betonung liegt in diesem Fall jedoch auf dem kleinen Wörtchen sollte.

Wer noch immer nicht genug vom närrischen Treiben hat – am kommenden Samstag findet in Puerto de la Cruz traditionell der große Umzug der Narren, el Gran Coso Apoteosis del Carnaval, statt – obwohl auch dort die Sardine gestern Abend ordnungsgemäß verbrannt wurde. Diese Parade wird von vielen Faschingsgruppen der Insel begleitet und gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen des Carnaval portuense, dem Karneval von Puerto de la Cruz.

Von einem Ende der Faschingszeit kann man also nicht wirklich ausgehen, denn auch in der Hauptstadt Santa Cruz gibt es keinen Grund zum Traurig sein. Der Schlussstrich des Karnevals wird dort ebenfalls erst am Wochenende gezogen. Mit der Piñata Chica, wird der Karneval mit Aufführungen, Straßenfesten und Umzügen verabschiedet. Abgesehen davon, dass in den Orten im Süden der Insel der Karneval irgendwie erst jetzt beginnt. Da kann man nur eines sagen: „Der Karneval ist tot, es lebe der Karneval!“ ¡Viva el carnaval!

Die Fotos von diesem Beitrag sind alle von der Stadt Santa Cruz veröffentlicht worden, ich selbst war bei diesen Veranstaltungen nicht dabei. Ich war auch nur stiller Beobachter 🙂 Ich zeige euch trotzdem einige Bilder vom Carnaval 2023, ich bin mir sicher, sie gefallen euch genauso gut wie mir…

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2. 2. 2023

Seit dem Weihnachtsfest sind jetzt vierzig Tag vergangen und mit Mariä Lichtmess ist die Weihnachtszeit offiziell beendet. Spätestens heute sollten also die letzten Christbäume und Krippen aus den Wohnzimmern verschwunden und die Weihnachtsdekoration Schnee von gestern sein. Obwohl man es mit dem Datum eigentlich nicht so genau nehmen muss, denn bis ins siebente Jahrhundert wurde die Lichterprozession erst am 14. Februar veranstaltet. Warum? Weil in alten Zeiten Weihnachten, wie es heute noch in der orthodoxen Kirche Brauch ist, erst am 6. Jänner gefeiert wurde. Also kann ich mit ruhigem Gewissen meine Fensterdekoration noch eine Weile leuchten lassen…

Aber warum ist dieser Tag überhaupt ein Feiertag? Wo liegen die Wurzeln wirklich begraben? Die meisten christlichen Feste hat sich die Kirche ja meistens nur einverleibt und umbenannt. Warum sollte es bei diesem Fest anders sein?

Natürlich weiß es niemand ganz genau, aber vermutlich wird man in der Geschichte der Kelten fündig. Und tatsächlich – hier taucht der Name Brigid auf. Die Kelten feierten das Imbolc Fest zu Ehren von ihr am 1. Februar jeden Jahres. Brigid ist eine keltische Göttin, eine Lichtjungfrau, die mit ihrem Strahlenkranz die schwarze Göttin der Dunkelheit ablöste. Sie brachte das Licht zurück, stand für neues Leben und rüttelte Bäume und Pflanzen aus ihrem Winterschlaf. Den Saftfluss soll sie nicht nur bei Bäumen sondern auch bei Menschen in Schwung gebracht haben. Um das Korn aufzuweichen sollen deshalb lärmende Umzüge veranstaltet worden sein. Vielleicht so etwas ähnliches wie unsere Faschingsumzüge heute?

Brigids Kult, der inzwischen mit dem der christlichen Heiligen Brigit verschmolzen ist, ist in Irland so lebendig wie kaum ein anderer in Europa. Brigid ist die Maria der Gälen. Der Tempel der Göttin stand ursprünglich in Kildare und als das Christentum stärker Fuß fasste, wurde daraus eine Kirche und ein Kloster. An diesem Ort brannte eine ewige Flamme und das sollte auch so bleiben. So wurden die neunzehn Priesterinnen durch neunzehn Nonnen ersetzt, die nun die Aufgabe hatten diese Flamme zu hüten. Vorchristliches Erbe und katholisches Christentum wuchsen hier zusammen und so bleibt die alte Kultur auch heute noch erhalten – auch wenn die ewig brennende Flamme schon 1220 erloschen ist. Seit 1993 soll das Feuer wieder brennen. Ob Schwester Mary Minehan die ewige Flamme Brigids in ihrem Haus noch immer hütet weiß ich allerdings nicht.

In Europa kennt man diesen Tag unter dem Namen Mariä Lichtmess oder ganz simpel als Lostag für das kommende Wetter. “Maria Lichtmess im Schnee, Ostern im Klee.“ oder „Ist’s zu Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ sagt man zum Beispiel. Egal ob die alten Bauernregeln stimmen oder nicht, ob wir diesen Tag feiern oder nicht. Es ist auf jeden Fall ein guter Tag, denn man spürt einfach, dass die Sonne wieder mehr Kraft bekommt und jeden Tag ein paar Minuten später untergeht.

Auf Teneriffa ist heute der Namenstag der Schutzheiligen aller Kanarischen Inseln, der Jungfrau von Candelaria, Nuestra Señora de Candelaria. Der wird gleich zweimal im Jahr gefeiert. Einmal am zweiten Februar und ganz groß im Sommer, am 15. August in Candelaria. Felicidades a las Candelarias y a las Chaxiraxis por su onomástica. Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, was dieser Satz soll?! Da wird gleichzeitig die Jungfrau Maria und eine, sagen wir einmal, Heilige der Guanchen, also der Ureinwohner beglückwünscht. Aber was haben die zwei jungen Damen denn gemeinsam?

Die Jungfrau Maria ist ja wohl jedem Katholiken ein Begriff, oder? Und Chaxíraxí ist der Name einer Göttin der Guanchen. Sie war die Sonnengöttin der Ureinwohner und ihr Sohn wurde Chijoraji genannt. Im Laufe der Zeit, zwischen den Jahren 1392 und 1401, wurden aus zwei verehrten Frauen der Einfachheit eine Heilige und das ist heute eben la Virgen de Candelaria.

Die Schwarze Madonna oder Virgen de Candelaria hat ihren Wohnsitz in der Basilika von Candelaria. Ganz in der Nähe der Höhle, wo sie zum ersten Mal zu sehen gewesen sein soll.

