Die Drachenfrucht – La Pitahaya

Die gefährlichen, feuerspeienden Drachen sind nicht nur ein Thema von vielen alten Legenden und Mythen, sie sind sozusagen hier auf der Insel zu Hause. Wer auf Teneriffa mit offenen Augen durch die Gegend spaziert findet sie fast überall, Drachen aller Arten…

Das mit den Drachen ist so eine Sache, denn auf Teneriffa oder besser gesagt auf allen Kanarischen Inseln wachsen nicht nur Drachenbäume in den Himmel, hier huschen auch kleine und größere Drachen durch die Landschaft. Das könnte ich jetzt hier einfach so stehen lassen, denn diese Aussagen findet ihr in jedem Reiseführer und darin wird wohl die Wahrheit stehen, oder?

In der Realität sieht es ein kleines bisschen anders aus, denn die Drachenbäume sind keine Bäume und bei den Drachen aus dem Tierreich handelt es sich nicht um Feuer speiende Ungeheuer, sondern um eine ungefährliche Art von Eidechsen, los lagartos, genau gesagt, um Gallotia galloti, die Kanareneidechse. Für das Feuer, das zur Zeit auf der Nachbarinsel La Palma wütet können sie also auf keinen Fall zur Verantwortung gezogen werden. Diese, im Grunde genommen harmlosen aber sehr gefräßigen Eidechsen sind auf den Kanarischen Inseln endemisch und haben im Vergleich zur Echten Eidechse einen relativ breiten Schädel und ein etwas anderes Schuppenkleid.

Dann wäre da noch der Drachenbaum, el Dracaena Draco. Eine der Legenden erzählt, dass Drachen nach ihrem Tod zu Drachenbäumen werden, also muss es auf der Insel eigentlichen irgendwann einmal wirklich richtige Drachen gegeben haben, oder? Die Eidechsen können damit ja nicht gemeint sein, auch wenn es in früheren Zeiten sehr viel größere Arten davon gegeben hat. Auf den Kanarischen Inseln wachsen tatsächlich sehr viele beeindruckende Drachenbäume, aber davon möchte ich euch heute gar nicht erzählen und wenn ihr mehr darüber lesen wollt, findet ihr am Ende meiner Geschichte den Link dazu.

Kennt ihr die Drachenfrucht, la Pitahaya? Vielleicht habt ihr sie ja schon einmal gesehen, sie ist ziemlich auffällig, da sie eine Farbe hat, die mich an einen Kaugummi in meiner Jugend erinnert. Zuckersüß mit einem ganz eigenen Geschmack und fast giftig pinkfarben – mit Bazooka konnte man die größten und tollsten Blasen machen. Aber jetzt bin ich schon wieder vom Thema weg, denn heute geht es noch nicht um die Früchte sondern erst einmal um die Blüten aus der diese Früchte entstehen.

Die Blüte der Pitahaya zählt zu den schönsten Blüten der Welt. Sobald es dunkel ist, öffnen sich die Blüten und verströmen einen Duft, der mich ein bisschen an Jasmin erinnert. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wenn sich die vorher grünen Knospen innerhalb von kurzer Zeit in eine wunderschöne Blüte verwandelt.

Diese Kaktusblüten sollen die größten Blüten aller Kakteen sein und ich glaube, das könnte stimmen, denn sie haben einen Durchmesser von ungefähr 25 Zentimetern. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Aber es ist eine sehr vergängliche Schönheit, denn die Blüte öffnet sich nur für eine Nacht. Am nächsten Vormittag sind sie zwar auch noch sehr schön, aber spätestens in den frühen Abendstunden fallen sie komplett zusammen und hängen nur mehr traurig auf den Boden. Der Zauber der Nacht ist vorbei. Wahrscheinlich wird sie auch deshalb öfter Königin der Nacht genannt – obwohl sie keine ist! Aber das ist eine andere Geschichte.

Zum Glück blüht die Drachenfrucht nicht nur einmal im Jahr. Bei uns hier auf der Finca blühen sie zwischen Juli und September ungefähr in drei Schüben. Bei der ersten Blüte sind es meistens nur ein paar vereinzelte Exemplare doch beim zweiten Mal sind heuer in einer einzigen Nacht über zwanzig Blüten zur gleichen Zeit aufgeblüht und es stehen noch sehr viele in den Startlöchern, die in den nächsten Tag folgen werden.

