Weihnachten im Jahr 2020

Hat schon jemand das Christkind, el niño Jesús, gesehen? Bei mir hat es sich heuer leider noch nicht gemeldet und so werde ich mich wohl selbst einmal an die Arbeit machen müssen. Schade, ich hätte Unterstützung ganz gut gebrauchen können, aber was nicht ist kann ja noch werden, oder?

Es ist ja noch nicht so spät und deshalb nehme ich euch noch einmal zu einem Spaziergang durch weihnachtlich geschmückte Straßen und Plätze in unserer Umgebung. Gerade in dieser Zeit, wenn es schon früh dunkel wird, sind die hell erleuchteten Orte Balsam für meine Seele, die Welt sieht gleich wieder ein bisschen fröhlicher aus. Habt ihr auch Lust dazu?

Die ersten Fotos habe ich in Garachico, einem kleinen aber wunderschönen Örtchen in unserer Nähe geschossen. In der kleinen Nachbargemeinde von Icod de los Vinos ist die Weihnachtsbeleuchtung jedes Jahr besonders schön und deshalb sind wir vor kurzem am Abend durch die geschmückten Gassen spaziert.

Ich glaube, wir sind ungefähr um sechs Uhr abends an der Mole angekommen und es ist noch nicht ganz dunkel gewesen, aber es hat nicht sehr lange gedauert und die ersten Lichter gingen an. Wenn ich mir die rote Kugel mit dem blauen Meer im Hintergrund ansehe sieht sie zwar schon recht nett aus, aber wenn es dann wirklich dunkel wird verstrahlt sie erst ihren richtigen Zauber.

Vor dem Castillo San Miguell an der Hauptstrasse sorgt ein rotes Herz für Aufsehen und ihr könnt euch vorstellen, dass man sehr geduldig sein muss, um ein Foto ohne Menschen machen zu können. Es ist als Fotomotiv natürlich sehr begehrt und da kann es schon zu einem kleinen Stau kommen, denn es werden kleine und große Kinder im Kinderwagen oder auf den eigenen Beinen, die Herzensallerliebste genauso wie der vierbeinige Liebling mit diesem Herz im Hintergrund für die Ewigkeit festgehalten.

Ein paar Tage später war Puerto de la Cruz unser Ziel. Ich habe normalerweise gar keine Lust mit der Maske durch eine Stadt zu spazieren aber für diese wunderschöne Beleuchtung hat es sich ausgezahlt. Ich glaube, zu diesen Fotos muss ich nicht viel erzählen, ihr könnt euch die Stimmung ganz sicher selbst vorstellen.

Der Brunnen auf der Plaza del Charco ist mit einem traumhaft schönen Sternendach überspannt und im Wasser spiegeln sich die Sterne wieder. Fast wie in einem stillen, spiegelglatten Bergsee. Oder doch eher wie in einer kleinen Wasserpfütze?

Ein paar hundert Meter weiter betritt man die Szene einer Märchenwelt. Ich habe in all den vergangenen Jahren noch nie eine schönere Weihnachtsbeleuchtung gesehen. La iglesia Nuestra Señora de la Peña de Francia, und der Platz rund um die Kirche sind in magisches Licht getaucht. Für die Märchenstunde fehlt nur mehr ein alter, bärtiger Geschichtenerzähler, der mit sonorer Stimme eine Weihnachtsgeschichte aus einem dicken Buch vorliest.

„Weihnachten ist keine Jahreszeit – sondern ein Gefühl.“ schrieb Edna Ferber vor vielen Jahren. Viele von uns sind vor allem heuer einfach genervt, gestresst und kaputt. Sie haben zu nichts mehr Lust, wenn es Ziele gibt sind sie in eine weite, unbekannte Zukunft verlegt worden – oder ganz verschwunden. Aber das ist einfach falsch. Denn der Zauber des Lebens und des Glücks ist nach wie vor da. Wir müssen nur die Augen auf machen!

So, jetzt wird es aber wirklich Zeit für mich, sonst sitzen wir heute Abend ohne romantische Beleuchtung und nur mit dem halben Abendessen am Tisch. Das geht heute aber gar nicht. Und noch etwas – ich bin mir sicher, dass das Christkind – oder von mir aus auch der Weihnachtsmann – auf niemanden vergessen wird. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es uns sogar in Spanien, irgendwo auf einer kleinen Insel im Atlantik, gefunden hat. Ich wünsche euch von ganzem Herzen Frohe Weihnachten! ¡¡Feliz Navidad!!

Weihnachtslied, chemisch gereinigt
geschrieben im Jahr 1928

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist’s noch nicht so weit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden,
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden,
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bisschen durch die Straßen!
Dort gibt’s Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen –
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt’s an Holz!
Stille Nacht und heilge Nacht –
Weint, wenn’s geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Erich Kästner

6 Gedanken zu “Weihnachten im Jahr 2020

  1. kybde

    Wieder ein gelungener Beitrag der die Stimmung aufzuhellen vermag. Die Wintersonnwende ist vorbei. Wir können uns also auf die kommenden, lichteren Tage freuen. Besonders auf die damit einhergehenden immateriellen Ereignisse.
    Liebe Grüße aus BuenPaso

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