Schon zu Zeiten der Guanchen ist die Muttergottesfigur mit dem Kind auf dem Arm aufgetaucht und hat für Furore gesorgt. Obwohl sie der hölzernen Schönen erst mit großer Skepsis näher traten, nahmen die Guanchen die Statue in ihren Kult auf. Sie bekam den Namen Chaxiraxi und wurde als eine Art Urmutter, die die Welt erhält, verehrt. Wie alle Götter wurden auch ihr viele Wunder zugeschrieben, aber im Moment fällt mir kein Beispiel ein. Von den Spaniern wurde sie kurzerhand in die Jungfrau Candelaria verwandelt, für heilig erklärt  und in eine Höhle an der Küste gebracht.

Bei einem heftigen Unwetter im Jahr 1826, so heißt es, brachen jedoch große Wellen in die Höhle und rissen die Figur mit aufs offene Meer. So wie sie aus den Fluten auf die Insel gekommen ist, ist sie also wieder verschwunden. Viele Geschichtsforscher sind sich ja sehr sicher, dass die erste Marienfigur von einem spanischen Schiff stammte, das bei dem Unwetter vor der Küste unterging. Aber egal woher die geheimnisvolle Figur  kam, nun war sie weg und kehrte nie wieder zurück.

Nach erfolgloser Suche wurde entschieden, die verlorene Jungfrau durch eine neue Statue zu ersetzen. Die Wahl fiel nach langen Beratungen auf den Bildhauer Fernando Estévez aus Orotava. Und so steht in der Basilika von Candelaria seit 1930 eine Kopie der originalen Jungfrau ober dem Altar.

Das klingt zwar gar nicht nach dem Ende eines schönen Märchens, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert und das Schauspiel soll sich ja wirklich so abgespielt haben. Wenn ihr die ganze Geschichte darüber lesen wollt, klickt einfach auf die Links.

•*¨*•❥ die schwarze Jungfrau und die Guanchen
•*¨*•❥ Dia de la Candelaria

In Nordamerika wird übrigens ein ganz anderer Brauch gefeiert. Dort ist der 2. Februar der Groundhog Day, der Murmeltiertag. Der Mythos geht auf deutsche Siedler in den USA zurück. Nach einer Bauernregel sollte man zu Mariä Lichtmess Tiere beobachten, um nach ihrem Verhalten auf das künftige Wetter zu schließen. Bei den Kelten war es der Bär und bei den Deutschen der Dachs. In ihrer neuen Heimat fanden sie keinen Dachs und so musste eben ein anderer Winterschläfer herhalten – das Murmeltier!

Und so heißt es heute: „Erwacht zu Mariä Lichtmess ein Murmeltier aus seinem Winterschlaf, sieht seinen Schatten und zieht sich erschrocken zurück, bleibt es winterlich. Ist kein Schatten sichtbar, kommt der Frühling.“ Für diese Vorhersage muss das Murmeltier „Phil“ in Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania herhalten. Seit mehr als 100 Jahren zieht dort der amtierende Präsident des Murmeltiervereins einen der Nager bei Sonnenaufgang aus seinem Bau. Dort spielt angeblich auch der bekannte Film „Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Den kenne ich zwar nicht, aber das schlaue weltweite Netz hat es mir verraten…

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Weihnachtliches Orotava

Mittlerweile haben schon vier Kerzen am Adventkranz gebrannt und Weihnachten steht sozusagen wirklich fast vor der Tür.    Weihnachten rückt immer näher und viele Menschen klagen sagen, dass sie noch immer keine weihnachtliche Stimmung haben. Ja woher soll sie denn kommen? Soll Petrus stimmungsvoll ein paar weiße Flocken auf die Erde segeln lassen? Welcher Engel ist denn zuständig für innerlichen Frieden? Welcher Heilige soll denn den Alltagsmist wegschaufeln? Ich bin ja kein Fachmann, aber eines weiß ich mit Sicherheit – Weihnachten spielt sich im Kopf – aber vor allem im Herzen – ab.  Das Umfeld muss sich jeder Mensch selbst schaffen. Geschmäcker und Bedürfnisse sind ja zum Glück verschieden. Weihnachten kann so schön – aber auch so anstrengend sein. Und eines könnt ihr mir glauben – mit Schneeflocken hat eine romantische Weihnachtsstimmung wirklich gar nichts zu tun! 

Grüne oder weiße Weihnachten, Weihnachten oder keine Weihnachten? Ich habe das Gefühl, dass über kein Fest des Jahres soviel gemosert, gejammert, gemeckert und kritisiert wird, wie über dieses.  stern5 Warum eigentlich, por qué? Plötzlich dreht sich die ganze Welt um Einkaufsstress und Zwang, um schenken oder nicht schenken, Warenumtausch und Familienunglück. Alle wünschen sich jetzt schon Frohe Weihnachten und – der Einfachheit halber – auch gleich einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Wer jetzt hier auf der Insel ist sollte sich auf alle Fälle etwas Zeit für wenigstens einen Spaziergang durch eine der schön geschmückten Innenstädte machen. Egal ob bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, in der Abenddämmerung oder bei Nacht. Über fehlende Weihnachtsstimmung kann sich hier niemand beklagen. So stimmungsvoll, wie hier jedes Städtchen geschmückt wird – davon können viele Menschen in Österreich nur träumen. Fast in jedem Ort werden märchenhafte Krippen aufgebaut und am Abend schweben leuchtende Lichtersterne und Girlanden über den Strassen oder verzieren die Laternen. Glaubt mir, es tut einfach gut. Soll ich es euch zeigen? Gerne, ich nehme euch auf einen Rundgang durch La Orotava mit…

Etwas Besonderes ist die Krippe vor dem Rathaus von La Orotava. Rund um dem Platz vor dem Rathaus verteilen sich über zweihundert lebensgroße Figuren in liebevoll aufgebauten Szenen und immer sehen die Marktszenen ein bisschen anders aus. Wir sehen uns diese Krippe eigentlich jedes Jahr immer wieder gerne an. Sie ist ganz still und leise zu einem festen Bestandteil für unsere Weihnachtszeit geworden.

An einem Marktstand versucht der Händler seine Töpferwaren unters Volk zu bringen, bunte Stoffe und Kleider warten auf Käufer und der Imker verkauft seinen Honig frisch aus dem Bienenstock. Zimmerleute arbeiten mit Holz, ein Weinhändler bietet Wein an, es gibt Marktstände mit Teppichen, Schmuck, Obst und Gemüse. Handwerker und Händler, Korbflechter und Hirten ergänzen das lebendige Treiben rund um den Stall von Bethlehem.

