Garachico im Advent

In gut zehn Tagen ist Weihnachten oder, wie ich dieses Jahr oft gehört habe, der „wir schenken uns nichts mehr Tag“ Grüne oder weiße Weihnachten, Weihnachten oder keine Weihnachten? Ich habe das Gefühl, dass über kein Fest des Jahres soviel gemosert, gejammert, gemeckert und kritisiert wird, wie über dieses.   Aber warum ist das eigentlich so? Pero, ¿por qué?

Sogar auf der Insel des angeblich ewigen Frühlings träumen einige Hardliner von einem Advent, wie sie ihn von daheim kennen. Sie suchen Christkindlmärkte und vielleicht auch den Duft von Lebkuchen, Zimt und Glühwein. Die frostigen Temperaturen wohl eher nicht, sonst wären sie ja nicht hier auf der Insel. Dabei ist es relativ unwichtig, ob verschneite Buden und Glühwein oder lichtgeschmückte Straßen und Plätze die Kulisse sind, denn Weihnachten spielt sich im Kopf – aber vor allem im Herzen, tiene lugar en el corazón – ab. 

Navidad en Garachico

Das Umfeld für sein Wohlbefinden, für Geborgenheit oder Lebensfreude muss sich jeder Mensch selbst schaffen. Geschmäcker und Bedürfnisse sind ja zum Glück sehr verschieden.  Weihnachten kann wunderbar – aber auch anstrengend sein. Für einige Menschen leider auch traurig und einsam. Aber eines könnt ihr mir glauben – mit Schneeflocken hat eine romantische Weihnachtsstimmung, espíritu navideño, wirklich gar nichts zu tun! 

Wer jetzt hier auf der Insel ist, sollte sich auf alle Fälle etwas Zeit für mindestens einen Spaziergang durch eine der schön geschmückten Innenstädte machen. Egal ob bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, in der Abenddämmerung oder bei Nacht. Über fehlende Weihnachtsstimmung kann sich dann wirklich niemand beklagen.

So stimmungsvoll, wie hier fast jedes Städtchen geschmückt wird – davon können viele Menschen in Österreich nur träumen. Fast in jedem Ort werden märchenhafte Krippen aufgebaut und am Abend schweben leuchtende Lichtersterne und Girlanden über den Straßen oder verzieren die Laternen. Glaubt mir, es tut einfach gut. Soll ich es euch zeigen?

Glänzende Lichter in warmen Farben und vielen Formen schmücken die Straßen, Gebäude und Plätze. Ein besonderer Hingucker ist auch dieses Jahr wieder das Rathaus. Ich möchte wetten, dass es heuer kein Kind in der Stadt gibt, dass nicht vor dieser Kulisse fotografiert wird. Dabei sind im ganzen Ort noch so viele andere, schöne Motive verteilt.

Alle Fotos, die ihr hier seht, habe ich in unserem Nachbarstädtchen Garachico gemacht. Ich glaube, die Bilder sprechen für sich, oder? Vor dem Castillo San Miguel an der Hauptstraße sorgt ein funkelnder Stern, una estrella, für Aufsehen und ihr könnt euch vorstellen, dass man sehr geduldig sein muss, um ein Foto ohne Menschen oder störende Scheinwerferlichter machen zu können. Der goldene Stern ist als Fotomotiv natürlich sehr begehrt und da kann es schon zu einem kleinen Stau kommen. Man muss also ein bisschen Geduld, un poco de paciencia, mitbringen, aber das sollte an einem Abend im Advent eigentlich für niemanden ein Problem sein.

Die Lichter bringen Wärme und Freude in die dunkleren Tage des Jahres. Sie schaffen eine magische Atmosphäre, die funkelnde Beleuchtung verleiht der Umgebung den Hauch eines Wintermärchens. Nur ohne Frost, Eis und Schnee.

Mittlerweile ist es ganz dunkel geworden und wir spazieren noch einmal Mal zur Krippe auf der Plaza.   Die Bäume im Park sind hell erleuchtet, der Kiosk in der Mitte des Platzes ist wunderschön geschmückt. Die Krippenlandschaft, la Belén, ist zwar nicht so groß und aufwändig wie die Krippe, die in La Orotava jedes Jahr vor dem Rathaus aufgebaut ist, aber ich finde diese Figuren einfach traumhaft schön. Und es werden jedes Jahr ein paar mehr.

Mit einem letzten Blick auf die weihnachtlichen Gassen, las calles, von Garachico machen wir uns auf den Heimweg. Für uns war es ein schöner Abend und ich denke mir, euch hat der Ausflug auch gefallen, oder? Bei uns auf der Insel dauert die Weihnachtszeit, el tiempo de Navidad, ja bis zum sechsten Jänner, ich werde euch deshalb sicher noch ein paar Mal in weihnachtlich geschmückte Städte mitnehmen.  Bis dahin wünsche ich euch noch ein paar schöne Tage bis zum Fest!

Weihnachten fällt aus …
Denkt euch ich habe das Christkind gesehen,
es war beim Finanzamt zu betteln und flehn.
Denn das Finanzamt ist gerecht und teuer,
verlangt vom Christkind die Einkommensteuer.

Das Amt will noch wissen, ob es angehen kann,
dass das Christkind so viel verschenken kann.
Das Finanzamt hat so nicht kapiert,
wovon das Christkind dies finanziert.

Das Christkind rief: „Die Zwerge stellen die Geschenke her“,
da wollte das Finanzamt wissen, wo die Lohnsteuer wär.
Für den Wareneinkauf müsste es Quittungen geben,
und die Erlöse wären anzugeben.

„Ich verschenke das Spielzeug an Kinder“
wollte das Christkind sich wehren.
Dann wäre die Frage der Finanzierung zu klären.
Sollte das Christkind vielleicht Kapitalvermögen haben,
wäre dieses jetzt besser zu sagen.
„Meine Zwerge besorgen die Teile
und basteln die vielen Geschenke in Eile“

Das Finanzamt fragte wie verwandelt,
ob es sich um innergemeinschaftliche Erwerbe handelt.
Oder kämen die Gelder, das wäre ein besonderer Reiz,
von einem illegalen Spendenkonto aus der Schweiz?

„Ich bin doch das Christkind, ich brauche kein Geld,
Ich beschenke doch die Kinder in der ganzen Welt.
Aus allen Ländern kommen die Sachen,
mit denen wir die Kinder glücklich machen.“

Dieses wäre wohl nicht ganz geheuer,
denn da fehle ja die Einfuhrumsatzsteuer.
Das Finanzamt von diesen Sachen keine Ahnung,
meinte dies wäre ein Fall für die Steuerfahndung.

Mit diesen Sachen, welch ein Graus,
fällt Weihnachten dieses Jahr wohl aus.
Denn das Finanzamt sieht es so nicht ein,
und entzieht dem Christkind den Gewerbeschein.

Silke Herbst

Ein Gedanke zu “Garachico im Advent

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