„Ich hätte nie gedacht, dass die Welt der Früchte etwas so Wundervolles hervorbringen könnte wie die Drachenfrucht. Sein Fruchtfleisch hat die Farbe und das Aussehen von aufgerollten Rosenblättern und sein saftiges Fleisch schmeckt nach einem Kuss eines leidenschaftlichen Liebhabers. Nie zuvor hatte ich ein Stück rote Erde in meinen Händen gehalten “, sagte der französische Dichter André Breton, als er zum ersten Mal eine mexikanische Pitahaya probierte.

Wir selbst haben leider noch nie eine Frucht geerntet, aber vielleicht klappt es ja dieses Jahr? Damit sich aus der faszinierenden Blüte eine Frucht entwickeln kann, müsste, oder besser gesagt muss, die Bestäubung innerhalb ein paar Stunden stattfinden. Wenn die Blüte in der einzigen Nacht, in der sie offen bleibt, nicht bestäubt wird, trägt sie logischerweise auch keine Früchte. Deshalb sind in der natürlichen Umgebung hauptsächlich Fledermäuse für diese Arbeit zuständig – Bienen verbringen ihre Nächte ja im Bienenstock.

Klingt ganz logisch, aber in den Vormittagsstunden fliegen wirklich sehr viele Bienen in die Blüten und schwirren von einer Blüte zur anderen. Allerdings habe ich die Bienen immer nur zwischen den Staubgefäßen gesehen und dadurch, dass der Stempel ziemlich am Rand der Blüte liegt, nutzt uns die Arbeit der Bienen in dem Fall leider nichts. Wenn man Früchte haben will, ist also Handarbeit gefragt. Die Bienen sind, sie wie es aussieht, anscheinend ungeeignet und auf die Fledermäuse ist auch kein Verlass.

Selbst ist der Mann ist das Motto und so haben wir die Arbeit selbst in die Hand genommen. Georg hat mit einem Pinsel die Arbeit der Fledermäuse übernommen. Wir sind also bewaffnet mit einer Taschenlampe und einem Pinsel gegen Mitternacht losgegangen und haben die Befruchtung eigenhändig erledigt. Ob wir damit Erfolg haben, kann ich euch sicher bald sagen, denn wenn es nicht funktioniert hat, fallen die verwelkten Blüten in einigen Tagen von selbst auf den Boden. Dann war‘s wohl nix. Wenn es gut geht, entstehen aus den Blüten bald eiförmige Früchte in einer Farbe, die an Kaugummirosa erinnert, mit weicher und glatter Haut und vielen, grünen und harten Blättern auf ihrer Oberfläche. Aber das ist noch Zukunftsmusik!

Die Fotos in der Nacht sind leider nicht berühmt, aber besser habe ich es in der dunklen Nacht nicht hinbekommen. Die Geschichte über die Drachenfrucht ist aber noch lange nicht zu Ende – ihr dürft neugierig bleiben. Ich halte euch auf dem Laufenden, versprochen!

12 Gedanken zu “Die Drachenfrucht – La Pitahaya

  1. Pingback: Die exotische Drachenfrucht | Bambooblog Hamburg

    1. Es gibt noch viel mehr Arten der Drachen auf Teneriffa 🙂 Ob das auf anderen Inseln der Kanaren auch so ist? Du hast mich mit deinen Berichten noch einmal mehr neugierig auf Fuerteventura gemacht. Die Insel sehen wir uns – sobald das so halbwegs möglich ist – an! Liebe Grüße von Teneriffa

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    1. Drück uns die Daumen das es klappt! Die Pitaya gibt es, soviel ich weiß, nicht außerhalb von Mexiko. Ich bin gerade dabei, alle Infos zu verarbeiten 🙂

      Für dich liegt übrigens noch immer ein Reiseführer bereit … liebe Grüße über die Hügel!

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      1. Die Pitahaya ist ja vom Geschmack her ganz neutral. Aber es war eine mit dunkelrotem Fruchtfleisch. Kleingehackt und mit einem Teelöffel Cúrcuma unter den Rührteig gemischt ergibt das eine herrlich rote Farbe – ziemlich ungewöhnlich. Für die Süsse sorgen Bananen, dann braucht man auch ganz wenig Zucker.

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