Maria und Josef warten neben einer noch leeren Krippe aus Stroh auf Weihnachten, denn Jesus wird erst am 24. Dezember auf seinen Platz gelegt. Ochs und Esel dürfen natürlich auch nicht fehlen und die Heiligen Drei Könige haben sich auch schon auf die Reise gemacht. Am Abend des 5. Jänner werden die Figuren übrigens durch richtige Menschen ersetzt und wenn die Drei Könige in die Stadt ziehen um ihre Geschenke zu verteilen, werden sie vor dem Rathaus von einer mit Menschen bevölkerten Krippe erwartet. stern5 Am nächsten Tag ist der Weihnachtszauber dann vorbei und alle Kinder müssen wieder ein Jahr auf das nächste Wintermärchen warten.

Besonders schön geschmückt ist auch der Platz, auf dem der Kiosk der Stadt steht, la Plaza de la Constitución. Dieses Jahr wurden sogar ein paar weihnachtlich geschmückte Holzhütten am Rand des Platzes aufgebaut. Ein Christkindlmarkt ist zwar was anderes, aber irgendwie erinnern mich die kleinen Hütten doch ein bisschen daran. Naja, das Christkind hat hier auf der Insel auch nichts zu tun, dafür sind die drei Männer auf den Kamelen zuständig. Obwohl – Santa Claus hat sich in den letzten zehn Jahren auch irgendwie eingeschlichen. Für die Geschenke dürfte er nicht zuständig sein, denn an vielen Ecken stehen jetzt die Postkästen für Caspar, Melchior und Balthasar. So wie hier, vor dem Tor der Iglesia de San Agustin.

Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum da Leute anstehen? Wir haben es erst auch nicht gewusst, aber ein freundlicher Türsteher hat es uns verraten. In einem der Räume im Innenhof ist eine wunderbare Krippenlandschaft aufgebaut und ab fünf Uhr nachmittags kann man sie besichtigen.

Da der Raum fast vollständig mit der Krippe ausgefüllt ist, dürfen immer nur zwanzig Menschen in den Saal. Deshalb kommt es hie und da zu einem kleinen Stau vor dem Tor. Aber für diese Krippe lohnt es sich zu warten. Ich glaube, ich habe noch nie so eine schöne Weihnachtskrippe gesehen.

Wunderschöne Figuren, liebevoll aufgebaute Szenen aus dem täglichen Leben im Dorf ergänzen das Bild um das Heilige Paar mit dem Jesuskind in der Krippe. Diese dreidimensionalen Bilder nennt man in Spanien übrigens Belén, Bethlehem. Es ist eine Mischung aus Weihnachtsmärchen und einer Landschaft für Modelleisenbahnen – natürlich ohne Lokomotive und Wagons.  Die gibt es auf der Insel nicht. 

Männer färben weiße Stoffe in verschiedenen Farbbecken bunt, Steinmetze arbeiten an riesigen Statuen, der Schmied beschlägt ein Pferd, auf Feldern wird gepflügt und gearbeitet, Mehl wird gemahlen, Brot gebacken und die Heiligen Drei Königen, los Reyes Magos, sind auf den Weg zur Krippe. Ihre Kamele sind hoch beladen doch sie haben noch ein langes Stück ihrer Reise vor sich.

Mittlerweile ist es draußen dunkel geworden und wir wollen noch einmal Mal zur Krippe vor dem Rathaus gehen. Die Bäume im Park sind hell erleuchtet, der Kiosk in der Mitte des Platzes ist wunderschön geschmückt und die Heilige Familie im Obergeschoss steht in der Dunkelheit unter einem romantischen Sternenhimmel.

Ich weiß, einige werden jetzt den Kopf schütteln und feststellen, dass Weihnachtsbeleuchtung eine Verschwendung sei. Wir müssen ja alle solidarisch sein und Energie sparen. Ich bin anderer Meinung, denn ich bin mir sicher, dass wir damit nicht die Welt retten. Licht in dunklen Zeiten ist wichtig für jeden Menschen, es tut der Seele gut und kostet im Vergleich mit vielen anderen Dingen nicht viel. Der Natur würde es viel besser gehen, wenn man Containerschiffe die mit dreckigem Schweröl billige Schnäppchen von A nach B befördern, Politiker und Geschäftsleute die überall mit dem Flugzeug, wenn nicht sogar mit ihren Privatjets, durch die Gegend fliegen, abschaffen würde. Alle wollen das Klima retten aber niemand will auf das allerneueste Handy, den noch größeren Fernseher oder billige Klamotten verzichten. Schneekanonen brauchen nicht nur viel Energie sondern machen gratis auch noch die Böden kaputt und ob Frackinggas, das mit Schiffen, die Unmengen an Schweröl verbrauchen und über die Weltmeere schippern, transportiert wird „grün“ ist bezweifle ich. Egal, das ist auch kein Thema für Weihnachten.

Mit einem letzten Blick auf die Weihnachtslandschaft vor dem Rathaus von La Orotava machen wir uns auf den Heimweg. Für uns war es ein schöner Nachmittag und ich denke mir, euch hat der Ausflug auch gefallen, oder? Bei uns auf der Insel dauert die Weihnachtszeit ja bis zum 6 Jänner, ich werde euch deshalb sicher noch ein paar Mal in weihnachtlich geschmückte Städte mitnehmen. Bis dahin wünsche ich euch noch ein paar schöne Tage bis zum Fest!

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Los Silos und die Märchenwelt

Vorweihnachtszeit ist für mich Märchenzeit. Am Abend wird es auch bei uns auf der Insel nun früher dunkel, die Tage werden kürzer und irgendwie, wenn auch anders als im Alpenland, weihnachtet es auch am südlichsten Punkt von Europa. Wir sind mitten in der Adventszeit und eigentlich dreht sich bei mir seit ein paar Wochen zur Zeit alles um Engel, Glas und Weihnachtsgeschichten. Eine eigenartige Kombination? Nein, nicht wirklich, denn, aus unserem Glasstudio kommend, verlassen seit einigen Wochen, viele kleine und große Engel die Insel.

In Wahrheit sind es ja Schutzengel, aber da in den weihnachtlichen Werkstätten momentan ebenfalls ein gravierender Fachkräftemangel herrscht, helfen sie bis zum Fest den Weihnachtsengeln ein wenig aus. Falls unter euch also jemand ebenfalls Hilfe brauchen kann – einfach bei mir melden. Eine kurze Nachricht genügt.

