Der Sandteppich von La Orotava

Am 27. Juni 2019 feiert La Orotava ein ganz besonderes Jubiläum. Die Tradition vor dem Rathaus einen Sandteppich zu schaffen, jährt sich zum einhundertsten Mal. ¡Este año, además, el magno tapiz de la plaza del Consistorio cumple su primer centenario!

Don Felipe Machado und Benitez de Lugo, gestalteten im Jahr 1919 den ersten Teppich für Corpus Christi auf dem Platz des Rathauses von La Orotava. Damals bestand der Teppich noch aus Blumen und nicht aus Sand. In den darauf folgenden Jahren hat sich allerdings viel geändert, denn die Herstellung der vergänglichen Sandteppiche zu Fronleichnam, ist das Ergebnis der guten Zusammenarbeit von Hunderten von Künstlern und Handwerkern, die seit mehr als einhundert Jahren dafür arbeiten.

Sandteppiche aus den Jahren zwischen 1915 bis 1930

Der aktuelle Teppich ist fast 1.000 Quadratmeter groß und wie immer, stammt der Sand dafür aus den Cañadas des Teide. Seit mittlerweile 27 Jahren ist José Manuel Alonso für den färbigen Sand verantwortlich. Mit einer Gruppe von Kollegen holt er die Steine, die anschließend zu Sand vermahlen werden, aus dem Nationalpark. Ein paar Eimer, eine Schaufel, ein Sieb und eine Hacke sind die Werkzeuge, die die Männer für diese Arbeit benötigen.

Es gibt zweiundzwanzig reine Naturfarben und alle weiteren Farbnuancen werden durch das Mischen der Farben erzeugt. Die Steine werden an ungefähr acht verschiedenen Stellen gesammelt und es wird immer darauf geachtet, dass so wenig wie möglich in die Natur eingegriffen wird. Zum Glück gibt es auch im geschützten Nationalpark Erosionen, Wind und Schneeschmelze, die dafür sorgen, dass die Natur den Boden für lose Steine sorgt und damit, sozusagen ein bisschen Hand in Hand, mit dem Menschen arbeitet. Die Alfombristas von La Orotava sind übrigens die einzigen Künstler, die diese Genehmigung haben.

So wird der Teppich also aussehen. Der Teppich ist zwar ebenfalls in drei Abschnitte unterteilt, aber heuer wird es keine zwei Seitenbilder geben. Der Hauptteil besteht aus einem Dreieck, in dem das religiös-soziale Motiv Platz gefunden hat. Das Thema lautet “la Palabra de Dios y la ayuda al prójimo” frei übersetzt – Gottes Wort und die Nächstenliebe. Die Szene symbolisiert eine Predigt Jesus zu den Menschen. Der Heilige Franziskus von Assisi, San Francisco de Asís, ist auf diesem Bild im Vordergrund zu sehen. Er erinnert an die Ankunft der Franziskaner in La Orotava vor fünfhundert Jahren und die Gründung des Convento de San Lorenzo. Das Kind, das um Hilfe bittet, ist ein Symbol für alle, die humanitäre Hilfe und Unterstützung in der Welt brauchen. Der kleine Junge repräsentiert Tausende von Flüchtlingen, Bettler, Einwanderer.

Der zweite Bestandteil ist ein großes Rechteck ​​hinter dem Dreieck. Die zwei bunten Formen in den Ecken sind ein Teil der Skizze des Motivs des ersten Teppichs von Don Felipe Machado und Benítez de Lugo im Jahr 1919. Auf diesem Foto seht ihr allerdings erst die Umrisse davon.

Don Felipe Machado und der Entwurf für seinen ersten Teppich

Eingerahmt wird das ganze Gemälde mit wunderschönen Blumenbildern. Der bunte Blütenkranz vereint die Vergangenheit mit der Gegenwart. Um diese Kombination zu noch einmal zu unterstreichen, besteht der Teppich wie immer aus Sand, doch zusätzlich wurden auch andere Elemente wie Schilf, Blütenblätter oder Eukalyptus, wie sie vor hundert Jahren von Felipe Machado verwendet wurden, eingefügt,

Wie jedes Jahr habe ich mir den Teppich schon am Montag vor dem großen Tag angesehen und am meisten beeindruckt hat mich das Gesicht des kleinen Jungen. Der Teppich ist vier Tage vor dem Donnerstag natürlich noch nicht ganz fertig, aber trotzdem ist es faszinierend, die Bilder aus der Nähe zu betrachten.

Über die Sandteppiche und die Künstler des Vereins ArteArena gibt es noch viel zu erzählen und glaubt mir, es sind viele spannende Geschichten. Einige davon könnt ihr in meinen Blogbeiträgen der letzten Jahre nachlesen und auf den Rest müsst ihr leider noch geduldig warten. Was soll ich tun? Ich könnte euch in den nächsten Jahren ja nichts mehr erzählen. Eine Geschichte erzähle ich euch noch und zwar deshalb, weil der Sandteppich gestern durch den Regen beschädigt worden ist.

© Jorge M. González Diario de Avisos

Es wird im Netz ja heiß darüber diskutiert was man besser hätte machen können und wer die Schuld am Schaden trägt. Im Grunde genommen ist es logischerweise kein Wunder, dass es überhaupt dazu kommen konnte, denn seitdem keine großflächige Plane mehr über den gesamten Platz gespannt ist, ist das Wasser, das in Tropfen vom Himmel fällt ein Problem für die Sandbilder, die jetzt durch drei einzelne Zelte geschützt werden. Die Zeltdächer schützen zwar die Künstler vor Sonne, aber falls es während der Wochen, in denen gearbeitet wird doch einmal regnen sollte, rinnt das Wasser eben auch Richtung Boden und löst sich nicht in Luft und Nebel auf. So lauten die Gesetze der Natur…

Die erste großflächige Markise ist allerdings erst 1979 angebracht worden. Davor mussten die Alfombristas unter freiem Himmel arbeiten und das Kunstwerk war vollkommen ungeschützt.

La Orotava in den 60er Jahren

Als vor drei ein paar Jahren fast alle großen Palmen rund um den Platz wegen Schädlingsbefall um geschnitten werden mussten, wurde die große Plane durch einzelne Zelte ersetzt. Die perfekte Lösung ist das sicher nicht und ich bin gespannt, wie und wann die Stadt dieses Problem lösen wird. Doch das ist dann ebenfalls eine andere Geschichte…

26. Juni 2019

… und als krönenden Abschluss – hier ein Foto vom fast fertigen Teppich 2019. Die Alfombristas haben bis in die späten Abendstunden von gestern noch gearbeitet und die Schäden des Regens korrigiert und das wunderschöne Sandgemälde fertig gestellt…

3 Gedanken zu “Der Sandteppich von La Orotava

  1. Pingback: Corpus Christi – nach dem Fest… | Teneriffa – InselLEBEN einmal anders …

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