Alles Gute zum Frauentag!

Im Internet, genauer gesagt in den sogenannten sozialen Medien, regnet es seit Stunden blumige Glückwünsche von allen Seiten! Männlein gratuliert Weiblein, Politiker ihren Wählerinnen, Kaufleute ihren Kundinnen und Frauen gratulieren gleich der ganzen Welt. Ich ein bisschen irritiert, habe ich irgendetwas versäumt?

Habe ich natürlich nicht, denn der Internationale Frauentag, el Día de la Mujer, wird ja auch im Radio und Fernsehen nicht vergessen. Die Frauen sind sozusagen heute Gesprächsthema Nummer eins und weil er unter dem Motto „Wir wollen Brot und Rosen“ steht, werden an diesem Tag rote Rosen an die Damenwelt verschenkt. Ich habe ja nichts gegen Glückwünsche, im Gegenteil, es freut sich wohl jeder Mensch über gute Wünsche und nette Gesten, aber irgendwie passt das nicht ganz zusammen. Was haben Glückwünsche mit der Bedeutung dieses Tages zu tun – einem Tag, der für Emanzipation und Gleichberechtigung steht? Es ist ja traurig genug, dass wir diesen Tag überhaupt noch immer dringend brauchen – und das im Jahr 2024.

Der Erste Weltkrieg hat die Rolle der Frau grundlegend verändert. Logisch, die Frauen mussten zu Hause die Stellung halten. Die Männer im Schützengraben und die Frauen an den Arbeitsplätzen der Männer. Nicht nur in der Kriegsindustrie, sondern auch zu Hause musste das schwache Geschlecht die sonst so starke Männerdomäne aufrecht erhalten. Als die Männer aus dem Krieg zurückkehrten, wurden die Rollen jedoch ganz schnell neu verteilt und das Ideal der Familienidylle war wieder gefragt. Für kurze Zeit wurden die zarten Frauen wieder an den Herd verbannt und durften nicht einmal ein eigenes Bankkonto haben. Soviel ich weiß, durften Frauen zwar außer Haus arbeiten, aber nur solange sie nicht das Wohl der Familie gefährdet haben. War das der Fall, konnte der Ehemann einfach den Arbeitsvertrag seiner Angetrauten kündigen.

Geschichten über diesen Tag gibt es viele, die möchte ich jetzt gar nicht aufzählen, denn im Jahr 1977 hat die UN-Generalversammlung den 8. März endgültig und hochoffiziell zum Internationalen Tag für die Rechte von Frauen ausgerufen. Ändern wird der Frauentag wohl auch im Jahr 2024 wieder nix. Warum auch? Dafür müsste man lediglich einige Gesetze ändern wollen – nicht mehr und nicht weniger. Alice Schwarzer wollte den Frauentag ja schon vor Jahren abschaffen. „Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“ forderte sie, der Frauentag sei „der reinste Hohn“, schrieb sie in ihrem Artikel und ich finde sie hat recht.

Im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf unserer schönen Mutter Erde leben wir Frauen in Europa im feministischen Paradies. Wir haben Gesetze die Frauen schützen sollen und wenn uns ein Mann seine Hand auf den Po klatscht oder uns gar süße Maus nennt, kann ihn jede Frau wegen böswilligen Sexismus anzeigen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Dieser Grundsatz ist in Österreich und vielen anderen Ländern sogar seit Jahren gesetzlich verankert, die Wirklichkeit sieht aber nach wie vor anders aus, denn Frauen verdienen für dieselbe Arbeit noch immer bis zu einem Viertel weniger als Männer! Daran ändert auch eine duftende Rose und ein paar nette Glückwünsche absolut nichts.

Jammern und in der Vergangenheit kramen bringt aber auch nichts. Es sollte einfach jeder für sich selbst entscheiden, auf sein Bauchgefühl hören und sein Leben so leben, wie es sich gut anfühlt. Egal, was andere denken oder sagen! So leben, wie es sich gut anfühlt. Gelingt vielleicht nicht immer und ist wahrscheinlich auch öfter nicht möglich, aber der Vorsatz kann nicht schaden.

Trotzdem allem wenn und aber, weil es so schön ist – alles Gute zum Frauentag!

… übrigens – Brot steht für Recht auf Arbeit, gerechte Entlohnung, gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen, menschgerechte Arbeitsbedingungen, berufliche Entfaltung und Fortentwicklung sowie eine eigenständige, soziale Sicherung für die Frau. Rosen stehen für die Möglichkeit mit Kindern zu leben und berufstätig zu sein, familiengerechte Arbeitszeiten, die Befriedigung kultureller Bedürfnisse, eine menschenwürdige Wohn- und Lebensumwelt. Die gleichberechtigte Teilhabe von Männern an Hausarbeit und Kindererziehung, humane Politikformen, Toleranz und Frieden.

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