So, jetzt wisst ihr auch warum meine Lebenszeichen im Blog in letzter Zeit eher selten geworden sind. Aber das wird sich wieder ändern – versprochen! Geschichten aus der Werkstatt sind für euch eher nicht besonders interessant und wer nichts unternimmt, kann auch nichts erzählen. Das ist einfach eine Tatsache, egal ob einem das gefällt oder nicht. Im stillen Kämmerlein erlebt man die Abenteuer höchstens im Kopf. Also – Engel hin oder her, vor ein paar Tagen haben wir uns eine Auszeit genommen und sind in eine andere Welt eingetaucht.

Nur ein paar Kilometer von Icod de los Vinos entfernt verwandelt sich seit vielen Jahren ein sonst eher unscheinbarer Ort in eine Märchenwelt. Die kleine Gemeinde der Isla Baja, ist seit vielen Jahren zu einem internationalen Bezugspunkt für Liebhaber von Geschichten und mündlichen Überlieferungen geworden. Das Festival begann 1996, findet seitdem jedes Jahr im Dezember statt – und verwandelt Los Silos in eine Stadt der Träume und Geschichten. Ach ja, zur Erklärung, nicht dass jemand glaubt die Isla Baja sei eine neue Insel der Kanaren. Als Isla Baja bezeichnet man den Nordwesten Teneriffas und damit die Gemeinden Buenavista del Norte, Garachico, Los Silos und El Tanque.

„Böse Zungen behaupten, dass große blaue Augen Tag und Nacht über die Menschen in Los Silos wachen. Als ich das Gerücht hörte, beschloss ich zunächst, ihm nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken, denn in dieser rätselhaften Gemeinde Teneriffas wird gewöhnlich alles auf phantastische, literarische und daher ein wenig beängstigende Weise interpretiert. Daher hielt ich es für sehr wahrscheinlich, dass die „wachsamen blauen Augen“ eine Metapher sind, die von dem Minnesänger Diego Pun oder vielleicht von einem der Erzähler beschrieben wurde? Wer weiß…

Im Laufe der Tage entdeckte ich ein Foto, das bestätigte, dass die Gerüchte stimmten. Es war so real wie die Sonne, eine Gabel, eine Schnecke oder ein kalter Luftzug… diese riesigen Augen, blau wie das Meer, schienen den Horizont abzutasten, auf der Suche nach etwas, das irgendwo in Los Silos verloren ging.

Manchmal bewahrheiten sich Gerüchte, auch wenn sie noch so verrückt und unwirklich klingen, und lassen selbst die größten Ungläubigen sprachlos zurück. Seien Sie also während des Festivals vorsichtig, denn es ist wahrscheinlich, dass Sie mehr als ein unwahrscheinliches, unerklärliches oder magisches Ereignis überraschen wird!“

Luigi Stinga und die Kulissen des Int. Festivals der Geschichten von Los Silos

Einmal im Jahr findet in Los Silos ein ganz besonderes Fest statt, el Festival del Cuento. Das mag vielleicht nach einer Veranstaltung für Kinder klingen, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Drei Wochen lang lesen kleine und große Kinder, Eltern und Autoren gemeinsam Geschichten und Bücher, es wird Puppentheater gespielt, Theater aufgeführt und noch vieles mehr. Jedes Jahr wird dafür ein anderes Thema gewählt. Ich kann mich noch an die Themen Luft, Wasser, Magie und Lachen erinnern. Für die 27. Ausgabe hat man sich auf für das Thema Migranten entschieden. Ein gutes Thema, denn Migration ist älter als die Zivilisation und es betrifft nicht nur Menschen die ihr Land verlassen sondern auch die Bevölkerung der Länder, in denen sich die Kulturen vermischen.

Beim Erkunden der engen Gassen öffnet sich vor euren Augen, Seite für Seite, ein Bilderbuch und dort und da entdeckt ihr dann seltsame Figuren, die auf geheimnisvolle Weise aus den Büchern gestiegen sind und neugierig auf ihre Geschichten machen. Das ist die Magie eines Festes, das Jung und Alt verzaubert und verbindet. Ich nehme euch jetzt einmal mit auf einen kleinen Spaziergang durch die Märchenwelt von Los Silos. Ich bin mir sicher, der Ausflug wird euch gefallen.

Die Gesellschaft verändert sich, die Menschen altern, die Gebäude bekommen Risse, aber das Bedürfnis nach Wärme und Verständnis bleibt gleich. Die vielen bunten und schillernden Gestalten werden in einigen Tagen wieder verschwinden. Sie leben dann wie immer in ihrer eigenen Welt, zwischen den Seiten und Zeilen der Märchen und Geschichten. Fein säuberlich aufgereiht im Bücherregal. Aber sie sind nicht tot – wir können sie jederzeit wieder zum Leben erwecken und sie in unsere Welt zurück holen. Wofür haben wir denn unsere Fantasie? Wir sollten sie nutzen…

Für die Veranstalter ist Fantasie ein grundlegender Bestandteil von Bildung und deshalb bevölkern im Herbst Magie und Fantasie die Straßen von Los Silos und auch die vielen Geschichtenerzähler, Schriftsteller, Illustratoren und andere Künstlern, tragen ihren Teil dazu bei. Bei diesem Festival verderben nicht viele Köche den Brei, im Gegenteil, sie machen ihn zu einer einzigartigen Spezialität.

„Lesen von Büchern kann uns darauf vorbereiten, das Leben besser zu lesen“. Ein Fest dieser Art ist etwas ganz Besonderes. Wenn es in jeder Gemeinde ein solches Fest gäbe, wäre es vielleicht einfacher, die Menschen in eine dauerhafte Bereitschaft einzubeziehen, vor anderen zu stehen. Ich sage das, weil dies ein Festival ist, das nicht nur in geschlossenen Räumen stattfindet, das nicht auf der Bühne einer Universität oder Institution stattfindet. Es ist auf der Straße und von der Straße aus ist es möglich, Menschen zu treffen, Geschichten zu hören, sich mit anderen Weltbildern und anderen kulturellen Aspekten auseinanderzusetzen. Las diferencias que agregan y no las que separan. So können Unterschiede bereichern und trennen nicht.“

Eliana Yunes

Worte tarnen sich nur als unterschiedliche Stimmen, aber ihre Natur liegt auf den Straßen. Sie sind Luft und Wasser, Wind und Wellen.

„Reisende Worte erschließen uns die Welt und zeigen die andere Seite der Dinge. Mit ihnen entstehen Geschichten, Gedichte, Bräuche und vieles mehr.“

Worte und Sprachen sind wie fahrende Busse, die von unerwarteten Passanten bestiegen werden. Niemand fragt sich, woher ein Wort kommt, wenn er es findet, niemand weigert sich, es zu verwenden. Worte sind und waren immer Migranten, niemand konnte sie aufhalten. Worte, sind die einzigen, die ohne Visum migrieren auswandern. Worten sind es, die Träume verschenken oder den Geist öffnen, um die Welt zu verändern. Diejenigen, die die größten Geheimnisse bergen. Die, die alles sagen.

