Am Anfang war die Wand

Am Anfang war die Wand. Graue Wände oder bunte Bilder? Graffiti ist schon lange die Antwort auf graue Fassaden oder Mauern. In Europa war Graffiti vor vielen Jahren sozusagen eine bunte Revolution. Als die bunte Welle in den 80er Jahren von Amerika zu uns schwappte, überzogen Sprayer den Beton der Städte mit schönen oder weniger schönen, bunten Schriftzügen. Für manche waren sie Verbrecher, für andere Künstler. Aber davon will ich heute gar nicht erzählen. Die bunten Bildern die ich meine, gehören zwar auch in die Kategorie Streetart aber es ist eigentlich Fassadenmalerei.

Auf Teneriffa gibt es mittlerweile schon viel Orte, an denen man bunte, zum Teil auch wunderschöne Malereien auf Hauswänden, Mauern oder verfallenen Häusern finden kann und ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein neues Bild entdecke. Mein aktueller Favorit ist seit kurzem eindeutig ein Wandbild, das ich vor einigen Tagen in La Laguna gesehen habe.

Dieses Wandgemälde wurde im Rahmen des Projekts Festival Calle Malpei 2018 auf eine trostlose Hauswand an der Avenida Trinidad gemalt. Wenn Maler ihre Werke auf Hausmauern malen, steckt fast immer eine klare Botschaft zwischen den Zeilen, oder in diesen Fällen, Pinselstrichen oder Farbtropfen. Das Bild soll uns etwas sagen, eine Geschichte erzählen. Es macht also durchaus Sinn, genau hinzusehen und darüber nachzudenken. Die Szene auf diesem Haus ist eine Hommage an Pfleger und Menschen, die sich um Kranke und Alte kümmern.

El arte es efímero, como todo en esta vidaKunst ist vergänglich, wie alles in diesem Leben ist ein Statement von Matías Mata. Streetart oder Urbane Kunstwerke werden nicht für die Ewigkeit geschaffen, auch wenn ich mir öfter wünsche, dass die Malereien oder Skulpturen länger erhalten bleiben würden. In der Realität, im wirklichen Leben, werden diese Kunstwerke von Sonne, Wasser, Wind oder Feuer aufgelöst, zerstört und verschwinden wieder. Es ist wieder Platz und Raum für neue Botschaften. So ist es gewollt und so soll es sein.

Geschmäcker und Einstellungen sind bekanntlich verschieden und ich habe gelesen, dass diese Wandmalerei vor ein paar Monaten von einem großen Werbeplakat ersetzt werden sollte. Die genauen Umstände kenne ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass man mit Werbung an dieser Stelle Geld verdienen könnte. Warum also nicht auch hier? Zum Glück ist es dazu nicht gekommen…

Die Vorbilder für das alte Paar auf der Bank waren die Eltern von Martin Taño und er schrieb in einem FB Kommentar: „Das ist mein Vater Inocencio Taño Rodriguez und meine Mutter Gloria Garcia Castro, beide aus Garafia. Sie haben Matías vor Jahren kennen gelernt und er hat sie in diesem Wandbild verewigt. Mein Vater ist im Januar 2012 und meine Mutter im Mai 2018 gestorben, aber sie sind auf dem Bild genau so, wie sie fotografiert wurden. Ich wünsche mir, dass dieses Bild hier bleibt, damit ich sie immer besuchen kann.“ Ein schöneres Kompliment kann man für seine Arbeit wohl nicht bekommen, oder?

„Cuidar de nuestros ancianos, Pensionistas que construyeron el camino que caminamos y son abandonados por la sociedad.“ Sie kümmern sich um unsere älteren Menschen, Rentner, die die Straße gebaut haben, auf der wir gehen, und die von der Gesellschaft im Stich gelassen werden.

Sabotaje al Montaje ist der Künstlername, mit dem Matías Mata, ein international anerkannter, kanarischer Künstler, seit dreißig Jahren Wände und Fassaden auf der ganzen halben Welt besprüht bemalt. Er wurde auf Lanzarote geboren, hat aber auch einige Zeit auf Fuerteventura und Gran Canaria gelebt. In La Laguna studierte er Bildende Kunst und seitdem lebt er auf Teneriffa.

„Ich sehe die Gesellschaft als eine Montage, die hinterfragt werden muss, und meine Art, dies zu tun, ist Farbe. Ein Beispiel dafür ist La Laguna, wo ich eine Hommage an die Menschen, die sich um die älteren Menschen kümmern, gemacht habe. Das liegt mir am Herzen. Alle, die ich porträtiere, sind Menschen, die ich treffe, fotografiere und dann meine eigenen Geschichten dazu erfinde. Ich sehe die Konzepte der Stadt und interpretiere sie. Diese alltäglichen Dinge sind Teil meiner Arbeit.“

„Hoy me llego desde Italia de La Editorial Il Pensiero Scientifico Editore el libro donde Los cuidadores de personas es portada, de Eleonora Belloni, Alzheirmer Badanti, caregiver e altre creature leggendarie. Muchas gracias“ Gemälde auf Fassaden werden nicht für die Ewigkeit gemacht, doch dieses Bild von Matías Mata, oder korrekt von Sabotaje al montaje, bleibt auf alle Fälle länger erhalten, denn es wurde von einer Autorin als Titelbild für ihr Buch ausgewählt.

Heute läuft mir leider die Zeit davon, aber über Teneriffa und die Straßenkunst kann ich noch viel erzählen. Bleibt also neugierig…

2 Gedanken zu “Am Anfang war die Wand

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