Hat sich jemand von euch frisch verliebt? Unsere Margeriten blühen in allen Farben. Weiß, in hellrosa, pink und gelb. Dem Blütenorakel steht also nichts im Wege. Blüten dafür stehen in Unmengen zur Verfügung.Es bleibt nur mehr eine klitzekleine Frage offen. Welche Farbe ist dafür besser geeignet? Rosa oder weiß?
Zugegeben, normaler Weise nimmt man dafür Gänseblümchen und zupft ein Blütenblättchen nach dem anderen ab. Aber mit Gänseblümchen kann ich leider nicht dienen. Ich habe auf der Insel noch keines entdecken können. Entweder sie haben sich vor mir versteckt – oder es gibt keine?! Aber es müssen ja nicht immer Gänseblümchen sein, um herauszufinden, ob es mit der Liebe klappt oder nicht. Ganz abgesehen davon, dass es noch unzählige andere Blumenorakel gibt.
Wer wissen will, ob zwei bald heiraten werden, braucht nur zwei Blätter von einem Buchsbaum. Auf eine heiße Herdplatte legen und abwarten. Je nachdem, ob sie sich durch die Hitze zusammen ziehen oder auseinander rollen, hat man eine klare Antwort bekommen. Wir heiraten bald oder wir heiraten gar nicht! Ende der Debatte.
Das Blumenorakel hat auch der Dichterfürst Goethe in eines seiner Werke eingebaut. Wer von euch hat in seinen Jugendjahren nicht das Monsterwerk Faust auf und ab lesen dürfen? Genau in diesem Werk befragt das Gretchen das Orakel der Blumen, „Ja, mein Kind! Lass dieses Blumenwort Dir Götter-Ausspruch sein. Er liebt dich!“ war die Antwort auf ihre Frage. Moral aus der Geschicht‘? Glaub‘ einem Orakel nicht! Die Geschichte des armen Gretchens ist ja bekannter Weise nicht gar so gut ausgegangen.
Trotz allem, a pesar de todo – Blumen sagen immer mehr als tausend Worte. Aber aufgepasst, es muss schon das richtige Grünzeug sein! Bei einigen Blumen sollte man daher Vorsicht walten lassen. Denn Blumen können verschiedene Sprachen sprechen und nicht alle sind nett.
Die Sprache der Blumen hat eine lange Tradition. In früheren Zeiten hat vor allem der weibliche Teil der Gesellschaft mit Hilfe der Blumen ohne Worte seine Gefühle zeigen können. Die feinen Damen der Gesellschaft mussten ja sehr zurückhaltend und vornehm sein und so ließ der Kavalier einfach Blumen sprechen, es entstand eine richtige Blumensprache. Nur aus diesem Grund haben viele Pflanzen und Blumen eine eigene, seit alter Zeit überlieferte Bedeutung. Einige Übersetzungen habe ich gefunden, vielleicht kann sie ja jemand bei passender Gelegenheit anwenden.
Die Chrysantheme, el crisantemo – egal ob im Strauß oder Knopfloch – bedeutet: „Ich bin noch frei und interessiert.“
Salbeiblüten, la flor de salvia, signalisieren: „Ich denke an dich.“
Die Geranie, el geranio, sagt durch die Blüte, dass man sich wieder an einem bestimmten Ort treffen will.
Ein paar Lavendelzweige, la lavanda, stärken das Selbstbewusstsein: „Das werden wir schon schaffen, das wird schon klappen.“
Die Brennnessel, la ortiga, sagt laut und deutlich: „Ich habe dich durchschaut, du kannst mir nichts vormachen.“ und die Aster, la áster, flüstert leise: „Ich glaube nicht, dass du wirklich treu sein kannst.“
Auch die stachelige Distel, la cardo, ist eindeutig „Die Sache ist mir viel zu gefährlich, mit dir will ich lieber nichts zu tun haben.“
Das endgültige Aus einer erhofften Liebe verkünden allerdings die leuchtend bunten Blüten der Dahlie, la dalia: „Ich bin schon vergeben. Dreh dich rum und gehe am besten.“ Brennnessel, Aster, Distel oder Dahlie bringen also keine erfreulichen Nachrichten. Die Blumensprache hat in diesen Fällen eher einen bitteren Beigeschmack.