El Festival del Cuento ist eine Idee, die entstanden ist, um die Lust am Lesen, Hören von Geschichten und Kennenlernen von Schriftstellern und Literaten zu wecken. Das Hören von Geschichten wie früher ist eine Tatsache, die in Los Silos in den letzten Novembertagen und den ersten Dezembertagen eines jeden Jahres stattfindet. In diesen Tagen hörte Los Silos auf zu existieren, sodass die Stadt der Träume entstand, die Stadt LOS CUENTOS.

Fantasie kann alles! Warum sollte also ein Fisch kein Märchenschloss auf seinem Rücken tragen? Für unsere Augen sichtbar gemacht hat das Schloss El bosque de los cuentos, aus dem Wald der Geschichten, Lorenzo Méndez „Lencho“, ein lokaler Künstler aus Los Silos.

Für einen Spaziergang durch die märchenhaften Gassen ist es heuer bereits zu spät, das Märchenbuch steht wieder im Regal. Es ist Zeit für eine neue Geschichte, aber irgendwie sind wir ja schon mitten drinnen. Abends verwandeln in vielen Städten weiße, goldene und ab und zu auch bunte Lichter die dunklen Gassen und Plätze in wunderschöne Bilder. Langsam aber sicher beginnt die geheimnisvolle Zeit, in der die Heiligen Drei Könige wieder die Hauptrolle auf der Insel spielen werden. Auch wenn mittlerweile Santa Claus seine Spuren, oder besser gesagt seine roten Mützen, erfolgreich auf der Insel verteilt hat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

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Von Mesa del Mar nach El Pris

Ein Spaziergang an der Küste wäre schön. Möglichkeiten dafür gibt es auf Teneriffa ja wie Sand am Meer, aber wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wir entscheiden uns, wie immer, ganz spontan für den Küstenweg von Mesa del Mar nach El Pris, denn dann können wir um die Mittagszeit dort einen köstlichen Fisch verspeisen…

Auf der Zufahrt nach Mesa del Mar ist der Blick Richtung Teide atemberaubend schön und der Küstenstreifen selbst zeigt sich jedesmal märchenhaft und fast mystisch. El Pris und Mesa del Mar liegen ja ganz knapp nebeneinander, mit dem Auto ist es von einem Städtchen zum anderen trotzdem ein langer Weg. Logisch, einen geraden Weg gibt es nicht, man muss jedesmal nach oben auf die Hauptstraße und einige Meter weiter wieder eine kurvige Strasse nach unten fahren. Doch wozu hat der Mensch zwei Beine? Wenn man den Weg direkt an der Küste wählt und zu Fuß geht, ist man in einer guten Viertelstunde im Nachbardorf. Es ist nur ein paar Meter mehr als ein Kilometer und der Weg ist keine Wanderung sondern ein angenehmer Spazierweg an der Küste.

Mesa del Mar ist ein winziger Ort, gehört zu Tacoronte und wurde 1497 von Sebastian Machado aus Guimarães, einer kleinen Stadt im Norden Portugals, gegründet. Die ersten Siedler lebten in Berghöhlen an der steilen Küste, aber durch die Nähe zum Meer und den fruchtbaren Böden war für Mensch und Tier ausreichend Wasser und damit auch Nahrung zur Verfügung. Mesa del Mar war damals ein kleines Fischerdörfchen – heute kann man davon nichts mehr erkennen. Der Tourismus der 60er Jahre hat erfolgreich zugeschlagen.

Das Wahrzeichen Kennzeichen von Mesa del Mar ist sicher das riesige, blaue Hochhaus direkt an der Küste.Wenn man die steile Serpentinenstraße nach unten fährt, fällt der erste Blick gezwungener Maßen sofort auf ein zwölf Etagen hohes blaues Haus. Das ehemalige Hotel Mar y Sol stammt noch aus längst vergangenen Tagen, aus einer Zeit, als der Tourismus hier noch boomte. Viele Jahre war stand es in einem ziemlich verwahrlosten Zustand in der Gegend. Mittlerweile ist das Haus renoviert worden und die Hotelzimmern wurden in über zweihundert Wohnungen umgewandelt. Der Tourismus hat sich schon vor Jahren aus dem Staub gemacht und ist in den Süden und auch nach Puerto de la Cruz abgewandert.

Wenn man sein Leben nicht mehr im Griff hat, könnte es passieren, das man auf der Strasse landet, also auf der Strasse wohnt. In Mesa del Mar kann man allerdings auch unter der Strasse wohnen. Ihr glaubt das nicht? Ist aber eine Tatsache. Im Los Ficus ist ein Leben unter dem Asphalt möglich. Anfang der 60er Jahre haben sich drei Männer, Arcadio Pérez, sein Förderer Raymon Wilfart und der Architekt Carmelo Rodríguez, zusammengetan und ein waghalsiges Projekt gestartet. Mit dem Bau wollten sie mit einer scheinbar nicht machbaren Straße den Zugang von Fahrzeugen zu einem abgelegenen Gebiet ermöglichen. Sie haben es geschafft, das letzte Stück Straße und ein Wohnhaus, Los Ficus, auf engstem Raum unterzubringen.

„… sie trotzten der Natur und bauten eine unmögliche Straße durch die Klippe. Seine eigenen Brüder nannten die Operation verrückt, da diese Ländereien angesichts des steilen Abhangs und der Zusammensetzung des Landes keinen offensichtlichen Nutzen hatten.“ schrieb Luis E. Hernández Gutierrez in seinem Buch über die Geschichte Tacorontes.

Um eine Straße zu bauen, die nichts anderes als eine Zufahrtsrampe zum Parkplatz der Häuser ist, wurde also ein Gebäude mit sechzig Wohnungen gebaut. Eine merkwürdige Art von Schöner Wohnen, oder? Die Kombination Wohnhaus und Strasse statt Dach über dem Kopf würde mir nicht gefallen. Im oberen Stockwerk würde der Verkehr nicht vor der Tür an mir vorbei donnern, nein, der Bus würde direkt über meinem Kopf durch die Wohnung fahren. Zumindest gefühlt. Eindeutig keine gute geeignete Wohngegend für mich, denn dieses Gefühl kann auch der traumhafte Meeresblick nicht aufwiegen.

Trotz der Bausünden gibt es in diesem kleinen Ort auch schöne Flecken. Auf den ersten Blick sieht man sie zwar nicht, aber wenn man durch den Fußgängertunnel in der Felswand geht, kommt man zu einem tollen Strand mit dunklem Vulkansand. La Playa de la Arena, ist relativ breit und flach und liegt in einer weiten, geschützten Bucht. Außerhalb der Saison ist hier, im Gegensatz zu den Monaten im Sommer, nicht viel los, aber den Strand lassen wir dieses Mal sowieso links liegen.

Rechts vom Meerwasserschwimmbecken, direkt neben dem abgesperrten alten Freibad, beginnt der Weg entlang der Küste, der nach etwas mehr als einem Kilometer in El Pris endet.

In der letzten Kurve vor dem kleinen Ort, verstecken sich noch zwei ganz besondere Wohnungen direkt im Felsen. Wir beobachten die beiden Hausbauten schon seit einigen Jahren und ich muss sagen, schön langsam verwandeln sie sich fast in Luxuswohnungen. Sogar eine Fernsehantenne ist bereits vorhanden…

Die letzten paar Meter des Weges sehen auf den Fotos gefährlicher abenteuerlicher aus als sie es in der Realität sind. Der Weg ist zwar ab hier schmal und holprig, aber die Felswände wurden vor nicht langer Zeit mit festen Eisennetzen umfangen und sind damit ziemlich gut vor Steinschlag geschützt. Kurz nach einem Regen würde ich allerdings nicht unbedingt hier vorbei gehen. Man weiß ja nie – nicht immer kommt alles Gute von oben…

El Pris wird in vielen Reiseführern ganz gerne als idyllischer Fischerort, in dem die Zeit stehen geblieben ist, bezeichnet. „Ein unberührtes, einfaches Fischerdorf an der Nordküste von Teneriffa, an dem der Tourismus bislang spurlos vorüber gegangen ist. Es gibt ein Meerwasserschwimmbecken, zwei Fischrestaurants und einen idyllischen Spazierweg hinüber zum schwarzen Sandstrand von Mesa del Mar.“ So oder ähnlich wird der kleine Küstenort beschrieben.

Die so schön beschworene Idylle fürs Auge ist zwar nicht überall im Ort zu finden, aber dafür schlagen fast das ganze Jahr über die kräftigen Wellen des Atlantiks laut tosend und mit voller Wucht gegen die dicken Steinmauern an der Küste – und die Luft riecht nach Meer pur.

Die kleinen, bunten Fischerboote sind in El Pris nicht nur als romantische Dekoration in einer Blumeninsel vor einem Markt oder an einer Straßenkreuzung aufgestellt, sie sind überlebenswichtig für die tägliche Arbeit der Menschen. Hoffentlich gibt es die Fischer und den Fischreichtum an der Küste der Kanarischen Inseln noch viele, viele Jahre. Auch wenn die Küstenfischerei selbst absolut nichts mit Romantik, sondern mit knochenharter Arbeit zu tun hat.

Wer nach einer Ausfahrt aufs Meer keinen Fisch im Netz hat, verdient keinen einzigen Cent, die Arbeitszeit hat auch nicht viel mit einem acht Stundentag zu tun und vor allem im Winter sind der Wind, das Wetter und der Atlantik eine besondere Herausforderung für die Männer. Der Fischfang im Atlantik ist keine Arbeit für Jammerlappen und trotzdem sagen viele der alten Fischer, dass sie den schönsten Beruf der Welt hätten.

Leider mussten wir dieses Mal ohne das geplante Essen nach Mesa del Mar zurück gehen. Anscheinend haben die Besitzer des Fischlokals gewechselt und zur Zeit öffnet es erst um fünf Uhr am Nachmittag. Schade, aber so lange wollten wir dann doch nicht warten und so musste eine Pause mit einer Flasche Wasser auf der Mauer neben dem Schwimmbecken reichen. Schön war’s trotzdem!

•*¨*•❥  “Das interessanteste Geschöpf der Zoologie ist der Fisch. Er wächst noch, wenn er längst verspeist ist. Wenigstens in den Augen des Anglers.“ Diese Behauptung ist nicht von mir sondern von Ernest Hemingway

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¡Viva Santa Bárbara!

Nach zwei Jahren Pause ist es morgen soweit – auch in Santa Bárbara, einem Ortsteil von Icod de los Vinos, wird die Schutzheilige gebührend gefeiert und darf endlich wieder an die frische Luft. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen und Samstag ist einer der Höhepunkte dieses Festes.

Über die Fiestas Santa Bárbara habe ich im Laufe der Jahre bereits schon einige Beiträge geschrieben und auch unzählige Fotos veröffentlicht. Die Links dazu habe ich euch deshalb einmal kurz zusammen gefasst. Ihr könnt ja einmal durchklicken und falls ihr euch den Festzug selbst ansehen wollt, könntet ihr den Ausflug ja mit einem Besuch bei uns auf ARTlandya verbinden!  !Viva Santa Bárbara!!

Hier sind also alle Beiträge der Fiesta von Santa Bárbara – mit vielen Fotos…

Blumen, Früchte und Zucker für die Heilige Bárbara, so will es die Tradition. Es ist der Dank der Bauern für eine gute Ernte und gleichzeitig die Bitte um weiteren Schutz von Santa Bárbara, der Schutzheiligen des Ortsteils. Die Hauptdarsteller dieser Prozession sind nicht wie gewohnt aufgeputzte Festtagswägen mit starken Zugtieren sondern Bollos für die Frauen und Cestos für die Männer und – nicht zu vergessen – viele Trachten, Tänzer und Musikgruppen. Alt und Jung bunt gemischt.

Die Fiesta de Santa Bárbara ist vielleicht nicht so bekannt wie andere Romerías, doch sie ist für uns ein wunderschöner Höhepunkt des Jahres. Also dann, bis bald, in den nächsten Tagen kann ich euch dann neue und aktuelle Fotos zeigen.

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Voller Mond

Viele Menschen behaupten ja, dass sie bei Vollmond schlechter schlafen. Ob man den kugelrunden Vollmond wirklich dafür verantwortlich machen kann? Die Experten sagen nein, aber was wissen die denn schon? Ich bin mir nicht so sicher, ob ihre Erkenntnisse immer der Wahrheit entsprechen. Aber das ist in dem Fall nicht so wichtig. Ich habe auf jeden Fall herrlich geschlafen und die große Scheibe in der Früh gerade noch beim Verschwinden erwischt.

Einmal im Monat hat der Mond seinen großen Auftritt und wir sehen einen hell leuchtenden, großen, kugelrunden Vollmond am Himmel. Ich habe mich schlau gemacht und kann euch deshalb auch verraten, dass der Vollmond im August auch Ernte- oder Getreidemond genannt wird und als Draufgabe auch noch ein Supermond ist. Übrigens der letzte in diesem Jahr.

Der Mond umrundet ja seit Jahrmillionen unermüdlich unseren Planeten, aber da seine Flugroute nicht kreisförmig sondern in Form einer Ellipse verläuft, kommt er für einige Monate Zeit im Jahr näher an die Erde heran – und wir sehen den Vollmond besonders hell und groß. Solange er hoch oben am Himmel steht bemerken wir dieses Phänomen gar nicht, aber je näher er unserem Horizont kommt, desto größer erscheint er uns. Deshalb ist dieser Vollmond ein Supermond.

Im Film und in der Literatur spielt der Mond immer wieder mit. Zwar nicht als Hauptdarsteller, aber wenn es um die Beleuchtung von romantischen Liebesszenen oder Stimmungsmache für das Gruselige geht, taucht am Himmel garantiert der Vollmond auf. So begehrt Fotos mit blauen Himmel und Sonnenschein sind, in der Welt der Geschichten kann die Sonne höchstens mit einem mystischen Sonnenaufgang oder einem romantischen, rötlich angehauchten Verschwinden im Wasser in Szene setzen. Die nächtliche Laterne am Himmel stellt die funkelnden Sterne und sogar die Sonne in den Schatten.

Der Vollmond – la luna llena, der Supermond – la superluna. Die Sonne – el sol. Fällt euch etwas auf? Oder Lady Sunshine und Mister Moon? In der deutschen Sprache ist der Mond männlich und die Sonne weiblich. In vielen anderen Sprachen ist es anders herum. Wie diese Geschlechteraufteilung wohl zustande gekommen ist? Müsste man den Mond und die Sonnen dann gendern? Ich habe keine Ahnung, aber ich habe einige Legenden über die beiden Himmelswanderer gefunden.

der Supermond - la superluna

Fast alle Völker haben Legenden, die von Sonne und Mond erzählen. Entweder sind sie Bruder und Schwester, Mann und Frau, Rivalen oder Freunde. Etwas haben alle Geschichten gemeinsam. Sonne und Mond gehören zusammen, sie können ohne den oder die Andere nicht existieren. Ein Körnchen Wahrheit ist also in allen Legenden enthalten, denn ohne Sonne gäbe es keinen Mondschein.

Der Mond wurde verehrt und angebetet, er war zuständig für Enstehen und Vergehen, für Zerstörung und Wiedergeburt. Die Sonne wurde in fast allen Kulturen wie ein Gott verehrt, wahrscheinlich weil die Menschen immer schon ahnten, dass es ohne sie kein Leben auf der Erde geben würde.

„Die Sonne und der Mond waren zwei Liebende, deren Liebe keine Grenzen kannte, weil sie ihrem Wesen nach rein war. Ihre Liebe war so groß, dass sie absolut wundervoll und außergewöhnlich war.

Und so kam es, dass Aphrodite, die Göttin der Schönheit und der Liebe, eifersüchtig wurde und sich wünschte, sie könnte eine so große Liebe empfinden. So erschien Aphrodite in ihrer ganzen Schönheit vor der Sonne und zeigte ihre ultimative Verführungskraft, eine Macht, die keine Frau so gut beherrscht wie sie.

Doch zu Aphrodites Überraschung sagte die Sonne zu ihr: „Meine Herrin, ich weiß, dass du die schönste Frau bist, die es gibt, und dass deine Lieblichkeit größer ist als die aller weltlichen Wesen. Aber mein Herz gehört nur dem Mond, meiner geliebten Frau, denn sie ist für mich begehrenswerter als reines Gold. Der Mond ist für mich wie Honig, der aus der Honigwabe fließt.“

Als Aphrodite erkannte, dass sie die Sonne nicht verführen konnte, schäumte sie vor Wut und sorgte dafür, dass die beiden für immer getrennt wurden. Sie befahl der Sonne, nur tagsüber und dem Mond, nur nachts auszugehen, damit sie sich nie treffen und ihre Liebe erlöschen würde.

Doch diese Liebe nahm kein Ende, und eines schönen Tages griff Zeus ein. Er konnte Aphrodites Befehl zwar nicht rückgängig machen, aber etwas abmildern. Er sagte der Sonne, wenn er seine Geliebte sehen wolle, solle er sein Bestes geben, dann würde er den Rand des Gesichts seiner Geliebten sehen können.

Seitdem scheint an Tagen mit hohen Temperaturen die Sonne mit ihrer ganzen Intensität, und die Silhouette des Mondes ist am Horizont zu sehen, denn die Sonne möchte ihren geliebten Mond aus der Ferne betrachten. Selten aber doch an einigen Tagen darf die Sonne das Gesicht des Mondes streicheln. Wir nennen es Sonnenfinsternisse, aber die beiden Liebenden schaffen es von für einen kurzen Moment Zeit miteinander zu verbringen, ein Körper zu werden und ihre Liebe für immer aufrechtzuerhalten.

So endet die griechische Version der Legende von Sonne und Mond. Manche behaupten ja, dass der Mond manchmal so glücklich ist, wenn er sich der Sonne nähert, dass er lächelt. Ich glaube, ich muss den Mond öfter beobachten…

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Sand, Strand, Wellen…

Am vergangenen Montag war nach langer Zeit wieder einmal ein Tag am Strand fällig. Genau genommen eigentlich überfällig! Obwohl unser Hausstrand, Playa San Marcos, fast vor unserer Haustüre liegt, fehlt uns meistens die Zeit oder die Energie für einen Ausreißer ans Meer. Die Entfernung ist zwar ein bisschen symbolisch gemeint, aber wir hätten wirklich nur ein paar Minuten bis an die Küste. Mit dem Auto natürlich – aber wir sind auch schon auf Schusters Rappen dort hin marschiert. Nach einer Stunde Fussmarsch durch die Gassen der Stadt haben wir unsere Strandtücher am Strand ausgebreitet.

Playa San Marcos ist in Icod de los Vinos allerdings ein ganz spezielles Thema, sozusagen das Lieblingsthema des Bürgermeisters. Es wird schon jahrelang darüber geredet, wie und wann der ehemals schöne Sandstrand wieder ein Sand- und kein Steinstrand werden soll, doch wie so oft, wird aktuell eben nur geredet und nicht gehandelt. Wir fahren deshalb lieber ein paar Kilometer weiter und legen uns am Strand von Los Realejos, el Playa del Socorro in den Sand.

Von oben gesehen scheint der Strand ziemlich voll zu sein, aber das täuscht. Am rechten Rand haben sich hauptsächlich Familien mit Kindern einen Platz gesichert, denn zwischen den zwei gelben Flaggen ist der Strand sehr eben, flach und wunderbar zum Planschen geeignet. Für die Sicherheit ist ebenfalls gesorgt, denn zwei Männer der Guardia Vida werfen ein wachsames Auge auf die jede Bewegung am Strand.

Am anderen Ende des Strandes findet jeder ein fast einsames Plätzchen im warmen Sand. Sogar eine Ente hat diesen Strand für sich entdeckt und den Nachmittag mit einem erfrischendes Bad verbracht.

Kennt ihr jemanden, der das Meer überhaupt nicht mag? Mir fällt niemand ein. Klar, es gibt sicher Menschen, die sich im Wald oder auf dem Berg wohler fühlen. Ich gehe auch gerne in den Wald aber Wasser hat für mich eine ganz besondere Anziehungskraft. Egal ob es ein großer See, ein kleiner Teich, ein tosender Wasserfall, ein stiller Brunnen oder ein Bächlein ist. Plätscherndes Wasser oder das Rauschen der Wellen vermitteln mir Ruhe. Der Blick aufs Wasser tut der Seele einfach gut und so im geheimen glaube ich, dass vor allem das Meer magische Kräfte hat..

Playa del Socorro de Los Realejos

Am Strand auf und ab gehen, die ganze Zeit mit weichem Sand zwischen den Zehen, Wellen die regelmäßig an Land rollen und keine Mauer steht der Sicht in die Ferne im Weg.

Das Rauschen der Wellen, der Geschmack salziger Luft, das Gefühl von feinem Sand unter den Füßen – ein paar Stunden am Meer machen glücklich. Ich könnte stundenlang so an der Küste sitzen und dem Spiel der Wellen zuschauen. Schade, dass man diese Momente nicht festhalten kann.  

Es gibt nichts Schöneres als die Art und Weise, wie der Ozean sich weigert, mit dem Küssen der Küste aufzuhören, egal wie oft er weggeschickt wurde. Sarah Kay

Playa del Socorro de Los Realejos

Für alle, die lieber in der Landschaft herumkraxeln oder wandern hätte ich auch noch einen Tipp. Von hier aus könnt ihr euch einen – vielleicht geheimen – Wunsch erfüllen. Von Null auf fast viertausend Meter. Klingt absurd, ist aber möglich. Vom diesem Strand aus führt ein direkter Weg vom Meer bis zum Himmel! Wer möchte, kann an einem einzigen Tag vom Meeresufer ausgehend den Gipfel des Teide stürmen. Es un camino difícil que sube al techo de España de una sola vez. Ich gehe davon aus, dass es ein harter Weg ist, aber Geschmäcker und Ohrfeigen sind ja verschieden.  Für mich wäre das nix, aber wer sich dafür interessiert findet die Unterlagen für die Wanderung unter PR-TF 41 Playa de El Socorro – Pico del Teide ganz leicht im Internet.

Ach ja, damit ich nicht drauf vergesse – La Playa del Socorro liegt zwischen Los Realejos und San Juan de la Rambla, nicht zu verwechseln mit einem Strand auf der anderen Seite der Insel. La Playa de Chimisay wird ebenfalls oft Playa del Socorro genannt, aber dieser Strand gehört zum Gemeindegebiet von Güímar und hat eine wichtige historische und kulturelle Bedeutung als Ort, wo die Guanchen, Jahre vor der Eroberung durch die Spanier, die berühmte Jungfrau von Candelaria fanden.

Das Foto hätte ich jetzt ganz vergessen. Damit ihr mit eigenen Augen sehen könnt, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann… es ist genügend Platz für alle – auch wenn die Parkplätze so gut wie alle besetzt sind.

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Fiesta de Julio

Einen Nachmittag im Jahr steht Puerto de la Cruz  Jahr Kopf. Die ganze Stadt feiert die Heiligen, die für die Fischer zuständig sind – und natürlich auch sich selbst. La Embarcación de la Virgen del Carmen y San Telmo. Aus diesem Grund ist dieser besondere Tag in Puerto de la Cruz auch ein Feiertag. Dann heißt es ¡Viva la Fiesta de Julio! Unter diesem Link könnt ihr auch die Geschichte und den Ablauf der Fiesta nachlesen.

Einen Hauch der Fiesta kann man schon tagelang davor rund um das Hafenviertel spüren, denn die Vorbereitungen für das Fest und vor allem für die Prozession sind aufwendig und fordern den Einsatz ganzer Familien. Es werden kunstvolle Gestecke aus frischen, bunten Blumen gesteckt und gebunden und die warten dann in den engen Türeingängen auf ihren Einsatz zu Ehren der Jungfrau. Kreuze und Balkone werden geschmückt und an den meisten Hausfassaden hängen bunte Fahnen. Am alten Hafen stehen Markthändler, die die passenden Utensilien für Jung und Alt verkaufen und ein Teil der Parkplätze ist den Stellplätzen für die kulinarische Versorgung zum Opfer gefallen.

Wir haben gestern einen Spaziergang durch die Stadt gemacht und haben die Heiligen in ihrer Kirche besucht. Sie waren bereits festlich geschmückt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen ein Mann und eine Frau. Es handelt sich dabei nicht um den Ehrentag eines Ehepaares sondern um zwei unabhängige Heilige. Die Jungfrau Maria und der Heilige Telmo sind zuständig für den Schutz der Fischer. 

Dieser Mann hat die Prozession bereits hinter sich. Er wird Señor del Gran Poder genannt, wie uns einer der Männer, die San Telmo mit Blumen geschmückt hat, verraten hat. Welche Aufgabe ihm zugeschrieben wird, kann ich euch leider nicht verraten. Ich weiß es nicht. Obwohl er so schön geschmückt worden ist, schaut er irgendwie ganz nachdenklich, fast traurig auf uns herab. Was er sich wohl denken mag?

Jetzt um die Zeit, also am späten Nachmittag werden die Jungfrau und San Telmo bereits Richtung Hafen getragen um anschließend eine kurze Reise übers Meer zu machen – bevor sie wieder für ein Jahr in den sicheren Heimathafen ihrer Kirche zurück kehren. In Puerto de la Cruz wird nach einer zweijährigen Pause wieder bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Viel Spass und – ¡Viva la Fiesta de Julio!

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